Wettbewerb

Mach mit und pflanze Seegras-Kartoffeln entlang der Flensburger Förde

Mach mit und pflanze Seegras-Kartoffeln entlang der Flensburger Förde

Pflanze Seegras-Kartoffeln entlang der Flensburger Förde

Sonderburg/Sønderborg
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Projektleiterin Iris Uellendahl arbeitet mit Projektkoordinatorin Helle Barsø von „Blumen bauen Brücken – Blomster bygger broer“ und Åse Ditlefsen Ferrão vom Interreg-Projekt „Tour-Bo“ zusammen. Foto: Sara Eskildsen

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Ein Holzkasten, einen Sack Seegras und eine Handvoll Kartoffeln: Mehr braucht es nicht, um am grenzüberschreitenden Wettbewerb mitzumachen. Wie das funktioniert, verrät die Projektleiterin.

Åse Ditlefsen  Ferrão macht es vor: Sie nimmt neun Kartoffeln und legt eine nach der anderen in einen Haufen Seegras. Überdeckt die sprießenden Knollen mit einer rund zehn Zentimeter dicken Seegras-Schicht und fertig ist das Kartoffelbeet.

„So einfach ist es, ein Kartoffelbeet aus Seegras anzulegen“, sagt die Mitarbeiterin der Kommune Sonderburg, die auf Kær Vestermark gerade dabei ist, den Permakulturgarten am Lykkegård anzulegen. Mitten im Garten steht nun auch der kleine Holzkasten mit den Kartoffeln darin, die in ihrem Seegras-Bett austreiben und neue Kartoffeln bilden.

„Wer erntet die dicksten Seegras-Kartoffeln an der Flensburger Förde“

Aber warum legt Åse Ditlefsen Ferrão Kartoffeln in eine Seegras-Kiste? Anlass ist der grenzüberschreitende Wettbewerb „Wer erntet die dicksten Seegras-Kartoffeln an der Flensburger Förde“.

Das deutsch-dänische Interreg-Projekt „Blumen bauen Brücken – Blomster bygger broer“ sucht in der Grenzregion Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner, die Lust haben, Seegras als Naturrohstoff kennenzulernen. Auch Schulen, Kindergärten und Vereine sind willkommen, mitzumachen.

Åse Ditlefsen Ferrão legt die Kartoffeln ins Seegras-Beet. Foto: Sara Eskildsen

„Seegras gibt es auf beiden Seiten der Grenze entlang der Küste, das haben die Menschen in Deutschland und Dänemark gemeinsam“, sagt Projektleiterin Iris Uellendahl. „Das Interreg-Projekt will mithilfe des Wettbewerbs darauf aufmerksam machen, dass Seegras ein wertvolles und nachhaltiges Rohmaterial ist, das typisch für die Region ist.“

Seegras kann mehr als stinken

Der Wettbewerb will zeigen, dass Seegras nicht nur störend am Strand rumliegt und stinkt. Aus dem Meer an die Küsten und Badestrände gespültes Seegras wurde früher in Dänemark und im Norden Deutschlands als wertvoller Rohstoff aufgefasst und entsprechend genutzt. Im Kattegat kann man heute noch denkmalgeschützte Häuser besichtigen, deren Dächer aus Seegras sind. Seegras wird als Dämmmaterial beim Hausbau eingesetzt und hat sich als Füllstoff für Kissen und Matratzen bewährt.

 

Das Museum auf Læsø zeigt Häuser mit Seegras-Dach. Foto: Læsø Museum

Landwirte in Küstennähe vermengen Treibsel – eine Mischung aus Seegras und Algen – mit Mutterboden. Der Algenanteil dient dabei als ergiebiger und schnell wirkender Dünger, das Seegras lockert den Boden als Substrat auf. Und auch im privaten Garten gedeihen Gemüse und Pflanzen bestens − der Dünger liegt nur einen Ausflug zum Strand entfernt.

„Seegras liegt überall an den Stränden und an den Küsten, man kann einfach hingehen und sich einen Sack voll einpacken“, sagt Iris Uellendahl.

Projektleiterin Iris Uellendahl zeigt, wie es geht: Beispielsweise mit so einem Pflanzen-Sack kann man an den Strand gehen und sich Seegras für den Eigenbedarf einsammeln. Foto: Sara Eskildsen

Das Einsammeln von Treibsel ist grundsätzlich erlaubt. „Da das Seegras an Badestränden eher stört, sind alle froh, wenn man das Material einsammelt“, sagt Åse Ditlefsen Ferrão.

An Stränden sollte Treibsel nur zwischen Frühling und Herbstanfang geerntet werden, dazwischen dient es als Schutz gegen Erosion durch Wind und Wellen. „Gutes Treibsel für die Kartoffelkiste ist kurzgeschnipselt und liegt an Buhnen und Steinmolen“, verrät die Projektleiterin.

Je feiner das Treibsel, desto besser eignet es sich für den Kartoffelanbau. Riecht das Kartoffelbeet etwas streng nach Meer, ist es sehr nährstoffreich.

Seegras vermengt mit Algen – Treibsel – ist überall entlang der Küsten zu finden. Foto: Blumen bauen Brücken
Die Initiatorinnen machen es vor: Seegras-Kartoffeln sind schnell und nachhaltig gepflanzt. Foto: Sara Eskildsen

Damit alle Teilnehmenden die gleichen Bedingungen haben, werden die Kartoffeln innerhalb eines Quadratmeters gepflanzt. Die Fläche muss mindestens 30 Zentimeter hoch mit Seegras beziehungsweise Treibsel gefüllt sein. Die maximale Anzahl an Kartoffeln, die eingesetzt werden dürfen, ist neun.

Ernte ist bis zum 9. September

„Es gibt keinen festen Starttermin, wir haben aber einen Erntetermin, an dem das Ergebnis präsentiert werden soll“, sagt Projektleiterin Uellendahl. Wer mitmacht, kann bis zum 9. September eine Nachricht an info@bbbprojekt.eu senden, mit der Angabe des Gewichts und Fotos. Alle weiteren Infos und eine Bau-Anleitung für das Kartoffel-Beet unter www.bbbprojekt.eu.

Ergebnisse und Bilder werden auf der Internetseite veröffentlicht, am 10. September findet in Flensburg (Flensborg) eine Abschlussveranstaltung statt, auf der die Sieger verkündet werden.

Seegras statt Pflanzenerde − das Projekt lädt dazu ein, den Rohstoff aus der Natur neu kennenzulernen. Foto: Sara Eskildsen

„Es ist wirklich einfach – und eine sehr nachhaltige Form des Kartoffelanbaus. Und die Kartoffeln sind nicht so schmutzig, wenn man sie aus dem Beet zieht“, lacht Åse Ditlefsen Ferrão. Während sie weiter an dem Permakultur-Garten am Lykkegård arbeitet – der im August eröffnet – wird sie immer wieder zum Holzkasten gehen, um ihre Seegras-Kartoffeln zu bewässern.

Zusammen mit den Kartoffeln Wurzeln schlagen

Zusammen mit – so hoffen die Initiatoren – Hunderten anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der gesamten Grenzregion, wollen die den Rohstoff Seegras neu nutzen lernen. In einer  Grenzregion, in der Blumen Brücken bauen und in der die Kartoffeln zusammen mit den Menschen vor Ort grenzüberschreitende Wurzeln im Seegras schlagen.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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