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Abi und dann Sabbatjahr – Pustekuchen!
Abi und dann Sabbatjahr – Pustekuchen!
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Ein Sabbatjahr zum Durchschnaufen, zum Genießen und zum Verreisen. Das haben sich auch 2020 viele Schulabgänger vorgenommen. Dann kam Corona und durchkreuzte alle Pläne. DGN-Schüler erzählen von ihrem „Leid“.
Für Bente Andersen aus Tarp, die mittlerweile in einer WG in Flensburg wohnt und im vergangenen Jahr ihr Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) in Apenrade (Aabenraa) machte, waren die Einschränkungen durch die Corona-Krise bereits vor ihrem angepeilten Sabbatjahr sehr irritierend.
Das Ende ihrer Schulzeit hatte sie sich ganz anders vorgestellt.
Die kultige große Abi-Gala konnte nicht stattfinden, die Prüfungszeit war von Corona-Vorgaben geprägt, und große Partys mussten wegen der Restriktionen ausfallen.
Auch das Theaterstück „Amphibien“, an dem Bente Andersen mitwirkte und das in Anlehnung an 100 Jahre dänische Wiederangliederung Nordschleswigs die Theater-AG des DGN einstudiert hatte, konnte nicht wie geplant an allen Spielorten dargeboten werden.
Pläne zunichtegemacht
Für Bente Andersen und viele Gleichgesinnte kam es dann noch schlimmer. Die Pandemie hielt an, und das angestrebte Sabbatjahr fiel der Situation zum Opfer.
Sie habe sich bereits früh während ihrer Gymnasialzeit vorgenommen, ein Sabbatjahr einzulegen, sagt die 20-Jährige.
„Ich wollte reisen und ging davon aus, dass es schon im Juli losgeht. Das klappte wegen der Corona-Krise dann aber nicht. Ich dachte dann, dass es sich um zwei oder drei Monate verschiebt. Anfangs hatte ich kein Problem damit“, erinnert sich Bente an ihren Gemütszustand während der Krise kurz nach ihrem bestandenen Abitur.
Die Stimmung kippte dann aber.
Jobben
Sie jobbte bereits während der Schulzeit bei einem Discounter in Apenrade, um Geld für ihr Sabbatjahr zurücklegen zu können.
Da sie wegen der anhaltenden Krise nichts unternehmen konnte, nahm sie nach bestandenem Abitur eine Vollzeitstelle an.
Anfang des Jahres bekam sie sogar den Posten der stellvertretenden Filialleiterin.
Sie musste ganz viel regeln und auch an Wochenenden arbeiten. „Der Arbeitsalltag wurde sehr stressig“, so die 20-Jährige.
Sie fühlte sich ausgenutzt und entschied, sich nach einem anderen Job umzusehen.
Work and Travel
Bente Andersen ist seit einiger Zeit Corona-Testerin und pendelt zwischen Teststationen in Apenrade, Rothenkrug (Rødekro) und Sonderburg (Sønderborg) hin und her.
Sich auf die faule Haut zu legen und das Sabbatjahr zum Nichtstun zu nutzen, das entspricht nicht dem Naturell der 20-Jährigen.
„Mir schwebt Work and Travel vor. Reisen, arbeiten, Menschen kennenlernen und Erlebnisse sammeln“, fasst Bent ihre Sabbatjahrpläne zusammen.
Die hat sie immer noch, und daher hängt sie ein weiteres Sabbatjahr dran, was bei den Eltern nicht nur auf Begeisterung stößt, wie Bente einräumt.
„Ich hoffe, im September reisen zu können und dann auch geimpft zu sein. Es werden aber nur Länder infrage kommen, in denen die Corona-Lage einen Aufenthalt zulassen. Ich werde das spontan entscheiden“, so Bente Andersen, wohl wissend, dass die Krise sich trotz weltweiter Impfungen noch hinziehen wird.
Ungeliebter Plan B
„Ich habe mich sicherheitshalber für einen Studienplatz beworben für den Fall, dass es wieder nichts mit dem Reisen wird“, so die 20-Jährige zu ihrem Plan B.
Am liebsten solle es aber Plan A werden mit einem „echten“ Sabbatjahr. Danach kann es mit den beruflichen Zielen dann losgehen.
„Mir schwebt ein Studium der Politikwissenschaften in Kopenhagen vor“, erwähnt Bente Andersen.
Das verlorene Jahr nachholen
Ein Studium soll es auch bei Anna Paysen aus Tingleff werden. Aber eben erst später.
Sie hat wie Bente Andersen im vergangenen Jahr Abi am DGN gemacht, und bei ihr steht ein Sabbatjahr ebenfalls ganz oben auf der Agenda.
Beide kennen sich gut und sind befreundet.
Anna hat sich ebenfalls dazu entschieden, das verkorkste Sabbatjahr nachzuholen.
„Ich mache noch ein Jahr und gehe davon aus, 2022 dann ein Studium aufzunehmen“, sagt die 19-Jährige.
In welche Richtung das Studium gehen soll, wisse sie allerdings noch nicht.
Land und Leute kennenlernen
Anna trauert dem verpassten Sabbatjahr ebenfalls nach. Auch sie wollte viel reisen und Land und Leute kennenlernen. Das soll nach Möglichkeit in diesem Sommer passieren.
In die große Welt wird es wegen der Corona-Krise wohl nicht gehen. „Vermutlich wird es eher Europa und skandinavische Länder wie Schweden oder Norwegen. Wenn es gut läuft mit den Impfungen, kann es vielleicht auch weiter weg gehen“, so Anna Paysen, die die Hoffnung auf einen internationalen Trip noch nicht aufgegeben hat.
Sie war sogar in der glücklichen Lage, vor einigen Monaten trotz Corona auf einen kurzen Vorgeschmack zu kommen.
„Ich war mit Freundinnen eine Woche auf den Färöern. Das war schon ein schöne Abwechslung, bei der man Energie tanken konnte“, blickt die Tinglefferin angetan auf die Kurzreise zurück.
Sie denken, dass sie einen in Gang bringen müssen. So ist es nun einmal, wenn man so lange aufeinanderhockt.
Anna Paysen
Sie würde sich in diesem Jahr auch im Dezember aufmachen, wenn es die Lage dann eher zulässt.
Es wäre dann aber schon schön, wenn es aufgrund der Jahreszeit in südlichere Gefilde gehen könnte, so die 19-Jährige mit einem Schmunzeln.
Ihr Sabbatjahr hat Anna aufgrund der Pandemie, wie alle anderen, ganz viel zu Hause verbringen müssen.
Sie ist seit September vergangenen Jahres zwar Aushilfskraft im Deutschen Kindergarten Bülderup (Bylderup) und ist somit nicht untätig.
Sie macht es zum einen aus eigenem Interesse, zum anderen auch wegen des Hausfriedens, so Anna mit einem verschmitzten Lächeln.
Ihre Eltern Jens und Ulrike, beide Lehrer, vermissen hin und wieder etwas mehr Zielstrebigkeit. „Sie denken, dass sie einen in Gang bringen müssen. So ist es nun einmal, wenn man so lange aufeinanderhockt“, so Anna mit einem Lachen.
Sie nimmt es gelassen und lässt sich das zweite Sabbatjahr nicht nehmen.
Die Eltern hätten sich damit letztlich auch ganz gut abgefunden, so Anna mit einem Augenzwinkern.