Sicherheit

Tipps vom Einbrecher persönlich

Ex-Einbrecher gab Tipps

Ex-Einbrecher gab Tipps

Sonderburg/Sønderborg
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Daniel Iversen präsentierte an zwei Demo-Fenstern, wie schnell ein Rahmen geknackt ist. Foto: Sara Wasmund

Einen Einbrecher zu dessen Vorgehensweise befragen – diese Gelegenheit bekommt man nicht gerade oft. Kein Wunder also, dass der Konzertsaal im Alsion am Dienstagabend besonders gut besetzt war, als der 27-jährige Ex-Einbrecher Daniel Iversen Infos aus erster Hand weitergab.

Schrecken Alarmanlagen ab? Halten Fensterschlösser Einbrecher fern? Und woher wissen Diebe eigentlich, dass es im Haus etwas zu holen gibt? Daniel Iversen konnte am Dienstagabend aus eigener Erfahrung berichten.

Sieben Jahre lang war der Mann aus Hadersleben als Einbrecher aktiv – mittlerweile bereut er seine Taten und hilft in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Tryg Fonden“ mit, Einbrüche zu verhindern.

Beim Themenabend im Alsion Foto: Sara Wasmund

 

Am Dienstagabend hatten Kommune, Stiftungen, Polizei und weitere Organisationen zum großen Themenabend „Sicherheit“ ins Alsion eingeladen.

Ein geläuterter Dieb aus Nordschleswig

Nach Vizepolizeiinspektor Preben Westh betrat Daniel Iversen die Bühne. Ein gewiefter Einbrecher, der Westh und Kollegen viele Jahre lang zu schaffen gemacht hatte. Britt Wendelboe vom TrygFonden interviewte den geläuterten Dieb aus Nordschleswig.

Wie kommt man überhaupt dazu, Einbrecher zu werden? Der 27-jährige Haderslebener berichtete. Von ersten Einbrüchen in Schrebergärten „zum Spaß“, von seinem in der Finanzkrise verloren gegangenen Ausbildungsplatz und seinem Fuhrunternehmen, das in Konkurs ging.

„Plötzlich hatte ich nichts mehr, keine Wohnung, keine Arbeit, keine Freundin und kein Kind mehr, nur noch große Schulden und keine Perspektive. Außerdem hatte ich mir in der Selbstständigkeit ein Drogenproblem erarbeitet, dafür benötigte ich rund 1.000 Kronen am Tag“, erzählte Iversen.

„So 300 bis 400 Einbrüche waren es bestimmt"

Als er dann von Einbrüchen hörte, die andere begingen, habe er sich gedacht: Das klingt doch leicht. Also begann er seine neue „Arbeit“. Wie viele Taten er begangen habe? „Ich denke, so 300 bis 400 Einbrüche waren es bestimmt“, so Iversen.

Hatte er bestimmte „Arbeitszeiten“? „Nein, das war sehr unterschiedlich. Aber am liebsten, wenn es dunkel war. Das konnte frühmorgens sein, wenn die Leute ihre Kinder zur Schule bringen und viel um die Ohren haben, oder am Abend.“

 

 

Polizist Preben Westh lieferte Einblicke in die hiesige Polizeiarbeit. Foto: Sara Wasmund

Nach welchen Kriterien hat er sich seine Häuser ausgesucht? „Oft gab es einen Tipp, aber ansonsten bin ich in der Gegend rumgelaufen und habe gesehen, welches Haus gerade leer steht. Dort wo es dunkel ist, geht man näher hin.

Das heißt, dort wo Licht ist, geht ein Dieb nicht hin? „Nein, so ausschließlich kann man das nicht sagen“, so Iversen, „oft bin ich auch zu einem Haus mit Licht gegangen, und habe geklingelt oder geklopft. Und wenn dann niemand kam, bin ich eingebrochen. Und wenn jemand kam, habe ich eine Ausrede gefunden.“

Kastenwagen fallen zu sehr auf

Muss man Angst haben vor einem Einbrecher, wenn man auf ihn trifft? „Das Letzte, was wir wollen, ist, einen Menschen zu treffen. Ich habe dann immer alles sofort stehen und liegen lassen und bin weggelaufen.“

Gibt es eine bevorzugte Arbeitskleidung, woran man Einbrecher erkennen kann? „Ich hatte immer dunkle, enganliegende Hosen mit Seitentaschen an, zudem einen Pulli mit Kapuze und eine Maske. Als Auto hatte ich einen Kombi – Kastenwagen fallen in Wohnvierteln mittlerweile zu sehr auf.“

 

Das linke Fenster war mit Schlössern versehen – und deutlich schwerer zu knacken. Foto: Sara Wasmund

Wenn dich jemand angesprochen hat in einer Siedlung – hat dich das abgeschreckt? „Ganz bestimmt. Die Projekte von Nabohjælp, dass man auf seine Nachbarhäuser und seine Siedlung aufpasst, sind wirklich sehr unangenehm für Einbrecher. Das ist ein echtes Problem. Denn wenn man angesprochen wird, kann sich der andere an das Gesicht erinnern, und wenn dann kurz danach ein Einbruch passiert, wird man beschrieben. Also wenn man jemanden sieht, der umhergeht und guckt – immer ansprechen, das schreckt ab.“

Woher hast du die Tipps gekriegt, wo was zu holen ist? „In der Regel von den Leuten, an die wir die Waren verkaufen. Die sehen auf Facebook, wenn Leute eine neue Inneneinrichtung posten, oder wenn sie am Flughafen einchecken und in Urlaub fliegen. Das sollte man wirklich nicht tun, all das posten. Aber auch die Bilder, die Makler von Hauseinrichtungen posten, sind sehr interessant für Einbrecher.“

Was hast du mit den gestohlenen Dingen gemacht? „Entweder an meine Auftraggeber verkauft – oder selbst über Facebook. Dann habe ich immer dafür gesorgt, dass ich die Ware selbst vorbeibringen durfte – denn so konnte ich praktischerweise gleich sehen, was es bei den Leuten zu holen gab! Oft hatten die dann eine Woche später selbst einen Einbruch – und das Stück, das ich ihnen verkauft hatte, habe ich dann gleich wieder mitgenommen.“

Publikum hatte einige Fragen an den Ex-Dieb

Auch das Publikum hatte einige Fragen an den Ex-Dieb.

Was hältst du von Einbruchs-Alarm und Videoüberwachung, schreckt das ab? „Nein, nicht sonderlich. Ich war immer maskiert, und daher war mir die Videokamera relativ egal. Und wenn der Alarm geht, habe ich zwei bis drei Minuten Zeit, bis die Polizei kommt. Das reicht mir.“

Was würde einen Einbrecher am meisten davon abhalten, einzubrechen: Schlösser an Fenster und Türen, höhere Strafen oder dass es schwerer fällt, das Diebesgut zu verkaufen? „Ich denke, Letzteres. Einbrechen macht nur Sinn, wenn es auch Käufer gibt. Höhere Strafen? Ich weiß nicht. Wenn ein Einbruch gut ist, dann macht man ihn.“

An zwei Fenstern konnte Daniel Iversen auf der Bühne zeigen, wie schnell ein Dieb ein gewöhnliches Fenster aufhebeln kann. Dabei war zu sehen, dass ein gesichertes Fenster deutlich langsamer zu öffnen ist und dabei weitaus mehr Lärm verursacht, als ein normales Fenster.

Das alles waren wichtige Informationen aus erster Einbrecherhand und insgesamt ein Abend, der mehreren hundert Leuten wichtige Informationen zum Thema Sicherheit lieferte.

 

 

 

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