Tarnkappenjet F-35
Chef des Geschwaders: Fehler können wir uns nicht leisten
Chef des Geschwaders: Fehler können wir uns nicht leisten
Chef des Geschwaders: Fehler können wir uns nicht leisten
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Seit einem halben Jahr ist Kim Kinimond Jensen Chef der Fighter Wing Skrydstrup und damit des einzigen Kampfflugzeugverbandes Dänemarks. Russlands Krieg in der Ukraine prägt auch seinen Alltag auf dem Stützpunkt, wo der Chef-Pilot angesichts der Lage in Europa mit vielen Bällen zeitgleich jonglieren und sie in der Luft halten muss.
Oberst Kinimond Jensen, Pilotenname IME, ist der neue Chef der Fighter Wing Skrydstrup. Sein Büro ist gut getarnt. Es befindet sich in einem barackenartigen Gebäude, wo die betagten Neonröhren ein kaltes Licht ausstrahlen. Es passt zur Stimmung in einem Europa, in dem wieder Krieg herrscht. Ein Krieg, der auch den Alltag auf dem Luftwaffenstützpunkt in Skrydstrup auf den Kopf stellt: „Wir haben mit Blick auf den Umfang zwar nicht mehr Aufgaben bekommen, dafür andersartige“, sagt IME.
Alt und Neu gemeinsam in der Luft
Im Unterschied zu den oftmals prächtig ausgestatteten Räumlichkeiten in öffentlichen dänischen Einrichtungen wird das Geld der Steuerzahlerinnen und -zahler auf dem Stützpunkt offensichtlich nicht in die Innenausstattung des Chefbüros investiert. Die Milliarden fließen in den größten Militäreinkauf der dänischen Geschichte: 27 Tarnkappenjets vom Typ F-35 leistet sich das Land. Und IME ist der Mann, der die Flotte – die alte F-16 und die neue F-35 – vereinen und kampfbereit machen soll.
Plan B: Erste F-35 im Herbst
Einfach ist das nicht – zumal der Zeitplan für die Implementierung des neuen Kampfflugzeugs verschoben werden musste. Eigentlich hatte die erste Maschine im Februar in Skrydstrup landen sollen. Angepeilt ist nun der Oktober 2023.
Der Unfall im Dezember in den USA mit einer F-35 vom Typ B, ein Jet mit Zweisitzer, sei allerdings nicht der Grund, wie Oberst Kinimond Jensen betont: „Von der Verspätung haben wir seit etwa einem Jahr gewusst.“
Ob der Zwischenfall in den USA Folgen für die Auslieferung der Jets an Dänemark haben wird, das steht in den Sternen, signalisieren das dänische Verteidigungsministerium und der Wing-Chef.
IME hat auch so genug um die Ohren. Aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa hat Dänemark beschlossen, mit der Ausmusterung seiner F-16-Flotte nach fast 43 Jahren im Einsatz noch ein paar Jahre zu warten. Das militärische Kunststück besteht jetzt darin, mit den beiden Tarnkappenjet-Typen eine kampfbereite Flotte aufrechtzuerhalten: „Fehler können wir uns nicht leisten“, sagt Kinimond Jensen.
So viele F-16 wie nie zuvor kampfbereit
Nie zuvor hat das Jagdgeschwader so viele „scharfe“ Missionen wie in den vergangenen Monaten durchgeführt – und nie zuvor standen auf dem Stützpunkt derart viele F-16 in Bereitschaft.
Über 42 Maschinen verfügt die Basis – 30 davon müssen jederzeit einsatzbereit sein. Denn seit dem russischen Überfall auf die Ukraine herrscht auch im nordschleswigschen Skrydstrup erhöhte Bereitschaft: Luftüberwachungsmissionen auf Bornholm, anfangs nur wenige Tage auf einmal, später rund um die Uhr und Nato-Flüge in Polen sowie die Fortbildung der Mannschaft haben die Wing auch personell herausgefordert.
Kein ruhiges Jahr
„Dass 2023 ein ruhiges Jahr wird“, ließ der Oberst seine Truppe zur Neujahrsparole wissen, „das kann ich euch nicht versprechen.“
Die Vorbereitung für den Empfang der neuen Jets läuft auf Hochtouren.
„Bevor die F-35 an uns übergeben werden, stellen sie eigens dafür ausgebildete Piloten auf den Prüfstand“, so der Oberst in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.
Eine dänische F-35 kommt – wenn sie kommt – nicht allein, sondern paarweise oder zu viert auf den Luftwaffenstützpunkt der Fighter Wing Skrydstrup. Sechs Jets sollen ab Herbst 2023 an Dänemark geliefert werden; eine siebte Maschine soll bald schon folgen.
Vier Flugsimulatoren für die F-35
Um die Piloten auf das, was IME „den besten Jet der Welt“ nennt, vorzubereiten, installieren Fachleute vier neue Flugsimulatoren für den jüngsten Spross am Stamm auf dem Kampfflugzeugstützpunkt. Dort haben nicht zuletzt die Sicherheitsvorkehrungen neue Dimensionen erreicht: Der Fliegerhorst erinnert heute an das Fort Knox.
Mythos aus Metall
Kein Wunder also, dass die F-35 schon jetzt, lange vor ihrer Landung, von einem gewissen Mythos umgeben ist. Normalsterbliche dürfen nicht zu hoffen wagen, einen Blick ins Cockpit zu erhaschen: Zu hoch sind die Auflagen des US-amerikanischen Rüstungskonzerns Lockheed Martin.
Mockup für 5 Millionen Kronen
Doch einen Hoffnungsstrahl gibt es am F-35-Firmament: Die Luftwaffe hat eine Nachbildung des Kampfjets aus Glasfiber im Maßstab 1:1 in Auftrag gegeben, einen Mockup. Kostenpunkt: circa 5 Millionen Kronen. Das Modell soll künftig auf dem Stützpunkt stehen und Gästen zu besonderen Anlässen F-35-Einblicke gewähren. Wann das Vorführmodell geliefert wird, Oberst IME ahnt es nicht, aber er ist es gewohnt, mit zahlreichen Unbekannten zu operieren.
„Danish Air Show“ kommt nach Skrydstrup
Fest steht dafür ein Termin, der über die Grenzen hinweg die Herzen von Technik-Nerds höherschlagen lassen dürfte: Im Sommer 2024 ist die Fighter Wing Skrydstrup nach vielen Jahren erneut Gastgeberin der „Danish Air Show“, das größte Event des Landes mit mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern.