Bootsbau

Die Nachfolge ist gesichert

Die Nachfolge ist gesichert

Die Nachfolge ist gesichert

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Gravenstein/Gråsten
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Norman Palm mit einem „Kanu-Polo“ aus Kohlefaser, ein Material, das das Boot extrem leicht macht. Foto: Karin Riggelsen

Der Bootsbaumeister Jochen Dunker überträgt „Toft Bådebyggeri“ an den Hamburger Norman Palm.

Vor 23 Jahren hat sich  Bootsbaumeister Jochen Dunker, Toftvej 7, mit seiner Firma  „Toft Bådebyggeri“  selbstständig gemacht. Nun ist für ihn die Zeit gekommen, die Firma abzugeben.   Das soll 2020 so weit sein. Der Prozess der Übernahme ist eingeleitet. Seit Oktober arbeitet Bootsbaumeister Norman Palm aus Hamburg in der Werft mit, wobei der Zufall eine Rolle gespielt hat.

Dunkers Frau hat eine Freundin in Hamburg, die mit der Palm-Familie bekannt ist. Der 42-jährige Palm träumt seit Jahren    von einer eigenen Bootsbauwerft. Die sind dünn gesät im Hamburger Raum, und wenn es welche gibt, sind sie fast unerschwinglich.   Da fiel  der Freundin Jochen Dunker ein.  Es erfolgte ein Anruf, Norman Palm   reiste an, und was er sah, gefiel ihm.

Die Chemie stimmte von Anfang an zwischen den Bootsbaumeistern Jochen Dunker und Norman Palm. Foto: Karin Riggelsen

Der 59-jährige Dunker dämpft seine eigene Freude: „Wie es wird, wird sich zeigen.“ Doch im Gespräch ist zu spüren, die Chemie stimmt zwischen den  beiden. Allerdings, Dunker war 23 Jahre das Alleinsein in der Werft gewohnt, unterbrochen von Kunden, die bei der Reparatur ihrer Boote mit anpackten. Ab und  an vermisst er daher schon die Stille in der Bootshalle.   „Ich bin ein Eigenbrötler. Das ist schon  eine Umstellung.“

Die ersten vielen Jahre war die Selbstständigkeit   kein Zuckerschlecken. Dunker biss sich durch. Er hatte das Glück, dass die meisten seiner Kunden aus Deutschland ihm nach Gravenstein  folgten.    Er hofft daher, dass sie (80 Prozent seiner Kunden sind Deutsche) auch seinem Nachfolger  die Treue halten.   Nur sie müssen sich an Rechnungen via Computer gewöhnen, Dunker schreibt sie  mit der Hand.

Hauptgeschäft sind Reparaturen

Das Hauptgeschäft sind Reparaturen, Neubauten sind selten. „Das ist  mir in 20 Jahren zweimal   passiert“, sagt  Norman Palm. Er ist überzeugt, dass kleine Werften, auch Einmannbetriebe,  eine Zukunft haben. Inhaber der Boote versuchen es erstmal mit einer  Reparatur, ehe sie ihr Boot entsorgen. Zudem schauen in der Werft oft Leute herein, die Ersatzteile suchen. „Bei vielen Sachen werden sie fündig“, so Dunker.  

Der zweifache Vater Palm hat zusätzlich  einen  Vorteil: Er kommt aus dem Rudersport, weiß also, wie diese Boote repariert werden müssen. Dunker  arbeitet am liebsten  mit Holzbooten,   Palm  hat sich  in den vergangenen fünf Jahren hingegen hauptsächlich mit Kohlefaser- und Glasfaser-Booten beschäftigt. Oftmals wissen die Besitzer nicht,  dass Kohlefaserboote repariert werden können.  „Das Material ist sehr speziell. Kohlefaser gibt Booten eine andere Festigkeit  und eignet sich besonders  für das Regattarudern“, weiß Norman Palm.

Ohne Handschuhe geht nichts bei Jochen Dunker. Foto: Karin Riggelsen

Aufwendig

„Diese Reparaturen sind  aufwändig, er aber kann sie reparieren“, lobt Dunker seinen Nachfolger.  Er  denkt da an den Nordschleswigschen Ruderverband (NRV) mit seinen vielen Booten.  Palm  könnte sich auch  vorstellen,  das Kanu-Polo zu verbreiten, „ein uralter Sport“.

Wie gesagt, der Prozess der Übernahme ist eingeleitet. Palm hat die dänische Zulassung, aber noch keine   „CPR-Nummer“, ohne die ein Mensch im Königreich fast nicht existiert.   Es ist auch nicht so einfach,   Dunkers  Firmennummer (CVR) an Palm zu übertragen.  Da wird Palm noch viele Gespräche mit Revisoren und   dem Grenzbüro führen müssen, ehe er mit neuem Logo seine „Palm bådebyggeri“ eröffnen kann.  

Dann wird sich Jochen Dunker  aus seinem Lebenswerk zurückziehen, um an seiner Privatadresse weiterzumachen, auch mit anderen Aufgaben. So hat er  für  die Schulfreizeitordnung der Förde-Schule eine „Burg ohne Ecken  und  Kanten“ gebaut.

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