Politik und Umwelt

Deponiegegner bekommen Unterstützung in Richtung Christiansborg

Deponiegegner bekommen Unterstützung

Deponiegegner bekommen Unterstützung

Pattburg/Padborg
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Stadtratsmitglied Jan Riber Jakobsen (Kons.), hier bei der Kundgebung in Pattburg, kann sich über Unterstützung von Politiker Nils Sjøberg (Radikale Venstre) freuen. Foto: kjt

Der Widerstand wächst: Politiker Nils Sjøberg (Radikale Venstre) ruft Folketingsvertreter aus dem südlichen Landesteil auf den Plan, um eine im Raum stehende Lagerung von Schutt aus zurückgebauten deutschen Kernkraftwerken bei Harrislee in unmittelbarer Nähe zur dänischen Grenze zu verhindern.

Auf einer Kundgebung Ende vergangener Woche in Pattburg, die die Konservative Partei in der Kommune Apenrade (Aabenraa) initiierte, gab es ein Schulterschluss zwischen Apenrade und deutschen Nachbarkommunen im Bestreben, gegen eine Lagerung von Gebäuderesten abgerissener Kernkraftwerke wie Krümmel, Brunsbüttel oder Brokdorf auf der Deponie Balzersen in Harrisler in unmittelbarer Grenznähe vorzugehen.

Auch wenn der Schutt angeblich keine erhöhten Strahlenwerte aufweist und unbedenklich sein sollte, würde ein falsches Signal von der Lagerung ausgehen. Die gute Nachbarschaft im Grenzland würde beeinträchtigt werden, da auch die dänische Seite gegen das Vorhaben ist, so der Tenor.

„Atomkaft? Nein Danke!" auf der Kundgebung in Pattburg. Foto: kjt

Bei ihren Protesten bekommen die Deponiegegner von beiden Seiten der Grenze unter anderem Unterstützung vom Politiker Nils Sjøberg (Radikale Venstre) aus Kolding. Er saß während des Mutterschutzes von Lotte Rod bis vor Kurzem vertretungsweise im Folketing.

Aus der Reserve locken

„Ich habe sämtliche Folketingspolitiker in Südjütland und Nordschleswig kontaktiert mit der Aufforderung, parteiübergreifend alles dafür zu tun, um zu verhindern, dass der Landtag in Kiel die Möglichkeit bekommt, 35.000 Tonnen Bauschutt von Atomkraftwerken nur einige Hundert Meter südlich der dänisch-deutschen Grenze zu lagern“, teilt der Koldinger mit.

Der Hintergrund sei, dass der schleswig-holsteinische Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) die Zustimmung des Landtages erhalten hat, Gebäudereste der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel auf der Deponie Balzersen platzieren zu können, so Sjøberg in Anlehnung an den Landtagsbeschluss, dass an vier von ursprünglich sieben möglichen Standorten eine Lagerung angeordnet werden kann.

Unter den möglichen Standorten befindet sich die Lagerstätte des Betriebes Balzersen, der sich ebenfalls gegen eine Lagerung des Materials ausgesprochen hat.

Ist auch gegen die Lagerung von Kraftwerksschutt nahe der dänischen Grenze: Nils Sjøberg Foto: Anders Dohn Sonne/DN Archiv

Nils Sjøberg fordert sämtliche regionale Folketingspolitiker auf, die Staatsministerin und die Minister für die Bereiche Umwelt, Energie und Klima zu einer Anhörung („åben Samråd“) einzuberufen und die Angelegenheit im Folketing und im Europaausschuss vorzubringen.

Noch mehr mit im Boot

Der Gemeinde Harrislee und der Stadt Flensburg und vor allem auch der Kommune Apenrade als unmittelbare Deponiegegner wird es recht sein, haben sie sich doch schon seit geraumer Zeit vehement gegen die Lagerung ausgesprochen.

Das wurde bei der Kundgebung am Grenzübergang Pattburg noch einmal untermauert.

„Es kann nicht sein, dass Abfall 150 Kilometer weit transportiert und dann auf die Türmatte von anderen geworfen wird“, hatte Jan Riber Jakobsen hervorgehoben, konservatives Stadtratsmitglied der Kommune Apenrade. Seine Partei hatte zur Kundgebung eingeladen.

„Wir unterstützen die deutschen Nachbargemeinschaften in den Bestrebungen, die Lagerung des Kraftwerkschutts zu verhindern. Das hier ist eine Sache, die unbedingt gewonnen werden muss“, so Jakobsen vor den rund 125 dänischen und deutschen Zuhörern, darunter Harrislees Bürgermeister Martin Ellemann (parteilos) und einige Stadtratsmitglieder der Kommune Apenrade.

Einer Meinung

Heinz Petersen (SSW), Bürgervorsteher der Gemeinde Harrislee, schlug in die gleiche Kerbe.  Er betonte, dass eine Lagerung unabhängig der Strahlenwerte ein bedenkliches Signal sendet.  „Es würde sich negativ auf die Wirtschaft und auch auf den Tourismus hier im Grenzland auswirken“, so Petersen, der sich erfreut darüber zeigte, dass auch die Deponie Balzersen eine Lagerung abgelehnt hat.

Zu den Rednern der Kundgebung gehörte auch Apenrades Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre).

Dass das Material aus den Trakten der Kernkraftwerke laut Experten keine erhöhten Strahlenwerte hat, sei für ihn nicht der springende Punkt. Dänemark sei ein Land, in dem Atomkraft nie erwünscht war. Sollte Deutschland Material aus den Anlagen dennoch so nah an der Grenze zu Dänemark lagern, fände er es respektlos, so Thomas Andresen.

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