Kulturkommentar

„Aus Tradition Minderheit“

Aus Tradition Minderheit

Aus Tradition Minderheit

Uffe Iwersen/ BDN-Kulturkonsulent
Apenrade/Aabenraa
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BDN-Kulturkonsulent Uffe Iwersen weist in seinem Kulturkommentar auf die Bedeutungen von Traditionen für die Minderheit hin. Und er ruft die Verbände dazu auf, neue ins Leben zu rufen.

Traditionen prägen das Leben. Weihnachten, familiäre Geburtstags- oder Silvesterrituale, 1. Mai-Demonstrationen, das gemeinsame Singen beim Deutschen Tag, Roskilde Festival, Julefrokosts, Sankelmarktagung, die jährliche Fußballfahrt mit Freunden. Traditionen haben einen Sinn, denn sie geben Sicherheit, sie verschaffen Kontinuität, sie ermöglichen wiederkehrende Erfolgserlebnisse, sie schaffen unvergessliche Momente und sie gehören einfach zum Leben dazu. Traditionen sind aber natürlich auch sehr individuell und nicht jede Person ist gleich traditionsbewusst.

Für mich hat mein Minderheitenleben viel mit Traditionen zu tun: Auf Nummer 1 auf dieser Liste steht natürlich das Knivsbergfest. Dieses jährliche Ereignis hat meine Kindheit insbesondere durch den Handball, meine Jugend insbesondere durch Party und mein noch junges Erwachsenenleben durch mein berufliches und kulturelles Engagement geprägt. Als das Knivsbergfest dieses Jahr abgesagt wurde, war da dementsprechend ein sehr leeres Gefühl in mir.

Das Knivsbergfest, aber auch andere Traditionen in meinem Minderheitenleben (Sportfeste, Lottospiele, Preisbrecherpartys, Römlager etc.) haben mich positiv geprägt und mich dementsprechend an die Minderheit gebunden.

Einige dieser Traditionen sind verschwunden, haben sich verändert, neue sind hinzugekommen. Und ja, Traditionen müssen nicht auf Biegen und Brechen für immer aufrechterhalten werden. Wenn sie keinen Zweck erfüllen, müssen sie weichen. Dafür sollte man jedoch immer versuchen, neue zu schaffen, damit die nachfolgenden Generationen auch ein Traditionsgefühl entwickeln können.

Natürlich gibt es heutzutage weiterhin viele, tolle Traditionen – insbesondere in unseren Schulen und Kindergärten. Mir fehlt es jedoch an Ideen und Kreativität, neue Traditionen ins Leben zu rufen, die auf überregionalem, nordschleswigweitem Niveau, wie z. B. das Knivsbergfest, stattfinden, um unseren Kindern, Jugendlichen, Mitgliedern und Nutzern/Nutzerinnen ganzheitliche, wiederkehrende Erfolgserlebnisse mit auf den Weg zu geben und so das viel zitierte Wir-Gefühl zu schaffen bzw. zu stärken.

Mein konkreter Vorschlag ist, dass die Minderheitenverbände alle Minderheitentraditionen auf überregionaler Ebene – frühere, aktuelle und potenziell neue – auf den Prüfstand stellen und dann konkret mit sinnvollen Initiativen weiterarbeiten, die sich dann eventuell zu neuen, begeisternden Traditionen entwickeln. Zum Wohle der Minderheit.

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