Kunstgeschichte

Friesisches Museum freut sich über Gemälde aus Sonderburg

Friesisches Museum freut sich über Gemälde aus Sonderburg

Friesisches Museum freut sich über Gemälde aus Sonderburg

Sonderburg/Sønderborg
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Renate Weber-Ehlers bei der Übergabe des Gemäldes im Friesenmuseum mit den Museumsmitarbeitern Anton Panten (Mitte) und Karl-Wilhelm Teske Foto: Renate Weber-Ehlers

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Ein Selbstbildnis des Malers Carl Ludwig Jessen ist vor Kurzem von Sonderburg über die deutsch-dänische Grenze gereist, um im Friesischen Museum ein neues Zuhause zu finden. Was es damit auf sich hat.

Jahrzehntelang hing ein Selbstporträt des bekannten Friesenmalers Carl Ludwig Jessen im Haus der Familie Weber in der Sonderburger Perlegade. Nun ging es auf Reisen. Überquerte die deutsch-dänische Grenze und landete am Rande des Kornkooges im Friesischen Museum Niebüll.

„Es hing bei uns an der Wand, solange ich denken kann“

Die Sonderburgerin Renate Weber-Ehlers vermachte das Selbstbildnis dem Museum als Schenkung. Das Gemälde war in Besitz der Familie, seit der Großvater von Renate Weber-Ehlers, Schlachter Ehlers aus Sonderburg, ein Haus am Flensburger Hafen kaufte – mit Bildern des Malers darin. „Es hing bei uns in der Familie an der Wand, solange ich denken kann“, sagt Renate Weber-Ehlers.

Die Schenkung war eine Idee ihrer verstorbenen Mutter Hildegaard. „Als meine Mutter noch lebte, hatte sie immer mal wieder davon gesprochen, dass sie dies Bild gerne dem Museum vermachen würde. Jetzt konnte das Wirklichkeit werden“, sagt Renate Weber-Ehlers. Sie fuhr mit dem Gemälde nach Niebüll, wo es mit großer Freude entgegengenommen wurde.

Statt Selfies gab es damals Selbstporträts: Carl Ludwig Jessen im Jahr 1857 Foto: Renate Weber-Ehlers

Karl-Wilhelm Teske ist Museumsverantwortlicher des ehrenamtlichen Vereins, der das Museum betreibt. Er sagt: „Wir haben in unserer Sammlung einige Bilder von Carl Ludwig Jessen. Dieses Selbstbildnis ist natürlich eine willkommene Ergänzung, über die wir uns sehr freuen. Das ist sehr interessant für uns, auch weil es ein Bildnis aus noch jungen Jahren des Malers ist, also von 1857.“

Selbstporträt hängt bereits im Pesel

Wie wertvoll das Gemälde ist, könne man schwer sagen, sagt Karl-Wilhelm Teske. „Ein solches Bild kann man natürlich nicht im Laden kaufen, das läuft meistens über eine Auktion. Ein Gemälde von Carl Ludwig Jessen, das eine friesische Küche zeigt, ist in einem Auktionshaus in Wien für 28.000 Euro verkauft worden. Es ist ja immer die Frage, wie viel einem Betrachter das Bild wert ist. Das in Euro auszudrücken, ist schwierig.“

Das Selbstbildnis aus dem Hause Weber-Ehlers ist im Museum bereits zu sehen – es hat im Pesel einen Platz gefunden. „Wir werden aber noch eine geeignetere Platzierung finden und uns darüber entsprechende Gedanken machen“, sagt der Museumsverantwortliche. Wann das Museum geöffnet hat und wo genau es liegt, diese und weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Museums hier.

 

Renate Weber-Ehlers und Karl-Wilhelm Teske Foto: Albert Panten

Carl Ludwig Jessen kam am 22. Februar 1833 in Deezbüll in der Nähe von Niebüll zur Welt. Eigentlich wollte er Tischler werden. Doch der junge Mann brach die Lehre ab, wurde Stubenmaler und begann, Porträts zu zeichnen.

1855 fiel der Gräfin von Schackenborg in Mögeltondern (Møgeltønder) eine der Arbeiten Carl Ludwig Jessens auf. Sie war so begeistert von dem Talent des jungen Malers, dass sie ihm ein Stipendium ermöglichte – woraufhin der Nordfriese an der Kopenhagener Akademie Kunst studieren konnte.

Gemälde zeigen das Leben in Nordfriesland

Carl Ludwig Jessen lebte zunächst von Auftragsarbeiten, wohnte in Nordfriesland, Berlin und Hamburg.

Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 1876, als der Schleswig-Holsteinische Kunstverein das Bild „Friesisches Thinggericht“ erwarb, das sich heute in der Kunsthalle Kiel befindet. Bis heute ist Carl Ludwig Jessen als der Friesenmaler bekannt. Seine Bedeutung liegt in der künstlerischen Wiedergabe der Wohn- und Lebensverhältnisse der Küstenbewohnerinnen und -bewohner Nordfrieslands.

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