Freizeitangebot

Isländer in Nordschleswig: Stella reitet in die Zukunft

Isländer in Nordschleswig: Stella reitet in die Zukunft

Isländer in Nordschleswig: Stella reitet in die Zukunft

Stenderup
Zuletzt aktualisiert um:
Mitglieder des Isländer-Vereins Stella bei einer gemeinsamen Shelter-Tour Foto: Gitte Jauernik

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In Stenderup entsteht in diesem Frühjahr eine Reitanlage für Islandpferde. Für den Isländer-Verein Stella ist das der erste Schritt hin zu einem Zuhause. Die Mitglieder mit den kleinen Pferden haben große Träume.

Es ist kalt und feucht, der Wind weht eisig – und die Isländer auf den Koppeln vor dem Hof in Stenderup fühlen sich ganz wie zu Hause. Die kleinen Pferde grasen entspannt, einige dösen auf drei Hufen im Winterwind vor sich hin, das Hinterbein entspannt eingeknickt.

Rund ein Dutzend Isländer stehen hier in Stenderup. Auf einer der Koppeln wird in diesem Frühjahr eine neue Reitanlage entstehen. Der Isländerverein Stella ist mit den Hofbesitzern einen Vertrag eingegangen und wird auf einer der Wiesen eine Reitbahn einrichten, auf der in naher Zukunft Unterricht, Kurse und Wettkämpfe stattfinden.

Hinter dem Hof in Stenderup entsteht eine Reitanlage für Islandpferde. Foto: Sara Eskildsen
Bei der Stella-Veranstaltung „Tölt on the Beach“ Foto: Gitte Jauernik

Gitte Jauernik ist seit über 15 Jahren Mitglied im Verein – und seit Jahrzehnten überzeugte Islandpferd-Reiterin. Die Vorsitzende erläutert vor Ort, warum sich der Verein ein Zuhause wünscht.

„Bislang ist es so, dass wir uns immer an verschiedenen Orten treffen, beispielsweise zum Ausreiten. Dann fahren wir mit unseren Pferden an einen bestimmten Treffpunkt und reiten dort gemeinsam", so die Isländer-Reiterin. „Auch bei Wettkämpfen reisen wir mit unseren Isländern an, außerdem müssen wir jedes Mal die Infrastruktur auf- und abbauen. Zelte für die Verpflegung, Toilettenhäuschen und so weiter – das ist viel Arbeit!“

Gitte Jauernik vor der Koppel, wo im Frühjahr im hinteren Bereich der Wiese eine ovale Reitanlage entsteht. Foto: Sara Eskildsen
Stella-Mitglieder Rebecca und ihr Isländer Hrimnir in Bewegung Foto: Gitte Jauernik

Gitte Jauernik reitet seit ihrem vierten Lebensjahr. Doch erst als ihr Mann mit 55 das Reiten für sich entdeckte und ein Anfängerpferd gesucht wurde, entdeckte die Pferdefreundin Islandpferde für sich. Heute hat das Paar auf seinem Hof auf Alsen vier Isländer und ein altes Sportpony – und ist begeistert von den kleinen, aber kräftigen und intelligenten Tieren von Island.

„Die Tiere brauchen die Natur ebenso wie wir Menschen“

„Dadurch, dass die Pferde das ganze Jahr über draußen stehen, sind sie sehr ausgeglichen und entspannt. Die Tiere brauchen die Natur ebenso wie wir Menschen und werden depressiv, wenn sie in einer Box stehen müssen“, erklärt die Pferdebesitzerin. „Es sind Pferde, die von der ganzen Familie geritten werden können. Im Gegensatz zu einem Warmblut können in der Regel auch kleine Kinder Islandpferde reiten.“

Geschätzt gibt es laut „Dansk Islandshesteforening“ weit über 30.000 Islandpferde in Dänemark. Über 250.000 Tiere finden sich weltweit, davon rund 70.000 in Deutschland und rund 80.000 auf Island. Die meisten Isländer in Dänemark sind in Europa gezüchtet und aufgewachsen.

Islandpferde

  • Mit einem Stockmaß von rund 1,40 Meter – gemessen am Widerrist – sind die Isländer eine der kleinsten Pferderassen der Welt. Als sogenannte „Gangpferde“-Rasse können sie neben Schritt, Trab und Galopp auch Pass und Tölt.
  • Die Islandpferde werden oft als die Pferde der Wikinger bezeichnet und sind eine der reinsten Pferderassen der Welt, da sie über 1.000 Jahren ohne Einkreuzung von Blut von außen auf Island gelebt und sich vermehrt haben. In Island ist die Einfuhr von Pferden verboten. Auch Pferde, die in Island geboren wurden und einmal die Insel verlassen haben, dürfen nicht wieder nach Island eingeführt werden.

Stella ist ein Verein für ganz Nordschleswig – und hat seinen Ursprung auf Nordalsen (Nordals). „Unsere Gründungsmitglieder sind noch immer Teil des Vereins, den es jetzt schon seit über 30 Jahren gibt“, sagt Gitte Jauernik.

„Die Verschiedenheit in unserem Verein und die großartigen Menschen machen den Verein aus. Alle bringen sich auf ihre Weise ein, und das macht es zu einem fantastischen Hobby und Sport für die ganze Familie.“

Das Glück der Erde liegt auf dem nassen Rücken der Pferde: Auch Badetouren stehen auf dem Vereinsprogramm … Foto: Gitte Jauernik

Nicht jeder hat ein eigenes Islandpferd, und so ein Unterrichts-Angebot fehlt uns hier ganz enorm.

Gitte Jauernik, Stella-Vorsitzende

Doch im Gegensatz zu Aarhus oder Nordjütland gibt es in Nordschleswig kaum Möglichkeiten, den Islandpferdesport zu erlernen. „Daher wollen wir mit dieser Bahn auch Unterricht und Kurse möglich machen. Denn nicht jeder hat ein eigenes Islandpferd, und so ein Unterrichts-Angebot fehlt uns hier ganz enorm“, gibt Gitte Jauernik zu bedenken.

 

Das Ziel: Ankommen statt Auf- und Abbauen

Derzeit sei man wie Zirkus Nemo. „Wir bauen das Zirkuszelt ab, packen alles ein und ziehen zum nächsten Ort. Das kostet jedes Mal enorm viele Ressourcen. Und es kostet Geld. Jedes Mal müssen wir für Strom- und Toilettenanlagen sorgen. Da ist es schwer, einen Überschuss zu erwirtschaften, obwohl uns das in den vergangenen Jahren dennoch gelungen ist.“

Bei den Svendborg Open, einem Turnier für Islandpferdesport Foto: Tim Kildeborg Jensen/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

Die Kommune habe dem Verein enorm dabei geholfen, Anträge zu stellen und die Vision eines Zuhauses zu verfolgen. Zudem bewilligte der Ausschuss für Kultur und Sport einen Zuschuss von 100.000 Kronen für die Bahn.

 

Der Verein Stella hat mehrere Spenden von Stiftungen und von der Kommune Sonderburg erhalten – und verfügt nun über rund 600.000 Kronen, um eine 300 Meter lange Ovalbahn samt Kiesauffahrt für die Autos und Pferdehänger zu bauen. „Das ist ein erster Schritt“, so Jauernik. „Wir hoffen, dass wir die Anlage dann nach und nach erweitern können – um Gemeinschaftsräume in einem der Gebäude, beispielsweise.“

Vereinsmitglieder bei einem gemeinsamen Austritt bei Fröslee Foto: Gitte Jauernik

Mit 300 Metern Länge entspricht die Bahn dem Wettkampf-Standard, sodass Reiterinnen und Reiter aus dem ganzen Grenzland an Turnieren in Stenderup teilnehmen können. „Stenderup ist eine fantastische Lage, nahe an der Autobahn und zentral in der Kommune Sonderburg. Das war ein Hauptgrund, warum sich der Verein für Stenderup entschieden hat“, sagt Gitte Jauernik.

Ein Zuhause für Pferd und Reiter

Eine Reitanlage und irgendwann Gemeinschaftsräume und Toiletten vor Ort – das soll dem Islandpferdesport in Nordschleswig ein Zuhause geben. „In Deutschland und weiter oben in Jütland gibt es fantastische Unterrichtsangebote. Wir wünschen uns, dass das auch hier entstehen kann. Wir wünschen uns einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche lernen können, Islandpferde zu reiten. Das ist unser ganz großer Traum.“

Mit dem Bau der Rundbahn wird im Frühjahr begonnen, spätestens im Sommer wollen die Isländerfreunde aus Nordschleswig ihre neue Anlage in Gebrauch nehmen.

Weitere Informationen zum Verein Stella gibt es hier.

Mehr lesen