Umwelt und Natur
Eine rote Tüte ist immer dabei
Eine rote Tüte ist immer dabei
Eine rote Tüte ist immer dabei
Die Facebook-Gruppe Hold Nordals REN zählt nun 246 Mitglieder. Abfall wird jeden Tag an Land gespült.
Die drei fast gleichaltrigen Frauen Janni Krull Jensen, Mette Rohde und Ingrid Madsen wohnen in Norburg. Eines haben sie gemeinsam: Sie hassen Abfall – erst recht in der schönen Natur von Nordalsen.
Sie können die störenden Hinterlassenschaften anderer Menschen aber auch nicht einfach am Strand oder im Wald liegen lassen. Massenweise Plastik, Reifen, Dosen – einfach alles, was absichtlich weggeworfen oder auf andere Weise an Land gespült wurde, stopfen sie in rote umweltfreundliche Plastiktüten von der dänischen Organisation Havmiljøvogterne.
Janni Krull Jensen nimmt immer ein paar rote Plastiktüten mit, wenn sie zum Schwimmen an den Strand radelt. Sie sammelt alles auf, was in der Natur hinterlassen wird. „Manchmal muss ich ganz schön schleppen“, gibt die 57-jährige Sozialpädagogin lächelnd zu. Ihre vierjährige Enkelin Aviaya Eda ist oft mit dabei. „Und selbst kleine Kinder wollen ja einfach alles aufsammeln. Ich muss ihr dann immer sagen, dass sie nur ein oder zwei Stunden lang darf. Aber eine Zeitbegrenzung muss ich mir auch selbst immer geben. Sonst kann ich gar nicht wieder aufhören“, gibt Janni Krull Jensen zu.
„Einige verstehen es einfach nicht. Aber wir hoffen, dass wir mit unserem Beispiel andere zum Nachahmen animieren. Und dass sie das auch ihren Kindern beibringen“, so Ingrid Madsen. Wenn sie nicht in Norburg ist, arbeitet sie auf einer Bohrplattform.
Fossilien-Sammler
Den Strand und die Natur haben die Frauen schon immer geliebt. Es war aber etwas ganz anderes, das sie einst zusammenführte. Sie lieben Fossilien. „Und bei Hochwasser werden die Fossilien ja an Land gespült. Und der Abfall auch“, stellt Janni Krull Jensen stirnrunzelnd fest. Deshalb gründeten die Frauen vor vier Jahren ihren eigenen Verein auf Facebook. Hold Nordals REN hat heute 246 Mitglieder.
„Und wir hätten gern noch mehr. Und sie brauchen auch nicht von Nordalsen kommen. Alle dürfen dabei sein“, meint Janni Krull Jensen. Wer eine Strecke gereinigt hat, darf das gerne auf der öffentlich zugänglichen Facebook-Seite zeigen. Dann wissen die anderen, wo sie erst in einigen Tagen wieder in Aktion gehen sollten.
Obwohl viele ihren Abfall nicht einfach liegen lassen, sondern ganz ordentlich vorschriftsmäßig in einen Mülleimer werfen, gibt es für die fleißigen Frauen leider reichlich zu tun.
Ganze Tüte voll
So auch bei dem kürzlichen Treffen mit dem „Nordschleswiger“ am Gammelskovvej bei Pöhl. In lediglich 45 Minuten hatten die drei Frauen eine ganze Tüte voller verschiedener Arten von Abfall am Strand gesammelt. Zu den verschiedenen Plastikteilen gesellten sich sogar eine Thermoskanne, Dosen und ein kleiner Reifen.
„Wir finden auch ganz viele Baby-Stoffwindeln. Und die vergehen ja überhaupt nicht“, stellt Janni Krull Jensen fest. Die Frauen finden alles mögliche – auch ganz viele Patronenhülsen von den Jägern, Ballons und Netze für Meisenknödel, Dosen und Flaschen, Burger-Verpackung und Fischernetze. Sogar ein Boot hat Janni Krull Jensen einmal geborgen.
Wo Plastik für die Menschen eine Irritation ist, können solche Teile den Tieren das Leben kosten. „Wenn die Vögel damit ihre Nester bauen, dann können die jungen Vögel sterben. Plastik lässt kein Wasser aus den Nestern fließen, und der Vogelnachwuchs ertrinkt“, so Janni Krull Jensen. Nicht alle nicken anerkennend, wenn die Frauen in der Natur aufräumen. „Ein Mann stand einmal am Strand und meinte, dass ich dafür doch Geld nehmen sollte. Aber er vergisst, dass alles aus derselben Kasse finanziert werden muss. Die Kommunen müssen heute ja so viel“, so Janni Krull Jensen, die Sozialpädagogin ist. Sie hat aber auch schon einmal einen Bauern beobachtet, der selbst am Strand Abfall sammelte. „Das ist einfach so toll“, stellt sie begeistert fest.
Manchmal rufen die fleißigen Frauen auch bei der Kommune an. „Im Wald von Oxbüll fanden wir einen riesigen Berg von Plastik“, so Mette Rohde, die als Sosu-Assistentin am Pflegeheim Tangshave arbeitet. Größere Mengen werden von den kommunalen Angestellten fortgeschafft. Die Frauen bereuen keinen einzigen Ausflug in die Natur.
Macht gute Laune
„Wer was tut, bekommt gute Laune“, stellt Janni Krull Jensen fest. Sie ist ein bewusster Mensch, der sich viele Gedanken macht. Sie unterstützt unter anderem Greenpeace, Kirkens Korshær und WWF zur Bewahrung der biologischen Vielfalt sowie auch Kattens Værn. Ihre Kleidung kauft sie nur in Secondhandläden.
Der Abfall, den die Damen zusammen sammeln, nehmen sie mit nach Hause oder sie stopfen die Sachen in Tüten und informieren die Kommune. Ingrid Madsen und Mette Rhode gehen meistens gemeinsam los, während Janni Krull Jensen allein oder mit der Enkelin unterwegs ist. Im vergangenen Jahr haben Ingrid und Mette allein am Lusig Strand ganze 67 Kilo Abfall gesammelt.
Am 31. März wird in ganz Dänemark Abfall eingesammelt. Dann sind die drei Naturliebhaber von Nordalsen auch dabei.