Stadtgestaltung

Beton statt Baum am Aastrupvej: Bauplan erntet Kritik

Beton statt Baum am Aastrupvej: Bauplan erntet Kritik

Beton statt Baum am Aastrupvej: Bauplan erntet Kritik

Hadersleben/Haderslev
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Bauinvestor Torben Arevad, hier zu sehen vor seiner Wohnsiedlung Kløften Park, hat einen Plan für den Ausbau seiner Anlage am Aastruper Weg (Archivbild). Foto: Ute Levisen

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Neue Bebauungspläne für die Haderslebener Wohnanlage Kløften Park sorgen für Unmut. Neben Anwohnerprotesten rückt dabei die alte Esskastanie im Garten der früheren deutschen Bücherei erneut in den Fokus.

Bauherr Torben Arevad hat erneut ein Projekt für seine Wohnsiedlung Kløften Park am Aastruper Weg (Aastrupvej) in Hadersleben vorgelegt. Der Unternehmer plant neben zwei Neubauten die Renovierung der bestehenden Gebäude, in denen fünf weitere Wohnungen entstehen sollen. 

Dafür wären Ausnahmegenehmigungen von der Bebauungsvorschrift erforderlich, unter anderem hinsichtlich der maximal erlaubten Stockwerkzahl und der Größe der bebaubaren Flächen.

Die Esskastanie im Garten der früheren deutschen Bücherei am Aastrupvej 9, zu sehen hinter der Laterne (Archivbild) Foto: Ute Levisen

Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt der Esskastanie

Ein Detail der Debatte ist erneut die alte Esskastanie im Garten der früheren deutschen Bücherei am Aastruper Weg 9. Offiziell gilt der Baum nicht als schützenswert, doch die Bürgerinitiative „Trægruppen i Haderslev“ setzt sich für seinen Erhalt ein und plädiert dafür, dass die Kastanie und andere erhaltenswerte Bäume künftig in Bauplanungen berücksichtigt werden.
 

Kommunalratsabgeordnete Helene Hellesøe Appel von der Partei Einheitsliste plädiert für mehr Grün statt Beton (Archivbild). Foto: Ute Levisen

Grünflächen und Baumschutz auf dem Prüfstand

Dafür spricht sich auch Kommunalpolitikerin Helene Hellesøe Appel von der Partei Einheitsliste aus. 

„Die Kastanie sollte unter Denkmalschutz gestellt werden.“ Sie kritisiert überdies das Bauvorhaben, da es zu massiv sei und zu viel Grünfläche schlucken würde. „Wir sollten grüne Flächen im städtischen Raum bewahren und nicht für Neubauten nutzen.“

Die Kommune hat vor drei Jahren einen Bebauungsplan für den Aastruper Weg verabschiedet, der mit seinen Prachtvillen als einer der schönsten Straßenzüge des Landes gilt. 

Carsten Leth Schmidt, Vorsitzender des kommunalen Ausschusses für Technik & Klima, hält das Schicksal der Echten Kastanie für besiegelt. Das Unheil habe mit der Verabschiedung des Bewahrungsplans vor drei Jahren seinen Lauf genommen, sagt er. Foto: Ute Levisen

SP: „Krass, das Bewahrung zu nennen“

Fragt man den Vorsitzenden des Ausschusses für Technik und Klima, Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei (SP), hat dieser Plan wenig mit Bewahrung zu tun: „Dieser Plan kann mit einem zulässigen Bebauungsprozent von bis zu 50 Prozent das ursprüngliche Erscheinungsbild des Aastruper Wegs gar nicht bewahren. Die aktuell geplante Bebauung von 53,7 Prozent ist daher Peanuts. Es ist schon krass, diesen Plan bewahrend zu nennen.“

Schicksal des Baums scheint besiegelt

Das Schicksal des alten Baumes scheint besiegelt zu sein: „Fachliche Argumente sprechen laut Bauherr gegen die Bewahrung der Esskastanie. Das Unheil hat damit begonnen, dass die Kommune vor drei Jahren in ihrem bewahrenden Bebauungsplan, der das Bebauungsprozent regelt, die Esskastanie nicht als schützenswert eingestuft hat – und das Baufeld so nie hätte geplant werden dürfen“, so Leth Schmidt.

Er hoffe nun, dass sich der Bauherr etwa für einen Parkkeller unter den geplanten Neubauten entscheiden wird: „Das würde das Projekt zwar verteuern, aber – zumindest theoretisch – mehr Grünfläche für Kløften Park den Weg ebnen.“

Helge C. Jacobsen, Vorsitzender des Kulturerbe-Vereins, hat es sich wie sein Verein zur Aufgabe gemacht, über das kulturelle Erbe der Domstadt zu wachen. Der pensionierte Psychologe hat ein Buch über den Aastruper Weg (Aastrupvej) veröffentlicht, der mit seinen vielen Patriziervillen als einer der schönsten Straßenzüge Dänemarks gilt (Archivbild) Foto: Ute Levisen

Protest gegen Bauprojekt

Unterdessen regt sich unter einem Teil der Anwohnerschaft am Aastruper Weg und im Verein Kløften Festival Widerstand, wie ein Blick auf die Antworten aus der Anhörungsphase zeigt. Ein Kritikpunkt ist die Dimension des Vorhabens. Damit würde das Projekt nicht nur größer ausfallen als in der aktuellen Bebauungsvorschrift vorgesehen, sondern auch zulasten der Grünflächen gehen, lautet ein Argument.
 

Der Verein Kløften Festival und der Schützenverein „Haderslev Skydeselskab“ warnen vor verkehrstechnischen Problemen, da die schmale Straße Gammelting, die von Schulkindern und Fußgängern stark frequentiert wird, den zusätzlichen Verkehr, der durch den geplanten Neubau am Aastrupvej (Foto) entsteht, nicht aufnehmen könne, wie aus ihren Antworten in der Anhörungsphase hervorgeht (Archivbild). Foto: Ute Levisen

Kritik an Plänen für „massiven“ Neubau

Helge C. Jacobsen ist Autor eines Buches über den Aastruper Weg und zugleich Vorsitzender des Denkmalschutzvereins „By & Land Haderslev“. Er moniert, dass die „hohe und massive Gebäudemasse“ das architektonische und ästhetische Erscheinungsbild des Aastruper Wegs beeinträchtigen werde.

Entscheidung vertagt

Die finale Entscheidung über das Projekt steht noch aus. Der Ausschuss hat das Bauvorhaben vertagt und fordert vom Bauherrn eine Visualisierung des Projekts aus der Perspektive der Kreuzung Gammelting sowie von der technischen Verwaltung der Kommune Vorschläge zur Lösung der verkehrstechnischen Herausforderungen, die durch eine Umsetzung des Vorhabens entstehen würden.

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