Jubiläum

60 Jahre zwischen Sonderburg, Grönland und Auslandseinsätzen

60 Jahre zwischen Sonderburg, Grönland und Auslandseinsätzen

60 Jahre zwischen Sonderburg, Grönland und Auslandseinsätzen

Sonderburg/Sønderborg
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Renate Weber-Ehlers ist in der deutschen Minderheit in Sonderburg aufgewachsen. Foto: Sara Eskildsen

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Renate Weber-Ehlers begeht am 1. Oktober ihren 60. Geburtstag. Die Sonderburgerin hat im Laufe ihres Lebens mehrmals im Ausland gewohnt.

Am 1. Oktober 1963 kam Renate Weber-Ehlers in Sonderburg zur Welt. Nach nunmehr sechs Jahrzehnten lebt sie wieder im Haus an der Perlegade, in dem sie und ihre drei Geschwister groß geworden sind. In der Zwischenzeit hat Renate Weber-Ehlers immer wieder im Ausland gelebt und gearbeitet.

Nachdem sie den deutschen Kindergarten und die deutsche Schule in Sonderburg besucht hatte, legte Renate Weber-Ehlers ihr Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig ab. Nach einem Au-Pair-Aufenthalt in den USA und Arbeit bei ihrem Onkel in dessen Sonderburger Schlachterei machte sie zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester in Flensburg (Flensborg). Doch bereits während der Zeit am Diako-Krankenhaus wurde ihr klar, dass sie Ärztin werden wollte.

Sie studierte Medizin in Odense und Aarhus. Nach ihrem Hochschulabschluss legte sie ihren Wehrdienst beim dänischen Militär ab, wo sie die Ausbildung zum „Militær reservelæge af  2. grad“ absolvierte. Im Rahmen der Ausbildung war sie im Panzerbataillon des „Sjællandske Livregiment“ in Slagelse als Zugführerin tätig.

Taucherschein und Auslandseinsätze

„Als Frau konnte man den Wehrdienst damals freiwillig ableisten. Mir ist das damals empfohlen worden, um gewisse Führungskompetenzen zu erwerben, die in der zivilärztlichen Ausbildung fast völlig fehlen.“

Nach dem Wehrdienst durchlief sie die zivilärztliche Grundausbildung (Turnus) im Frederiksborg-Amt. Anschließend diente sie als Militärärztin an der Taucherschule der dänischen Marine in Kopenhagen (Holmen). Dort absolvierte sie auch eine gewerbliche Taucherausbildung.

Durch ihre militärische Ausbildung hatte sie nicht nur die Möglichkeit an SAR-Einsätzen (Search and Rescue) teilzunehmen, sondern auch die Möglichkeit, zu den internationalen Einsätzen der dänischen Streitkräfte im Kosovo (KFOR), Irak (OIF) und Afghanistan (ISAF) beizutragen.

2017 kehrte Renate Weber-Ehlers nach mehreren Jahren im Ausland zurück nach Sonderburg. Im Hintergrund zu sehen ist ihr Elternhaus und ihr Zuhause an der Perlegade. Foto: Sara Eskildsen

Zivil arbeitete sie unter anderem als Ärztin in Kopenhagen, Hjörring, Aaalborg und auch am Gichthospital in Gravenstein (Gråsten). Die Ausbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin erhielt sie in Grönland und auf den Färöern. Erst 2017 kehrte sie mit festem Wohnsitz wieder nach Sonderburg zurück, wo sie ihrer Mutter in den letzten Lebensjahren eine tägliche Stütze war. Hildegard Weber starb im August 2022.

„Ich bin froh, dass ich ihr den Wunsch erfüllen konnte, im eigenen Zuhause zu sterben“, sagt Renate Weber-Ehlers, die seit ihrer Rückkehr nach Sonderburg als Allgemeinmedizinerin hauptsächlich in der Nachtschicht des ärztlichen Breitschaftsdienstes in der Region Süddänemark arbeitet.

Sprachen lernen steht auf der Wunschliste

„Es passt mir gut, nachts zu arbeiten“, stellt sie fest. „Dann ist tagsüber mehr Zeit für die Dinge, die ich machen möchte.“ Unter anderem Sprachen lernen steht auf der Wunschliste der kommenden Jahre. „Ich weiß nicht, wie oft ich angefangen habe, Italienisch und Französisch zu lernen.“

Das Reisen ist weiterhin Teil ihres Lebens – zum Geburtstagsinterview serviert sie frisches Mandelgebäck aus Italien, das sie vor einigen Tagen von einer Italien-Reise aus Apulien mitgebracht hat. Italienisch spricht sie zwar nicht, aber durch ihre Liebe zu italienischen Opern hat sie die Sprache gut kennengelernt.

Wunsch nach Ruhe und Gesundheit

Eigentlich habe sie ja Opernsängerin werden wollen, verrät Renate Weber-Ehlers. Zeitgleich zum Medizinstudium bewarb sie sich am Musikkonservatorium. Sie bestand die Aufnahmeprüfung, entschied sich dann aber doch für den Weg einer Ärztin. „Aber es war schön zu wissen, dass man es sich nicht nur eingebildet hat, dass man gut singen kann“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu.

Renate Weber-Ehlers ist Vorsitzende des Sonderburger Frauenbundes und sitzt im Vorstand der Stiftung Mariaheim. Nach einigen turbulenten Jahren in Verein und Stiftung wünscht sie sich in den kommenden Lebensjahren vor allem eines: „Gesundheit und geordnete Verhältnisse“, sagt sie.

Die Wohnung ihrer Mutter lässt sie nach und nach renovieren, sodass sie aus ihrem Apartment darüber einen Stock tiefer ziehen kann.

Die Jubilarin hätte Opernsängerin werden können, entschied sich aber für einen Lebenslauf als Allgemeinmedizinerin. Foto: Sara Eskildsen

 

Entspannung findet sie im Singen und im kleinen Garten hinter dem Haus an der Perlegade, in dem kurz vor ihrem Geburtstag noch immer die gelbe Lieblingsrose ihrer Mutter blüht. „Dieser Strauch hat immer zum 1. Juni, am Geburtstag der Mutter meiner Mutter, geblüht. Ich habe am 1. Oktober Geburtstag, und meine Mutter hatte am 1. Dezember Geburtstag. Daran erinnert mich diese Rose immer besonders.“

Eine eigene Familie hat Renate Weber-Ehlers nicht gegründet. „Es hat sich halt so ergeben. Mit Familie hätte ich kaum die Möglichkeit gehabt, so mobil zu sein.“

Die Heimat nimmt an Bedeutung zu

Ihre Heimat Sonderburg wird für sie mit jedem Jahr wichtiger. „Als ich jung war, wollte ich einfach nur gerne weg und die Welt entdecken. Aber je älter ich werde, desto mehr lerne ich die Heimat hier zu schätzen“, sagt sie.

Ihren Geburtstag verbringt sie in Sonderburg. „Geplant habe ich nichts, aber ich bin von einem Mitglied des Frauenbundes am Tage des Geburtstags in das Mariaheim eingeladen worden. Die Einladung habe ich gerne akzeptiert und bin gespannt.“

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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