75 Jahre nach Attentat
Gedenken an den Nordschleswiger, der Hitler töten wollte
Gedenken an den Nordschleswiger, der Hitler töten wollte
Gedenken an den Nordschleswiger, der Hitler töten wollte
Die Bombe explodierte in unmittelbarer Nähe Hitlers – aber der Diktator überlebte. 75 Jahre nach dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat gedachten die Spitzen der Minderheit dem zentral beteiligten Jens Peter Jessen.
Am Grab des Widerstandskämpfers Jens Peter Jessen in Tingleff haben der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, und BDN-Generalsekretär Uwe Jessen am Sonnabend Blumen zum Gedenken an das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 niedergelegt.
„Das Attentat auf Hitler ist genau 75 Jahre her und Jens Peter Jessen, der hier aus Stoltelund aus der Gegend von Tingleff stammt, gilt als Mitarchitekt des Widerstandes und des Attentats. Er wurde im Oktober 1944 festgenommen und am 30. November dann hingerichtet. Dem wollten wir als BDN gerne zum 75. Jahrestag gedenken“, so Jürgensen.
Denn, so der BDN-Chef, Jessen stehe auch dafür, „dass nicht die ganze Minderheit pro Hitler war, obwohl Jessen ja anfangs mitgemacht und den Nationalsozialismus unterstützt hat. Aber dann hat er gesehen, dass es ein verkehrter Weg ist. Es zeigt doch auch, dass es auch in unseren Reihen Widerstand gegen das Regime Hitlers gegeben hat.“
Zentrale Rolle im Widerstand
Jessen war zum Zeitpunkt des Attentates auf Hitler 48 Jahre alt und konnte auf eine steile Karriere als Nationalökonom zurückblicken.
Lange war er, der als Professor an mehreren Hochschulen wirkte, überzeugter Nationalsozialist. Nach mehreren negativen Erfahrungen mit dem Regime kam er 1939 über die sogenannte „Mittwochsgesellschaft“ in Kontakt mit organisierten Gegnern Hitlers und wurde selbst aktives Mitglied des Widerstandes.
In der Wehrmacht in verwalterischer Position mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, ermöglichte Jessen den Widerständlern Reisemöglichkeiten und war Kontaktmann zwischen den Verschwörern.
Persönliche Note im Gedenken an Jessen
Und auch in Hinrich Jürgensens Familie hat Jessen Spuren hinterlassen: „Er ist Nachbarsohn und gleicher Jahrgang und Freund meines Großvaters. Mir ist erzählt worden, dass er ja kurz vor dem Attentat in Dänemark war und Freunde besucht hat. Auch meinen Großvater. Und da hat er meinem Großvater gesagt, schick deinen Sohn nicht in den Krieg, es ist nicht so, wie ihr glaubt. Mehr konnte oder wollte er nicht sagen. Das ist mit ein Grund dafür, dass mein Vater, der sich sowieso nicht freiwillig melden wollte, nicht im Krieg war.“
Jessen gilt als Vordenker des Attentatversuches. Seine zentrale Rolle wurde aber zunächst weder von der Gestapo noch in Darstellungen nach dem Krieg erkannt oder herausgestellt.
Gedenken in Berlin
Mit einem feierlichen Gelöbnis von 400 Bundeswehrrekruten hat die Bundesregierung zum 75. Jahrestag des gescheiterten Attentats an den Widerstand gegen das NS-Regime erinnert.
„Wir müssen das Gedenken pflegen und die Erinnerung weitertragen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Lehren aus der Geschichte nicht verblassen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor den Rekruten und ihren Angehörigen.
Bei dem Festakt auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin mit vielen Ehrengästen hatte die neue Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ihren ersten großen Auftritt im Amt.
In ihrer Rede machte die neue Oberbefehlshaberin deutlich, worauf sie in der Truppe Wert legt: „Der soldatische Dienst erfordert Gehorsam. Aber keinen blinden und erst recht keinen Kadavergehorsam.“
In dem Zusammenhang erinnerte sie an die Offiziere um Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Diese seien Vorbilder. „Sie begehrten auf gegen Unrecht, Diktatur, Barbarei, Menschenverachtung (und) sahen ihre soldatische Pflicht darin, das Recht über den unrechtmäßigen Befehl zu stellen.“ Dieser Anspruch präge das Selbstverständnis der Bundeswehr bis heute.
(mit dpa)