Kommunalwahl 2021

SP-Erfolg in Tondern ein Zeichen des Vertrauens

SP-Erfolg in Tondern ein Zeichen des Vertrauens

SP-Erfolg in Tondern ein Zeichen des Vertrauens

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Der Forschungsleiter am Staatsarchiv in Apenrade, Hans Schultz Hansen, war im Oktober maßgeblich an der Geschichtskonferenz in der Bildungsstätte Knivsberg beteiligt, bei der die Geschichte der deutschen Nordschleswiger im Blickpunkt stand. Foto: Archivfoto Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der nordschleswigsche Historiker Professor Hans Schultz Hansen sieht in der Wahl Jørgen Popp Petersens zum Bürgermeister in der Wiedaustadt Parallelen zum Erfolg des SSW mit Simon Faber an der Spitze von Flensburg. Auch die Vergangenheitsbewältigung in der deutschen Minderheit hat der SP genützt.

Der Forschungsleiter am Staatsarchiv in Apenrade, Professor Hans Schultz Hansen, sieht im Erfolg der Schleswigschen Partei (SP) bei den Kommunalwahlen in Tondern (Tønder) Parallelen zu den Erfolgen des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) in Schleswig-Holstein, sich gegenüber den Menschen als Regionalpartei zu profilieren.

SP nördlich der Grenze Regionalpartei

„Die Wahl Jørgen Popp Petersens zum Bürgermeister in Tondern weist Ähnlichkeiten mit der Wahl des SSW-Kandidaten Simon Faber zum Flensburger Oberbürgermeister im Jahr 2010 auf“, so Schultz Hansen, der auch Vorsitzender des 1924 gegründeten dänischen historischen Vereins in Nordschleswig, „Historisk Samfund for Sønderjylland“, ist. „Nördlich der Grenze ist es der Partei der deutschen Minderheit erst später gelungen, als Regionalpartei Unterstützung in der Mehrheitsbevölkerung zu gewinnen, als es südlich der Grenze beim SSW zu beobachten war“, so Schultz Hansen, der sich als Historiker seit Jahrzehnten auch mit der Geschichte der deutschen Minderheit beschäftigt.

Keine Verbindung zu deutschen Bürgermeistern in den 1920er Jahren

„Die Erfolge der heutigen SP-Politiker haben nichts mit den deutschen Bürgermeistern in Nordschleswig nach 1920 zu tun, als die deutsche Minderheit beispielsweise in Tondern und Hoyer eine starke Position hatte und seinerzeit eine Grenzrevision forderten. „So wie Simon Faber 2010 eine Zersplitterung der deutschen Parteien in Flensburg als Kandidat der dänischen Minderheit nutzen konnte, so zeigt sich jetzt in Tondern, dass sich eine Mehrheit im Stadtrat für den SP-Kandidaten Jørgen Popp Petersen vor allem auch angesichts des vorausgegangenen Auseinanderbrechens der Partei Venstre in der Kommune ausspricht“, erklärt Schultz Hansen.

Jürgensens Bitte um Entschuldigung

„Es zeigt sich auch, dass die Mehrheit im Stadtrat Vertrauen zu Jørgen Popp Petersen und der SP hat“, meint der Historiker, und er fügt hinzu: „Zum Hintergrund des Erfolgs der Schleswigschen Partei in den vergangenen Jahren zählt auch der Kurs der Vergangenheitsbewältigung der deutschen Minderheit in Nordschleswig, die sich kritisch mit dunklen Zeiten in der eigenen Geschichte auseinandersetzt, was in Hinrich Jürgensens Bitte um Entschuldigung für frühere Verfehlungen während des Besuchs von Königin Margrethe im Juni dieses Jahres zum Ausdruck gekommen ist.“ Jürgensen ist Vorsitzender des Dachverbandes der deutschen Minderheit, Bund Deutscher Nordschleswiger.

Schultz Hansen weist auch darauf hin, dass die Schleswigsche Partei heute mit ganz anderer Politik zu den Wahlen antritt als die deutsche Minderheit in den Jahren nach 1945, als die „Faarhus-Generation“ noch den Ton angab. Und mit dem Hinweis auf den Erfolg der SP mit ihrem Spitzenmann Stephan Kleinschmidt in Sonderburg (Sønderborg) vor der Wahl Jørgen Popp Petersens zum Oberhaupt in Tondern erwähnt Schultz Hansen auch die Bedeutung der Persönlichkeiten, mit denen die Schleswigsche Partei in den Wettbewerb um die Stimmen der Wählerschaft tritt. Da habe Jørgen Popp Petersen auch als Politiker punkten können.      

   

Mehr lesen

EU

EU überarbeitet Schengener Grenzkodex: Enttäuschung im Grenzland

Apenrade/Aabenraa Künftig soll bei der Einführung von Kontrollen an den Binnengrenzen unter anderem die Verhältnismäßigkeit geprüft werden, doch dafür dürfen Grenzkontrollen in Zukunft von den Staaten im Schengenraum noch länger aufrechterhalten werden. Die Parteisekretärin der Schleswigschen Partei, Ruth Candussi, und die Grenzlandpolitiker Rasmus Andresen und Stefan Seidler sind deshalb enttäuscht von dem Beschluss.