Lokalgeschichte
Was 340 im Nydam Moor geschah: Ein Wandteppich erzählt
Was 340 im Nydam Moor geschah: Ein Wandteppich erzählt
Was 340 im Nydam Moor geschah: Ein Wandteppich erzählt
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Wie erzählt man die Geschichte eines Bootes, das 340 n. Chr. als Opfergabe in einem Moor am Alsensund abgelegt wurde? Die Mitglieder einer Handarbeitsgruppe im Verein „Nydamselskabet“ haben darauf eine Antwort gefunden.
Die Franzosen erzählen mit dem Teppich von Bayeux die Geschichte der Eroberung Englands aus normannischer Sicht, und die Wikingerfreunde auf Ostfünen bilden im Ladby-Teppich das Begräbnis eines Wikingerkönigs ab. Die Freunde des Nydambootes erschaffen nun ihr eigenes Kunstwerk: den Wandteppich von Bakkensbro.
„Wir nennen es einen Vermittlungsteppich“
Denn dort im Aktivitätscenter, in der alten Schule in Ulderup, wird das lokalhistorische Kunstwerk geschaffen. Stück für Stück, Stich für Stich.
„Wir nennen es einen Vermittlungsteppich“, sagt Lis Joan Hansen, die an der Herstellung des Teppichs mitarbeitet. „Wenn wir anderen vom Nydamboot erzählen wollen, können wir uns an die Motive auf den Teppichen anlehnen.“
Künstlerin Inger Dethlefsen aus Norburg hat die Motive gezeichnet, die nun auf den Wandteppich gestickt werden sollen.
Durch Spenden von der Stiftungen „Aage og Johanne Louis-Hansens Fond“ und dem „Nordea Fonden“, vom Lionsclub Broager-Gråsten und der Sparkasse „Broager Sparekasse“ konnte der Verein Material wie Garn und Werkzeug kaufen und den Stickkurs bezahlen.
An einem der Tische im Handarbeitszimmer erstellt Mie Hansen Schmuckbänder für die Trachten. „Wir nähen zum ersten Mal eine Tracht für Kinder, damit sich auch junge Menschen hineinversetzen können, wie es sich damals angefühlt hat.“
Sie kam über eine Anfrage zum Verein: Für das rekonstruierte „Nydam Tveir“-Boot wurden Steine zum Beschweren gesucht, und die Hansens waren gerade dabei, ihren Hofplatz umzugestalten.
„Die runden Steine von unserem Hofplatz waren gut zu gebrauchen – sie haben 60 Tonnen Steine abgeholt. Zwei Tonnen liegen im Boot, der Rest rund um das Bootshaus.“ Über den Kontakt entstand eine Mitarbeit im Verein – und seitdem genießt Mie Hansen das Miteinander in Bakkensbro.
„Hier seht ihr meinen Rolls Royce“
„Hier seht ihr meinen Rolls Royce“, sagt Grete Farre lachend und hält ihren neuen „Aufrippler“ in die Höhe. Sie hat das Teil zu Weihnachten bekommen und freut sich auf den Einsatz.
Die Handarbeitsgruppe rechnet damit, dass es noch rund zwei Jahre dauern wird, bis die Wandteppiche fertig sind. „Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir werden sehen, wann wir fertig werden – jetzt gerade machen wir große Fortschritte“, sagt Lis Joan Hansen. „Es dauert sehr lange, bis ein einziges Motiv fertig ist.“
„Das hat es mir angetan“
Pia Søndergaard sitzt an diesem Mittwochvormittag am Webstuhl. Sie erstellt aus Wolle von lokalen Schafen Sitzkissen, die der Verein selbst nutzt, aber auch verkauft. „Ich war von Anfang an dabei, als wir 2008 begonnen haben, Trachten selbst zu nähen“, erzählt Pia Søndergaard.
„Mein Mann war dabei, das Boot nachzubauen, und ich wurde gefragt, ob ich nicht in der Handarbeitsgruppe mitmachen wollte – und das wollte ich doch gerne! Und das hat es mir angetan. Ich bin jeden Mittwochvormittag dabei. Weben konnte ich vorher nicht – Ingebeth Clausen hat uns das alles beigebracht.“
Derweil legt sich Johanne Petersen die Farben zurecht, die sie in ihrem Motiv zum Üben versticken will. „Ich bin Lehrling in dieser Angelegenheit, vergiss das nicht zu schreiben“, lacht sie.
Der Bayeux-Teppich von Bakkensbro
Und so entsteht im Aktivitätscenter, Schritt für Schritt und Stich um Stich, ganz oben unter dem Dach der alten Schule, der Bayeux-Teppich von Bakkensbro.
Weitere Informationen zum Verein der Nydam-Gesellschaft gibt es hier.