Nachruf

Trauer in Sonderburg: Hildegard Weber ist tot

Trauer in Sonderburg: Hildegard Weber ist tot

Trauer in Sonderburg: Hildegard Weber ist tot

Sonderburg/Sønderborg
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Hildegard Weber am Küchentisch ihrer Wohnung in der Perlegade, wo sie fast ihr ganzes Leben lang gelebt hat Foto: Karin Riggelsen

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Die deutsche Minderheit in Sonderburg trauert um ein ganz besonderes geschätztes Mitglied: Hildegard Weber ist im Alter von 92 Jahren verstorben.

Hildegard Weber war ihr ganzes Leben lang in Sonderburg und in der deutschen Minderheit zu Hause. Sie starb am Freitagabend in ihrem Zuhause in der Perlegade.

Hildegard Weber kam als Tochter des Schlachtermeisters Ehlers auf die Welt. Sie besuchte die deutsche Herzog-Friedrich-Schule und machte anschließend ihr Abitur am Alsensund.

Nach der Schule begann sie, in Aarhus Medizin zu studieren. In dieser Zeit lernte sie in Sonderburg ihren Mann Paul Wilhelm Weber kennen, der in einem Nachbargeschäft eine Lehre machte. 

Große Hilfe im Fotogeschäft

Die beiden heirateten 1956 und begannen ein gemeinsames Leben in Sonderburg. In der Ehe wuchsen die vier Kinder Gisela, Renate, Rolf Christian und Kai Uwe auf.

Paul Wilhelm Weber eröffnete in der Sonderburger Innenstadt ein Fotogeschäft – und Hildegard Weber unterstützte ihren Mann nach allen Maßen.

Hildegard Weber
Das junge Paar Hildegard und Paul Wilhelm Weber Foto: Privat

Im Oktober 1960 kauften die Webers das Haus an der Perlegade 56 – das Geschäft zog ins Erdgeschoss ein und die Familie in die Wohnung direkt darüber.

„Ich erinnere mich an viele Abende, an denen meine Mutter am Schreibtisch saß und die Buchführung gemacht hat“, sagt die Tochter Gisela Weber Mezghani.

Direkte Leitung in die Wohnung

„Und es gab direkt vom Geschäft eine Telefonleitung in die Wohnung. Wenn wir Kinder oben zu sehr tobten und im Geschäft unten die Lampen wackelten, dann kam ein Anruf von unten“, erinnert sich die Tochter.

Hildegard Weber arbeitete viele Jahre im Fotogeschäft ihres Mannes mit. Nach vielen Jahrzehnten übergaben die Webers ihren Betrieb in den achtziger Jahren an Alfred Køpke, einem ehemaligen Lehrling des Geschäfts.

Ein Zeitungsbericht anlässlich des 80. Geburtstags von Hildegard Weber Foto: Sara Eskildsen

Gemeinsame Reisen mit dem Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) durch Europa bereicherten das Leben der pensionierten Webers, bevor Paul Weber im Juli 2010 starb.

Vor allem nach dem Tod ihres Mannes unternahm Hildegard Weber viele Reisen mit ihrer Tochter Renate Weber-Ehlers.

Über den West Highland Way durch Schottland

Sie reisten mit auf den Spuren der Gobelin-Teppiche nach Frankreich und fuhren auf Grönland mit den Schlittenhunden durch die Landschaft und mit dem Küstenschiff die Westküste Grönlands hoch und runter. Sie besuchten die ehemaligen dänischen Kolonien in der Karibik und reisten 2008 nach Israel.

Bereits Anfang der 1990er Jahre wanderten Mutter und Tochter über den West Highland Way durch Schottland.

Ihre letzte Reise machte Hildegard Weber 2013, als sie ihre Tochter auf den Färöern besuchte.

Im Sommer 2021 nahm Hildegard Weber an einem Grillnachmittag im Garten des Mariaheims teil. Foto: Sara Eskildsen

Und dann war da noch Hildegards Leben und ihr Einsatz für die deutsche Minderheit. Von 1973 bis 2005 war Hildegard Weber Vorsitzende im Sonderburger Frauenbund, wo sie zu diesem Zeitpunkt zum einzigen Ehrenmitglied erkoren wurde.

44 Jahre ihres Lebens investierte Hildegard Weber in die Vorstandsarbeit des Frauenbundes, 32 davon als Vorsitzende.

„Es war für meine Mutter eine Herzensangelegenheit; wenn sie sich eingebracht hat, dann voll“, sagt Tochter Renate.

Über Jahrzehnte Vorsitzende der Stiftung

Über Jahrzehnte war sie Vorsitzende der Stiftung Mariaheim. 1972 trat sie dem Vorstand der Stiftung bei, 1987 wurde sie zur Vorsitzenden. Hildegard Weber nahm fast bis zuletzt an den Veranstaltungen der deutschen Minderheit vor Ort teil und erfreute sich an Modeschauen und Grillnachmittagen im Mariaheim.

Lediglich im letzten halben Jahr ihres Lebens war ihr eine Teilnahme an Veranstaltungen nach einem Sturz nicht mehr möglich.

Sie war immer unterwegs und hat sich liebevoll um die alten Damen vor Ort gekümmert. Sie war immer für andere da.

Gisela Weber Mezghani, Tochter

„Wenn ich an meine Mutter denke, ist da immer auch ihre Arbeit für den Frauenbund. Sie war immer unterwegs und hat sich liebevoll um die alten Damen vor Ort gekümmert. Sie war immer für andere da“, sagt Tochter Gisela.

Das galt auch für ihre eigene Familie. So war Hildegard Weber viel für ihre Enkel da, die nach der Schule zur Oma gingen, mit ihr aßen und baden gingen. Hildegard Weber hinterlässt vier Enkelkinder und zwei Urenkel.

Ihr großer Wunsch wurde erfüllt

Im Laufe der letzten Jahre machte Hildegard Weber ihr Augenleiden mehr und mehr zu schaffen, und das Sehen und Hören fielen ihr immer schwerer. In den letzten Jahren wurde sie von ihrer Tochter Renate in ihrem Zuhause versorgt und gepflegt. So wurde ihr Wunsch erfüllt, zu Hause zu sterben.

In den letzten Tagen ihres Lebens hatte die Familie Gelegenheit, Abschied von Hildegard Weber zu nehmen, bevor sie am Freitagabend in ihrer Wohnung in der Perlegade im Beisein ihrer Tochter Renate verstarb.

Die Beisetzungsfeier findet am Freitag, 2. September, in der Marienkirche statt. Beginn ist um 11 Uhr. Nach der Trauerfeier lädt die Familie zur Zusammenkunft im Hotel Sønderborg Strand ein.

Vier Generationen in der Perlegade: Hildegard Weber mit Tochter, Enkelin und Urenkel Foto: Privat
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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“