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Sonderburger Ringreiten – das sind wir

Sonderburger Ringreiten – das sind wir

Sonderburger Ringreiten – das sind wir

Sonderburg/Sønderborg
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John Hansen ist beim Ringreiten dabei, seit er ein kleiner Junge ist. Wie damals alles begann, erzählt er im Gespräch. Foto: Karin Riggelsen

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Bei Freja und Maria war es die Tante, für Joan ihr mittlerweile verstorbener Mann: Hinter jedem Teilnehmenden am Sonderburger Ringreiterfest 2022 steht eine ganz persönliche Geschichte. „Der Nordschleswiger“ erzählt sie.

Joan Schmidt ist auf Alsen geboren und aufgewachsen. Seit sechs Jahren ist sie Ringreiterin. Mit jedem Ringreiterfest denkt Joan an ihren verstorbenen Mann Michael. Auch an diesem Wochenende, in Sonderburg.

„Es ist nie zu spät, für etwas Neues im Leben“

„Ich bin seit sechs Jahren aktive Ringreiterin. Mein verstorbener Mann machte beim Ringreiten mit, seit er ein kleiner Junge war. Er hat mich dazu gebracht, auch mitzumachen. Ich habe als 47-Jährige mit dem Ringreiten begonnen und bin der lebende Beweis, dass es nie zu spät ist, mit dem Ringreiten anzufangen“, sagt Joan Schmidt lachend. „Es ist nie zu spät, für etwas Neues im Leben.“

Joan Schmidt mit ihrem Pferd Casper: „Mein Mann hat mir damals ein Pferd gekauft, das idiotensicher war – und das habe ich bis heute noch.“ Foto: Karin Riggelsen

Vor drei Jahren hat sie ihren Mann verloren. Das Ringreiten ist ihr geblieben, und sie ist nach Sonderburg zurückgekehrt. „Mein Mann hat mir damals ein Pferd gekauft, das idiotensicher war – und das habe ich bis heute noch“, verrät die heute 55-Jährige.

„Diese Gemeinschaft hier, die bedeutet mir etwas“

„So habe ich erst reiten gelernt und dann Ringreiten gelernt. Seitdem bin ich dabei.“ Ihr Oldenburger Wallach Casper ist mittlerweile zwölf Jahre alt.

Ringreiten bedeutet für sie Zusammenhalt und Hygge. „Ich bin kein Wettkampf-Mensch, aber diese Gemeinschaft hier, die bedeutet mir etwas. Das Sonderburger Ringreiten ist einfach etwas Besonderes.“

Sten Thomsen reitet unter den Galgen, seit er zehn Jahre alt ist. Foto: Karin Riggelsen

Sten Thomsen kommt aus Rothenkrug (Rødekro) und ist seit 42 Jahren Ringreiter. Bei ihm war es der Vater, der ihn auf die Spur und in den Sattel brachte.

„Mein Vater war 50 Jahre lang dabei. Ich selbst habe als Zehnjähriger angefangen, beim Ringreiten mitzumachen. Ich musste aber erst das Reiten lernen, vorher durfte ich nicht mitkommen. Das war die Hausregel. Also habe ich reiten gelernt“, so der Rothenkruger.

In Sonderburg ist er mit seiner zwölfjährigen Oldenburger Stute Camma am Start.

Es sind 25 Prozent weniger Teilnehmende. Einige sind gestorben, einige haben aufgehört und es ist teuer, ein Pferd zu haben.

Sten Thomsen, Ringreiter

Dass die Anzahl an Reiterinnen und Reitern nach den Corona-Jahren stark zurückgegangen ist, erklärt er sich wie folgt.

„Es sind 25 Prozent weniger Teilnehmende. Einige sind gestorben, einige haben aufgehört und es ist teuer, ein Pferd zu haben. Ein Pferd kaufen ist auch teurer als früher. Mittlerweile bezahlt man für ein Reitpferd nicht mehr 25.000 Kronen, sondern mindestens 50.000 Kronen. Es ist ein teurer Sport geworden, und wir haben nicht mehr so viele neue Reiter.“

Für ihn bedeutet das „Zusammenhalt und Tradition. „Es ist einfach gemütlich und sehr familiär“, sagt er.

Pferde-Halter John Hansen: „Man bringt seine Stricke und seine Ketten mit, fährt zum Festplatz und legt seine Stricke aus. Die Reiter kommen da ganz von alleine.“ Foto: Karin Riggelsen

John Hansen sitzt beim Ringreiterfest in Sonderburg nicht auf einem Pferd, sondern neben mehreren Pferden. Er ist Pferde-Halter, nicht Pferdehalter. Gegen eine Gebühr von 50 Kronen können die Reiter ihre Pferde bei John abgeben – und an einer der mitgebrachten Leinen festmachen.

„Die Reiter kommen da ganz von alleine“

„Ich bin seit 54 Jahren Pferde-Halter beim Ringreiterfest“, verrät John Hansen. „Man bringt seine Stricke und seine Ketten mit, fährt zum Festplatz und legt seine Stricke aus. Die Reiter kommen da ganz von alleine“, verrät er mit einem Augenzwinkern.

„Das ist mein Hobby und ich verdiene mir bisschen was dazu.“ Mit dabei hat der 67-Jährige Leinen für bis zu 50 Pferden.

Da hat mich jemand gefragt, ob ich sein Pferd halten kann. So hat alles angefangen, vor 54 Jahren.

John Hansen, Pferde-Halter

„Die höchste Anzahl Pferde, die ich mal gehalten habe, waren 30 auf einmal", sagt der Pferde-Halter.

„Man muss man drauf aufpassen, dass die Pferde nicht ins Zaumzeug und in die Zügel kauen. Eine bestimmte Reihenfolge gibt es nicht. Ich stelle die Pferde einfach nebeneinander – und dort stehen sie dann. Still und ruhig. Aber natürlich muss man selbst auch ruhig sein. Je ruhiger der Pferde-Halter ist, desto ruhiger sind auch die Pferde.“

Als alter Hase auf dem Platz hat er seit Jahren Stammkunden, die ihm ihre Pferde anvertrauen. Wie kam er auf die Idee?

„Meine Eltern haben damals in Tumbüll ein Haus gebaut. Und in Tumbüll gab es ein Ringreiten. Ich bin hin, um zuzugucken. Mal sehen, was das war. Und da hat mich jemand gefragt, ob ich sein Pferd halten kann. So hat alles angefangen, vor 54 Jahren. Damals gab es aber nur 20 Kronen.“

Das großartige am Ringreiten ist für ihn: „Hier können einfach alle dabei sein, ob man nun reitet oder zuschaut. Alle können sich amüsieren.“

„Ich bin pensioniert, das hier ist reines Hobby“

Er ist bei etwa 20 bis 30 festen pro Sommer dabei. „Es geht im Mai los und endet im September. Ich bin fast bei allen Festen dabei. Nur manchmal überschneiden sie sich, da muss ich dann wählen.“

Für ihn ist das Pferde-Halten auf dem Ringreiterplatz ein Hobby. „Ich bin pensioniert, das hier ist reines Hobby. Man knüpft richtig viele Freundschaften. Nimmt sich auch mal auf den Arm und macht Faxen.“

60 Prozent der Teilnehmenden beim Sonderburger Ringreiten sind weiblich. Nun erhalten auch sie ein Fest. Foto: Karin Riggelsen

Die Schwestern Maria und Freja Jensen aus Mommark leben im Süden der Insel Alsen auf dem Land. Die beiden sind seit vier Jahren Ringreiterinnen.

„Es war unsere Tante Laila, die uns dazu gebracht hat. Sie hat uns gefragt, ob wir nicht mal mitreiten wollten. Und das haben wir dann gemacht“, sagt die 15-jährige Maria Jensen, die mit ihrem deutschen Sportpony Cover beim Ringreiten antrat.

Mit Tøsen und Cover am Start

 

„Wir hatten Ponys und sind geritten, also haben wir das Ringreiten zusammen mit unserer Tante mal ausprobiert“, sagt die 13-jährige Freja, die mit ihrem Pony Tøsen in Sonderburg an den Start ging.

Im dritten Jahr in Folge steht für die beiden fest: Das Ringreiten ist gekommen, um zu bleiben.

Die Sieger des Ringreiterturniers am Sonntag: Kronprinzessin Gitte Kjeldstrøm aus Toftlund, König Jesper Petersen aus Kekenis und Prinz Claus Jacob Hissel aus Tombüll. 320 Reiterinnen und Reiter gingen Sonntag an den Start, 26 Teilnehmende qualifizierten sich mit je 24 Ringen für das Finale. Foto: Karin Riggelsen
Die Gewinner des Ringreitens am Freitag (v. l.): Kronprinz Torben Kaufmann aus Wollerup, König Hary Clausen aus Guderup und dessen Sohn, Prinz Martin Clausen. 318 Reiterinnen und Reiter gingen am Freitag an den Start. Foto: Thomas Kristiansen
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