Jubiläum
„Hope & Despair“: Interreg fördert grenzüberschreitende Erinnerungskultur
„Hope & Despair“: Interreg fördert grenzüberschreitende Erinnerungskultur
Interreg fördert grenzüberschreitende Erinnerungskultur
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Der Abbau von grenzüberschreitenden Barrieren am Fehmarnbelt, die Zusammenarbeit der Rettungsdienste beider Länder oder das Netzwerken unter Museen: Interreg-Projekte sollen für mehr Zusammenhalt über die Grenze hinweg sorgen. Das Förderprogramm feiert im März sein 10-jähriges Jubiläum. In einem aktuellen Projekt geht es um den Zweiten Weltkrieg.
„Wir haben uns jetzt alle kennengelernt und sind gerade in den Arbeitsprozess gestartet“, verrät Erling Mario Madsen, Betriebsleiter im Fröslevlager über das Interreg-Projekt „Hope & Despair“ (Hoffnung und Verzweiflung). Es hat zum Ziel, sieben Museen und Orte des Zweiten Weltkriegs zusammenzubringen.
Erinnerungskultur aufrechterhalten
Es geht im Kern darum, die Erinnerungskultur aufrechtzuerhalten und eine transnationale Erinnerungskultur zu schaffen. Dabei sollen die unterschiedlichen Perspektiven Deutschlands als „Täterland“ und Dänemarks als „Opferland“ auf den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg berücksichtigt werden.
Die Verantwortlichen der Gedenkstätten und Museen arbeiten dafür mit Bildungseinrichtungen und Tourismusverbänden auf beiden Seiten der Grenze zusammen. Sie sollen ausloten, wie die historischen Orte interessanter für Besuchende werden können.
Interreg Deutschland-Dänemark feiert 10 Jahre
Es ist eines von mittlerweile 105 Projekten, das seit 2014 durch Interreg Deutschland-Dänemark gefördert wurde. „Hope & Despair“ bekommt insgesamt etwas mehr als 9,8 Millionen Kronen aus dem aktuellen Fördertopf für die Jahre 2021 bis 2027.
Im März 2014 fing alles mit dem Interreg-Programm 5A an. Am 25. Juni 2015 konnten dann die ersten neun Projekte genehmigt werden. Das Gedenkstätten-Projekt fällt bereits in das Programm 6A. Ende 2022 wurde die Förderung zugesagt.
Kick-Off im vergangenen Mai
Seit Mai 2023 arbeiten die verschiedenen Akteure der Weltkriegsmuseen nun zusammen. „Wir kannten uns vorher ein wenig, aber hatten keine direkte Zusammenarbeit. Wir haben daher hohe Erwartungen an das Projekt“, so Madsen gegenüber dem „Nordschleswiger“.
Drei Arbeitsfelder
Neben den Gedenkstätten Neuengamme, Husum-Schwesing und Ladelund, dem jüdischen Museum in Rendsburg sowie den Tourismusagenturen Destination Sønderjylland, Destination Trekantområdet und Flensburger Förde, arbeiten außerdem das UC Syd, die Universität Flensburg, die FH Kiel und die Designschule Kolding sowie weitere Partner zusammen an dem Projekt.
„Momentan gibt es drei Arbeitsfelder – Schule, Tourismus und einmalige Events“, sagt Madsen. Um mehr Menschen in die Gedenkstätten und Museen zu bekommen, gebe es Ideen wie etwa gemeinsame Schulpakete und Veranstaltungen, aber auch eine App, die einem auf dem Weg von einem zum anderen Gedenkort die Geschichte näher bringt, so der Betriebsleiter. Konkreter ist es bislang nicht. „Wir sind gerade erst gestartet, es gibt noch keine fertigen Produkte.“
Hilfe bekommen die Gedenkstätten auch von Expertinnen und Experten. „Wir sind Projektpartner geworden, weil wir uns mit Interkulturalität sehr gut auskennen und uns wissenschaftlich mit transnationaler und digitaler Erinnerungskultur beschäftigen“, erklärt Prof. Dr. Hedwig Wagner, Professorin für Europäische Medienwissenschaft an der Universität Flensburg, in einer Pressemitteilung.
Ein umfangreiches Projekt. Das bestätigt auch Madsen, der für die Zukunft hofft, dass im Ergebnis eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit bleibt.
Grenzübergreifende Netzwerke etablieren
Grenzüberschreitende Netzwerke. Das ist es, was Interreg tun soll. Menschen in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und grüne Entwicklung, Bildung, Tourismus und funktioneller Zusammenarbeit verbinden. Etwas mehr als eine Milliarde Kronen sind dafür in den vergangenen zehn Jahren ausgeschüttet worden, um mehr als 600 Partnerorganisationen in der Grenzregion zusammenzuführen.
„Wir sind in den vergangenen 10 Jahren zu einer Programmregion zusammengewachsen und unsere vielen spannenden Projekte haben tolle Ergebnisse erreicht“, sagt Lewe Kuhn, Leiter des Interreg-Sekretariats in Krusau (Kruså) laut einer Pressemitteilung zum Jubiläum. Auch in den kommenden Jahren wolle man gemeinsam mehr erreichen – „zum Wohle unserer einzigartigen deutsch-dänischen Region.“
Einige ausgewählte frühere und aktuelle Projekte
- German-Danish Innovation (GDI). Das Projekt wird in der Fehmarnbeltregion eingesetzt und soll die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen fördern und grenzübergreifend Firmen, Investitionen und Kompetenzen bündeln.
- Die Projekte „Kultkit“ und „KursKultur“ tragen dazu bei, deutsch-dänische Begegnungen zu fördern, um sprachliche und kulturelle Barrieren abzubauen. Ähnlich ist das Projekt „Bildungsregion“ (Dannelsesregion) aufgestellt. Hier geht es jedoch um ein Bildungsnetzwerk zwischen Bildungs-, Wirtschafts- und Kulturakteuren.
- Im Projekt „Gefahrenabwehr ohne Grenzen“ lautet das Motto: Die Grenze darf kein Hindernis für dringend benötigte Hilfe darstellen. So kooperieren deutsche und dänische Rettungskräfte grenzübergreifend. Das Netzwerkprojekt „DANGER112“ ist eine Folgemaßnahme aus der bisherigen Zusammenarbeit im Rahmen des Interreg-Projekts.
- Das Interreg-Projekt „Artemis“ möchte Studierende mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zusammenbringen und so Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit grenzüberschreitend fördern.
Weitere frühere und noch laufende Projekte sind hier zu finden. Welche Projekte in welchen Regionen derzeit laufen, lässt sich auf der Webseite von Interreg nachlesen.
Insgesamt können bis 2027 Projekte gefördert werden. Insgesamt stehen dafür 698 Millionen Kronen zur Verfügung. Die Bewerbungsfrist für das laufende Jahr endet am 30. April. Einen Termin für 2025 steht noch nicht fest.
Sechs von 24 Bewerbungen wurden im November 2023 genehmigt. Darunter zum Beispiel das Projekt „Poseidon“, welches sich mit den Auswirkungen von mehr Niederschlag und höheren Wasserständen auseinandersetzt – und wie sich die Regionen davor schützen können. Mit „Business-DE-DK“ sollen grenzüberschreitende Barrieren auf dem Arbeitsmarkt identifiziert werden.