Thema der Woche: Prüfungszeit in Nordschleswig

Prüfungen aus Lehrerperspektive: „Auch wir sind nervös“

Prüfungen aus Lehrerperspektive: „Auch wir sind nervös“

Prüfungen aus Lehrerperspektive: „Auch wir sind nervös“

Hadersleben/Haderslev
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Kim Hoffmann Bjerringgaard ist seit 25 Jahren als Lehrer tätig und hat schon viele Abschlussprüfungen miterlebt. Foto: Karin Riggelsen

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Prüfungen sind gemeinhin eine nervenaufreibende Angelegenheit, doch wie kommen eigentlich die Lehrerinnen und Lehrer durch die Examenszeit? „Der Nordschleswiger“ ist dieser Frage in einem Interview mit Kim Hoffmann Bjerringgaard, Lehrer der 9. Klasse an der Deutschen Schule Hadersleben, nachgegangen.

Für viele Schülerinnen und Schüler bedeuten Prüfungen vor allem eines: Stress. Doch nicht nur für die Prüflinge ist die Examenszeit aufregend, wie Lehrer Kim Hoffmann Bjerringgaard von der Deutschen Schule Hadersleben (DSH) im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ verrät.

Er hat mit seiner 9. Klasse die Prüfungsphase soeben hinter sich gebracht und weiß zu berichten, dass eine Prüfungssituation auch für die Lehrenden mit Aufregung verbunden ist. „Natürlich sind auch wir nervös“, sagt Kim Hoffmann Bjerringgaard, „und zwar in mehrerer Hinsicht. Zum einen, weil wir uns fragen, ob es unseren Schülerinnen und Schülern gut geht, aber auch, weil wir als Klassenlehrer in gewisser Weise ja ebenfalls geprüft werden.“

Fachlicher Austausch als Inspirationsquelle

Der erfahrene Lehrer unterrichtet an der deutschen Schule in Hadersleben die Fächer Englisch, Geschichte, Gesellschaftskunde, Religion und Dänisch. Letzteres sei aus Lehrerperspektive ein besonders kompliziertes Prüfungsfach mit einem komplexen Regelwerk, so Hoffmann Bjerringgaard: „Da fragt man sich dann, ob man auch an alles gedacht hat.“

Als Prüfer ist man immer auch ein bisschen Psychologe. Man muss ein gutes Situationsgespür haben und wissen, welcher Typ Schüler einem gegenüber sitzt.

Kim Hoffmann Bjerringgaard, Lehrer

Am meisten genieße er daher, ab und an in die Rolle des Zweitprüfers zu schlüpfen. „Natürlich stellt man sich auch hier die Frage, ob man gut genug vorbereitet ist. Aber man ist definitiv weniger aufgeregt, weil nicht der eigene Unterricht mitgeprüft wird“, sagt der Klassenlehrer. Außerdem freue er sich auf den fachlichen Austausch mit den Kollegen: „Der kollegiale Austausch ist Gold wert. Da nimmt man jedes Mal viele Ideen mit nach Hause.“

Prüfer und Psychologe zugleich

Seit 25 Jahren arbeitet Kim Hoffmann Bjerringgaard bereits als Lehrer und hat in dieser Zeit schon viele mündliche Prüfungen miterlebt. Er weiß daher, worauf es ankommt, wenn eine Prüfung einmal suboptimal läuft. „Als Prüfer ist man immer auch ein bisschen Psychologe. Man muss ein gutes Situationsgespür haben und wissen, welcher Typ Schüler einem gegenüber sitzt“, so der DSH-Lehrer.

Als Prüfer ist man immer auch ein Stück weit Psychologe, findet Klassenlehrer Kim Hoffmann Bjerringgaard. Foto: Karin Riggelsen

Es komme gar nicht so selten vor, dass ein Schüler oder eine Schülerin vor Aufregung aus dem Konzept kommt, meint Hoffmann Bjerringgaard: „In solchen Situationen versuche ich, die Person zu beruhigen und mit einer leichteren Frage wieder in die Prüfung einzusteigen.“ In einigen wenigen Fällen sei die Unsicherheit allerdings auch einer mangelhaften Vorbereitung geschuldet.

Nicht immer läuft es rund

Er könne sich noch gut an ein Examen erinnern, so Kim Hoffmann Bjerringgaard, in dem der Prüfling zwar recht optimistisch in die Prüfung gestartet sei, die Aufgabe jedoch völlig verhauen habe. „Ich weiß noch, es handelte sich dabei um eine Gedichtinterpretation. Die Person hatte damals unter anderem die Jahreszahl des Gedichts für den Lohn des Autors gehalten.“

Ich glaube, kein Lehrer fühlt sich gut, in einem Examen zu sitzen, in dem der Schüler oder die Schülerin sich nicht gut schlägt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Lehrkräfte gibt, die leichten oder gar fröhlichen Herzens schlechte Noten geben.

Kim Hoffmann Bjerringgaard, Lehrer

Was unterhaltsam klingt, sei in der Prüfungssituation jedoch alles andere als amüsant gewesen, so Hoffmann Bjerringgaard: „Ich glaube, kein Lehrer fühlt sich gut, in einem Examen zu sitzen, in dem der Schüler oder die Schülerin sich nicht gut schlägt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Lehrkräfte gibt, die leichten oder gar fröhlichen Herzens schlechte Noten geben.“ Dennoch komme er manchmal um die Vergabe einer weniger guten Note nicht herum. „Ich sage meiner Klasse immer: Ich bin euer Anwalt, aber ich bin auch der Anwalt des Faches.“

Fantastische Diskussionen

Doch längst nicht alle hätten Schwierigkeiten in der Prüfungssituation. Die meisten seiner Schülerinnen und Schüler schlagen sich gut, und auch positive Überraschungen habe es in dem einen oder anderen Examen schon gegeben, sagt Kim Hoffmann Bjerringgaard: „Ich habe schon fantastische Diskussionen mit Examenskandidaten und -kandidatinnen geführt, die dann natürlich auch hohe Noten bekommen haben.“

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