Energieversorgung

Wie Sonderburg der Geothermie eine neue Chance gibt

Wie Sonderburg der Geothermie eine neue Chance gibt

Wie Sonderburg der Geothermie eine neue Chance gibt

Sonderburg/Sønderborg
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Bereits 2007 initiierte die Sonderburger Fernwärmegesellschaft einen Versuch, die Wärme aus der Erdtiefe zu nutzen. Hier an der Adresse Spang stehen noch immer Gebäude – und Schilder – die auf das alte Projekt zurückzuführen sind. Foto: Sara Eskildsen

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Warmes Wasser aus 1,2 Kilometern Tiefe könnte in Zukunft ein Drittel der Sonderburger Haushalte mit Wärme versorgen. Details verrät der Direktor der Versorgungsgesellschaft, Erik Wolff.

Sonderburg unternimmt einen neuen Anlauf, um die Wärme aus der Tiefe zu nutzen: In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Innargi A/S setzt der Energieversorger „Sønderborg Varme“ erneut auf die geothermische Wärmeversorgung. Beide Partner haben eine Absprache getroffen, wonach die konkreten Gegebenheiten für Geothermie in Sonderburg näher untersucht werden.

Ziel ist es, ab Ende 2026 mit warmem Wasser aus 1,2 Kilometern Tiefe Energie und somit Wärme zu gewinnen.

Sonderburg hatte sich schon einmal an einem Geothermieprojekt beteiligt. In einem Gebiet im Nordosten Sonderburgs namens Spang hatten „Sønderborg Varme“ und Dong Energy 2007 eine geothermische Anlage errichtet. Wegen technischer Probleme war diese aber nie wirklich in Betrieb genommen und 2018 eingestellt worden.

Nun soll vor Ort ein neuer Versuch unternommen werden. Mit neuer Technik und neuem Partner. Was diesmal anders ist, verrät der Direktor der Wärmegesellschaft „Sønderborg Fjernvarme“, Erik Wolff, im Interview.

Wo genau soll die neue geothermische Anlage entstehen?

„Ziel ist es, die bereits bestehenden Anlagen im Bereich Spang so weit wie möglich wiederzuverwenden. Denn vor Ort kennen wir den Untergrund ganz genau, und wir wissen, womit wir es zu tun haben. Die Brunnen existieren noch.“

Hier auf einem eingezäunten Gelände liegen die Brunnen, die 1,2 Kilometer ins Erdreich hinabreichen. Foto: Sara Eskildsen
Nach diesem Prinzip funktioniert eine geothermische Anlage. Foto: Sønderborg Varme

Warum hat es im ersten Versuch nicht geklappt, und was soll jetzt anders gemacht werden?

„Zunächst hatte man damals in zwei Kilometern Tiefe nach warmem Wasser gebohrt. Da fand man aber nicht das gewünschte Resultat. Denn das Wasser muss nicht nur warm genug sein, es muss auch genug Wasser vorhanden sein, damit die beiden Bohrungen miteinander korrespondieren. Das war nicht der Fall. Dann stieß man in 1,2 Kilometern Tiefe auf genug warmes Wasser, das zwischen 45 und 48 Grad warm war. Doch an den Brunnen gab es Konstruktionsfehler, weshalb das Vorhaben scheiterte.“

Was für Fehler waren das?

„Jetzt wird es technisch. Der Untergrund in der Tiefe der Bohrungen wird fester und fester, je tiefer man kommt. Der Grund ist wie ein gepresster Ziegelstein. Die Brunnen hingegen muss man sich wie zwei Rohre vorstellen, die kleine Löcher haben. Um die Rohre herum gibt es eine weitere Schicht, ebenfalls mit kleinen Löchern, durch die Wasser und Sand gepumpt wird. Das Problem beim ersten Versuch war, dass die Brunnen verstopften. Wir wissen aber ziemlich genau, wo der Fehler lag, und deshalb gehen wir davon aus, dass er behoben werden kann.“

Die Absprache ist getroffen: Samir Abboud, CEO bei Innargi, mit Claus Plum, Vorsitzender von Sønderborg Fjernvarme, und der zweite Vorsitzende des Fernwärmevorstandes, Torben A. Sørensen (v. l.). Foto: Pressefoto

Wie funktioniert so eine geothermische Anlage?

„Einfach zusammengefasst, gibt es zwei Brunnen, die 1,2 Kilometer in die Tiefe reichen. Über den einen wird warmes Wasser nach oben gepumpt. Dort wird es abgekühlt, und die Energie daraus wird genutzt und in die Fernwärme geleitet. Das abgekühlte Wasser wird dann wieder in die Tiefe gepumpt, wo es langsam zurückfließt, sich erwärmt und schließlich wieder nach oben gepumpt wird. Warmes Wasser allein reicht nicht – es muss im Untergrund genug davon geben, damit die Brunnen miteinander interagieren. Das ist in Spang der Fall.“

Wer bezahlt dieses Projekt?

„In diesem Fall steht Innargi für alle Kosten. Sie gehen davon aus, dass ein dreistelliger Millionenbetrag investiert wird.“

Innargi A/S mit Sitz in Kopenhagen entstand 2017 über die A. P. Møller Holding. Ziel des Unternehmens ist es, das Potenzial der geothermischen Energie für kommunale Wärmekonzepte zu entfalten.

Im besten Fall könnte es mit der Wärmeversorgung aus der Tiefe Ende 2026 oder Anfang 2027 losgehen.

Erik Wolff, Direktor von „Sønderborg Varme“
Das Foto (v. l.) zeigt Torben A. Sørensen, zweiter Vorsitzender von „Sønderborg Fjernvarme“, Tue Gejl Christensen, Projektchef bei „Sønderborg Fjernvarme“, Søren Berg Lorenzen, Verkaufsdirektor von Innargi, Erik Wolff, Direktor von „Sønderborg Fjernvarme“, und Samir Abboud, CEO bei Innargi. Foto: Pressefoto

Wie verdient Innargi an dem Projekt?

„Ziel ist, dass beide Partner in diesem Jahr die Gegebenheiten näher untersuchen. Wenn es am Ende zu einem Vertrag kommt, und davon gehen wir derzeit aus, dann verpflichtet sich unsere Fernwärmegesellschaft dazu, die Wärme und die Energie, die in Spang entsteht, einzukaufen. Darüber wird Innargi dann verdienen und die Investitionen abbezahlen.“

Wann könnte es losgehen mit der Fernwärme aus der Tiefe?

„Wenn wir gegen Ende des Jahres einen Vertrag eingehen, dann kann es nächstes Jahr mit konkreten Arbeiten an der Anlage in Spang weitergehen. Im besten Fall könnte es mit der Wärmeversorgung aus der Tiefe Ende 2026 oder Anfang 2027 losgehen.“

Wenn die Brunnen in Betrieb sind – wie viel Prozent der Wärmeversorgung könnte die Anlage decken?

„Wenn man davon ausgeht, dass ein Brunnen-Set voll in Betrieb ist, dann könnte man bis zu einem Drittel unserer Haushalte mit Energie versorgen. Man könnte in dem Fall auch über zwei Brunnen-Sets nachdenken.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Schild am Rande der Geothermieanlage zeigt das Prinzip der Bohrung. Foto: Sara Eskildsen
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