Deutsche Minderheit

Lorenz Peter Wree 80 Jahre

Lorenz Peter Wree 80 Jahre

Lorenz Peter Wree 80 Jahre

hee
Pattburg/Padborg
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Frauke und Lorenz Peter Wree während eines Besuchs in der Hansestadt Bremen Foto: Volker Heesch

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Am Sonntag, 18. April, hatte der emeritierte frühere Pastor des deutschen Teils der Volkskirchengemeinden Tondern und Uberg runden Geburtstag. Der in Pattburg lebende Theologe gibt seit Jahrzehnten dem Kulturleben der deutschen Minderheit in Nordschleswig wertvolle Impulse.

Pastor Emeritus Lorenz Peter Wree, Volmersvej in Pattburg, vollendete am Sonntag, 18. April, sein 80. Lebensjahr. Der von der Halbinsel Holnis an der Flensburger Förde stammende Theologe ist nicht nur als früherer Pastor des deutschen Teils der Volkskirchengemeinden in Tondern (Tønder) und Uberg (Ubjerg) von 1976 bis 2006 in ganz Nordschleswig bekannt.

Versierter Heimatkundler

Einen Namen hat er sich vor allem auch durch seine jahrzehntelange Tätigkeit in der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) gemacht, deren Vorsitzender er seit 2002 ist. Bis heute ist Wrees Tätigkeit in Tondern und Uberg in den dortigen Gemeinden unvergessen, denen er immer verbunden geblieben ist, was im vergangenen Jahr bei einer kunsthistorischen Führung durch die Tonderner Christkirche zum Ausdruck kam.

 

Seine Fähigkeiten als Referent sowie Kenner der Kirchengeschichte und Baukunst stellte Lorenz P. Wree im Herbst 2020 bei einer Führung durch die Tonderner Christkirche unter Beweis. Foto: Volker Heesch

 

Gerne gibt Wree sein großes Wissen zur Kirchen- und Kunstgeschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes und über die Gotteshäuser und historischen Ereignisse in der Region an seine Mitmenschen weiter. Schon frühzeitig setzte sich die HAG unter Mitwirkung Wrees mit der dunklen Vergangenheit der deutschen Minderheit vor und während des Krieges auseinander, was Impulse für eine selbstkritische Haltung zur eigenen Geschichte in der gesamten Minderheit auslöste.  

Schon früh Kontakt zu Nordschleswig

Nach dem Abitur an der Goethe-Schule in Flensburg studierte Wree Theologie in Heidelberg, Bonn und Kiel. Schon während seiner Studienzeit knüpfte er Verbindungen nach Nordschleswig. Nach dem Abschluss des Studiums wirkte Wree während seines Vikariates unter anderem in Tingleff (Tinglev) in der Nordschleswigschen Gemeinde beim dortigen Pastor Friedrich Jessen. In Nordschleswig lernte er auch seine in Uk (Uge) beheimatete Frau Frauke kennen.

Nach der Ordination in Schleswig übernahm Wree seine erste Pfarrstelle in Deezbüll in Südtondern. Während seiner Tätigkeit dort unterrichtete er an der Friedrich-Paulsen-Schule das Fach Kunstgeschichte. Während seiner anschließenden Tätigkeit in Tondern erwarb sich Wree große Achtung auch bei den dänischen Mitbürgern. Er engagierte sich im Verein der Freunde der Breklumer Mission, deren Vorsitzender er von 1983 bis 2011 war. Er schaltet sich gerne in Diskussionen innerhalb der deutschen Minderheit ein, bei Hauptversammlungen des Bundes Deutscher Nordschleswiger scheute er sich nie, eigene Positionen zu vertreten, beispielsweise meldete er Bedenken gegen die Einführung des Euros in Dänemark an, der in einer folgenden Volksabstimmung in Dänemark auf der Strecke blieb.

 

Mit seinen Vorträgen wie vor einigen Jahren bei einer HAG-Exkursion mit Abstecher in die Kirche von Mandø fesselt Lorenz P. Wree auch Zuhörer ohne Hang zu Geschichte und Kirchenkunst. Foto: Volker Heesch

 

Als Autor geschichtlicher Beiträge, die vor allem in den Schriften der HAG erschienen sind, aber auch durch Bearbeitung von Beiträgen, die er durch Erläuterungen und Fußnoten oft sehr viel verständlicher macht, wird Wree von vielen Leserinnen und Lesern geschätzt. Als Leiter vieler Exkursionen und Tagungen der HAG beeindruckt er immer wieder Zuhörer und Referenten durch Sachkenntnis und seine freundliche Art.

Erst im jüngsten Heft der HAG hat er mit seinen Beiträgen anlässlich der Volksabstimmungen und Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland die eigene Sicht der deutschen Nordschleswiger auf das Geschehen vor gut 100 Jahren in Worte gefasst.

Wree durchstreift besonders gerne mit dem Fahrrad das Grenzland, wobei er immer wieder auf interessante Orte und Themen trifft. Zusammen mit seiner Frau hat der Jubilar, der auch stets den Schutz von Natur und Schöpfung im Auge hat, zahlreiche Reisen, meist per Bahn, ins In- und Ausland unternommen, meist mit kulturellem Programm.   

 

Im Jahre 2006 schied Lorenz P. Wree aus dem Dienst der Gemeinden in Tondern und Uberg aus; seitdem hat er in zahlreichen Kirchen Nordschleswigs in Vertretung gepredigt. Foto: Volker Heesch
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