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Das Wetter hat die Pavillon-Bauer in die Pyramide vertrieben

Das Wetter hat die Pavillon-Bauer in die Pyramide vertrieben

Das Wetter hat die Pavillon-Bauer in die Pyramide vertrieben

Bau/Bov  
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Der Pavillon-Workshop am beziehungsweise witterungsbedingt im Museum „Oldemorstoft" begann am Sonntag. Foto: Karin Riggelsen

Mit ganz viel Elan und noch mehr Schweiß soll der Grenzhäuschen-Bau durchgeführt werden. Damit am Freitag das fertige Ergebnis präsentiert werden kann.

Wegen der heftigen Regenschauer und des böigen Windes haben sich die freiwilligen Grenzpavillonbauer unfreiwillig in die Pyramide des kleinen Heimatmuseums „Oldemorstoft“ in Bau verzogen.

Es war anders gedacht. Sie wollten eigentlich draußen in der frischen Luft bei angenehmen sommerlichen Temperaturen des Museumsgartens ein von ihnen erarbeitetes Projekt aufbauen und sich von Passanten über die Schulter schauen lassen.

Wer das Voranschreiten des Projektes verfolgen will, muss nun in das Museum kommen. Am Dienstag mischte sich „Der Nordschleswiger“ unter das Publikum.

Das gewählte Projekt besteht eigentlich aus drei tortenstückähnlichen, dreieckigen Pavillons, die nach Bedarf unterschiedlich zueinander platziert werden können. Foto: Karin Riggelsen

Die Qual der Wahl

Auf einem Tisch stehen mehrere Modelle möglicher Pavillons. „Es lagen tatsächlich zehn bis zwölf verschiedene Vorschläge vor. Daraus kamen sechs in die engere Wahl, und letztendlich haben wir uns dann auf ein Projekt geeinigt“, erläutert Projektkoordinator Wolfgang Borm den bisherigen Verlauf. Es war die berühmte Qual der Wahl, da sehr interessante Vorschläge eingangen waren.

Die Idee zu dem grenzüberschreitenden Projekt stammt von ihm. Er stieß beim Bauer Museumsleiter Mads Mikkel Tørsleff auf offene Ohren. Beiden war es wichtig, dass das Projekt in diesem Jahr – im Jubiläumsjahr 2020 – stattfinden sollte.
Das Grenzpavillon-Vorhaben schaffte es zwar nicht in das offizielle Programm für das Jubiläumsjahr, stieß aber bei der Region Sønderjylland-Schleswig auf positive Resonanz. Als grenzüberschreitendes Projekt erfährt der Workshop nun EU-Fördermittel durch das KursKultur-Programm der Region.

Das Coronavirus drohte den Plänen einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen. „Mads Mikkel und ich haben trotz aller Widerstände immer daran geglaubt, dass es sich machen lässt“, sagt Borm. Die Corona-Lockerungen und Grenzöffnungen kamen gerade noch rechtzeitig, damit das Projekt tatsächlich in diesem Sommer durchgeführt werden konnte.

Ich möchte mit der Teilnahme an dem Projekt einfach möglichst viele Erfahrungen sammeln.

Winona Grab und Pola Sophie Kirchner, Workshop-Teilnehmerinnen

Werbetrommel in den Berufsschulen gerührt

Wolfgang Borm selbst hat in der Flensburger Berufsfachschule kräftig die Werbetrommel gerührt – mit Erfolg. Mehrere Auszubildende sind jetzt in Bau mit von der Partie.

Zu den jüngeren Teilnehmern gehören die beiden Auszubildenden Winona Grab aus Kappeln und Pola Sophie Kirchner, die eigentlich in Hamburg zu Hause ist und ihre Lehre zur Raumausstatterin in Husum macht. „Ich möchte mit der Teilnahme an dem Projekt einfach möglichst viele Erfahrungen sammeln", sagen sie unisono.

Auf dänischer Seite war das Duo Borm/Tørsleff nicht ganz so erfolgreich. Allerdings wurde das Projekt auch sehr kurzfristig ausgeschrieben.

Handwerker und Künstler

Nichtsdestotrotz beteiligen sich seit Sonntag ein knappes Dutzend Männer und Frauen an dem Projekt. Sie haben verschiedene Hintergründe und Motivationen, sich an dem Bauvorhaben zu beteiligen. So wirken Handwerker aus verschiedenen Berufsgruppen, Künstler und andere Interessierte mit.

Geeinigt haben sich die Projektteilnehmer schließlich auf ein dreieckiges Häuschen, das zu einer Seite offen ist. „Die Idee stammt ursprünglich von einer Dame aus Kiel“, erzählt Wolfgang Borm.

Im Workshop wurde weiter an dieser Idee gesponnen. „Wir werden drei dieser dreieckigen Häuschen bauen, die sich – wie Tortenstücke – unterschiedlich aneinander stellen lassen können“, erläutert Jan Jendryschik das Vorhaben. Jendryschik ist gelernter Tischler und hat bei dem Projekt die handwerkliche Bauleitung übernommen.

Sägen in Harrislee – bauen in Bau

Da das Wetter so gar nicht mitspielt, ist es ein Segen, dass die Holzwerkstatt Jendryschiks in Harrislee und damit nur einen Katzensprung entfernt gelegen ist.

„Wir haben heute Vormittag sämtliches Holz dort gesägt“, berichtet der Tischler. Gebaut wird übrigens mit Lärchenholz.

Zwei gleichschenklige Dreiecke – eines als Boden, das andere als Dach – bilden bei jeder der drei Hütten das Grundgerüst. Jedes Häuschen hat unterschiedliche Höhen, Einrichtungen und Funktionen. Winona Grab (l.) und Pola Sophie Kirchner (r.) demonstrieren, wie in etwa die beiden Dreiecke zueinander platziert werden sollen. Auf dem Foto sind darüber hinaus (in der Mitte v. l.) Projektkoordinator Wolfgang Borm, der technische Bauleiter Jan Jendryschik sowie die Künstlerin Magdalena Starck-Burckhardt zu sehen. Foto: Karin Riggelsen

Wetterfest, transportfähig und multifunktional

Die drei Häuschen müssen wetterfest sein, aber auch nicht zu schwer, um zu verschiedenen Standorten transportiert werden zu können. Darüber hinaus werden sie auch mit Handgriffen ausgestattet, sodass sie am jeweiligen Ort von ein paar starken Menschen nach Bedarf in die richtige Position gedreht werden können, um gegen Wind oder Sonne zu schützen.

Multifunktionalität ist ein zentrales Thema. Die Hütten sollen vielseitig verwend- und einsetzbar sein, als Rasthütte, sowie als Treff- oder Infopunkt dienen können.

Platz für drei „Tortenstücke“

Die Hütten werden verschiedenen Höhen gebaut. Die Pyramiden des Museums „Oldemorstoft“ sind zum Glück hoch genug, dass selbst das höchste der drei „Tortenstücke“ dort Platz hat.

Das Programm des grenzüberschreitenden Projektes sieht vor, dass am Freitag, 10. Juli, ab 14 Uhr das fertige Ergebnis präsentiert werden kann. „Das ist das erklärte Ziel. Der Zeitplan ist aber sehr stramm“, stellt Jendryschik mit gerunzelter Stirn fest, zumal zwei treibende Kräfte aus familiären Gründen gerade abreisen mussten.

Kurzentschlossene willkommen

„Es wäre daher schön, wenn sich uns ein, zwei Kurzentschlossene noch anschließen würden. Sie wären zumindest herzlich willkommen“, unterstreicht Wolfgang Borm.

Die Hoffnung ist, dass die Hütten am Freitag draußen auf dem Museumsgelände aufgestellt werden können. Hier sollen sie den Sommer über stehen bleiben. Später sollen die Pavillons dann auf Tournee auf beiden Seiten der Grenze gehen. Ein gemeinsamer Wunsch der beiden Projektväter ist jedoch, dass eine feste Platzierung an der Flensburger Förde genehmigt wird, ob auf deutscher oder dänischer Seite muss sich dann noch zeigen.

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