Geschichte

Archäologen sammeln neue Erkenntnisse über Reich der Angeln

Archäologen sammeln neues Wissen über Reich der Angeln

Archäologen sammeln neues Wissen über Reich der Angeln

Tingleff/Tinglev
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Die Archäologen Danny Olson, Per Ethelberg und Lisbeth Christensen untersuchen den Bereich des „Olgerdiget“, an dem eine Rekonstruktion der Verteidigungsanlage entsteht. Foto: Friedrich Hartung

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Bei Tingleff durchforscht das „Museum Sønderjylland“ die frühgeschichtliche Sperranlage „Olgerdiget“ am Standort einer Rekonstruktion des fast exakt 2.000 Jahre alten Walls. Nach einer Nordexpansion wurde der einst in Nordschleswig heimische Stamm in den Bereich südlich des Danewerks verdrängt.

„Wir haben in den vergangenen Jahren viele neue Erkenntnisse über das Reich der Angeln sammeln können. Sie haben nicht nur früher als bisher bekannt Gebiete im heutigen Angeln und Nordschleswig bis zur Westküste beherrscht. Sie konnten ihren Einfluss bis in den Raum Horsens-Skanderborg im 2. Jahrhundert nach Christi viel weiter nordwärts ausdehnen als früher gedacht“, berichtet Per Ethelberg, Archäologe im Museumsverbund „Museum Sønderjylland“, dessen Standort Hadersleben (Haderslev) für die Erforschung, den Schutz und die Vermittlung der Vor- und Frühgeschichte in Nordschleswig zuständig ist.

Baujahr 31 nach Christi

Ethelberg berichtet, dass im Zuge der von örtlichen Initiativen angeregten Rekonstruktion der bekannten Wallanlage der Angeln im Bereich Tingleff, „Olgerdiget“, weitere Funde im Bereich der Straße Olmersvej und dem Hof Voldager gemacht wurden. Dort verlief die früher auch Olmerswall genannte Anlage, die von Gaardeby östlich von Tingleff über Uk (Uge) bis nach Apenrade (Aabenraa)reichte, und den Herrschaftsbereich der Angeln nach Norden absicherte. „Wir wissen anhand neuer dendrochronologischer Untersuchungen, die sich auf Analysen von Jahresringen von Holzpalisaden aus dem Wall stützen, dass 'Olgerdiget' bei Tingleff im Jahre 31 nach Christi Geburt gebaut worden ist“, so Ethelberg.

Herrschaft bis nach Sylt

Zu der Zeit lag ein Zentrum der Angeln im heutigen Angeln, was Ausgrabungen im Opfermoor Thorsberg und Gräber bei Husby belegen. „Die Grabstellen wurden vom 1. bis ins 4. Jahrhundert genutzt“, so Ethelberg. Er erläutert, dass ca. um 300 n. Chr. die Angeln von den Jüten in den Bereich südlich der Wiedau zurückgedrängt wurden. Die Wiedau und deren bis in den Raum Tingleff reichende Zuflüsse bildeten neben „Olgerdiget“ die Fortsetzung der Verteidigungslinie der Angeln, zu der neben der Ringwallanlage „Trælborg“ in Kärgaard (Kjærgård) bei Hoyer auch die Wallanlage Archsumburg auf der Insel Sylt zählen.

Am Standort der im Bau befindlichen Wall-Rekonstruktion gibt es einen Infostand zur Geschichte des „Olgerdiget“. Einige der Angaben sind nach neuen Erkenntnissen der Archäologen inzwischen überholt. Foto: Volker Heesch

 

Besonders interessant ist, dass die Archäologen auch eine Verbindung zwischen dem Bollwerk „Olgerdige“ und dem Danewerk südlich von Schleswig ziehen können. „Die Angeln sind im 4. und 5. Jahrhundert in den Bereich südlich des Danewerks verdrängt worden. Parallel haben vermutlich viele Angeln das Gebiet verlassen und sind Richtung England ausgewandert, das zu dem Zeitpunkt von den Römern geräumt wurde“, so Per Ethelberg, der darauf hinweist, dass die frühen Sperranlagen im Danewerk nach dem Prinzip des älteren „Olgerdiget“ errichtet wurden.

 

Auf dem Olmersvej bei Tingleff liegen schon Erde und Eichenpfähle für die Rekonstruktion eines Wallabschnitts. Foto: Volker Heesch

 

Man kann sicher spekulieren, ob das frühe Danewerk womöglich eine Schutzanlage der Angeln gegen die aus dem Norden vordringenden Jüten gewesen ist. Das Danewerk ist in erster Linie als Schutzanlage des frühen Dänenreiches gegen aus dem Süden vordringende Gegner gedeutet worden. Auf dem Olmersvej liegen bereits große Mengen Erde und Eichenpfähle für die Rekonstruktion des Walls, der vor fast 2.000 Jahren bei Tingleff geschaffen worden ist.

 

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