Deutsche Minderheit

Besseres Arbeitsklima, doch es wird weiter gerangelt

Besseres Arbeitsklima, doch es wird weiter gerangelt

Besseres Arbeitsklima, doch es wird weiter gerangelt

Ruttebüll/Rudbøl
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Jørgen Popp Petersen bei seiner Amtseinführung Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Christian Andresen, Kommunalvorsitzender der Schleswigschen Partei, freute sich über erste Zeichen für eine bessere Zusammenarbeit im Stadtrat. Was nicht für möglich gehalten wurde, endete mit der Wahl von Jørgen Popp Petersen als Bürgermeister. SP-Chef wiedergewählt, neuer Stellvertreter ist Jakob Tästensen.

Im Vorfeld der Kommunalwahl seien schon wichtige Weichen gestellt worden, und es kamen günstige Umstände dazu, dass es gelang, nach 87 Jahren einen Bürgermeister mit „deutscher Gesinnung“ in der Kommune Tondern zu küren. Das erklärte ein besonders zufriedener Kommunalvorsitzender der Schleswigschen Partei, Christian Andresen, auf der Bezirksmitgliederversammlung in Ruttebüll.

 

Selbst ins Abseits gestellt

„Einige haben sich selbst ins Abseits gestellt. Nach den internen Streitigkeiten in der Venstre-Fraktion und der späteren Spaltung stellte die früher übermächtige Partei mit Martin Iversen als Bürgermeisterkandidaten einen politischen Neuling an die Spitze. Und die Sozialdemokraten nominierten Barbara Krarup Hansen, auch eine politische Novizin und aussichtslos, die Wahl zu gewinnen. Es sei aber ein langer Weg gewesen, meinte der langjährige SP-Parteivorsitzende, der von der Versammlung für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde.

 

Christian Andresen
Christian Andresen Foto: Cornelius von Tiedemann

Einige haben darauf spekuliert, ob ein SP-Kandidat Bürgermeister werden könnte, aber dann doch gemeint, das passiert nie. Diesen Erfolg hatte man eigentlich Stefan Kleinschmidt in Sonderburg zugetraut.

Christian Andresen, Kommunalvorsitzender der Schleswigschen Partei in der Kommune Tondern

Während der vergangenen vier Jahre habe es unzählige Angriffe aus der Opposition gegeben. „Einige haben darauf spekuliert, ob ein SP-Kandidat Bürgermeister werden könnte, aber dann doch gemeint, das passiert nie. Diesen Erfolg hatte man eigentlich Stefan Kleinschmidt in Sonderburg zugetraut“, erklärte Andresen.

Aber Jørgen Popp Petersen und das Kandidatenteam der Schleswigschen Partei schafften es, die Stimmenzahl mehr als zu verdoppeln.

Ergebnis um 118 Prozent verbessert

Die SP habe im Vergleich zur Wahl 2017 118 Prozent mehr Stimmen geholt. Aus zwei Mandaten wurden vier. Popp Petersen verbesserte sein persönliches Ergebnis von 629 auf 1.919 persönliche Stimmen. Die Kandidatinnen und Kandidaten seien bei vielen Wahlveranstaltungen aufgetreten. „Ich danke aber nicht nur ihnen, sondern auch allen Freiwilligen, die beim Plakateaufhängen, Verteilen von Wahlmaterial usw. geholfen haben“, unterstrich Christian Andresen.

Plötzlich war es legitim geworden, dass ein Vertreter der Schleswigschen Partei Bürgermeister werden könnte, als der frühere Regionsratsvorsitzende Carl Holst in einer Fernsehsendung mit Poul Erik Thomsen als Moderator Jørgen Popp Petersen eine tragende Rolle bei der Bürgermeisterwahl einräumte. Sein Gesprächspartner Frode Sørensen, früheres sozialdemokratisches Folketingsmitglied und Mitglied des Sonderburger Stadtrats, nannte Popp Petersen Dark Horse.

 

„Damit war es legitim, ihn als unseren Bürgermeisterkandidaten zu betiteln“, so Christian Andresen, der in der Wahlnacht als Taktiker auch erheblichen Anteil am Erfolg hatte. Die Vorgespräche seien kreuz und quer geführt worden“, verriet Andresen zur großen Einigkeit der Parteien, Popp Petersen die Amtsgeschäfte zu überlassen.

 

Für Henrik Frandsen war der 16. November teils ein guter, teils ein schlechter Tag. Seine Tønder Listen gewann auf Anhieb neun Mandate bei der Kommunalwahl. Frandsen wurde aber in der Wahlnacht von den anderen Parteien als Bürgermeister abgewählt (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Es sei Henrik Frandsens (Tønder Listen) eigene Schuld gewesen, wenn er die Wahlverhandlungen vorzeitig verließ, um ins Bett zu gehen. Seine neue Partei, die auf Anhieb neun Mandate gewann, sei dennoch gebührend berücksichtigt worden. Wohl oder übel hatte sie zuletzt auch die Wahl von Popp Petersen unterstützt.

Arbeitsklima verbessert

Da sich das Arbeitsklima im Stadtrat in den vergangenen vier Jahren zusehends verschlechtert hatte, schrieb sich die SP Zusammenarbeit auf ihre Fahnen. „Das war eine richtige Entscheidung, denn das Betriebsklima hat sich verbessert, und am 31. März konnte sogar ein gemeinsamer Energieplan von 29 von 31 Mitgliedern gutgeheißen werden, obwohl gerade die Gewinnung erneuerbarer Energie für äußerst heftige Diskussionen im Stadtrat gesorgt hatte. Zusammenarbeit war im alten Stadtrat ein Fremdwort.“

Unglaublich und ein gutes Zeichen

„Das war einfach unglaublich und ein gutes Zeichen. Es hat noch nie eine so gute Zusammenarbeit gegeben wie jetzt. Es fällt kein böses Wort. Das tat es bei der Konstituierung in der Wahlnacht. Also sieht es gut aus, obwohl natürlich hinter den Kulissen noch gerangelt wird, aber man spricht zumindest in einem ordentlichen Ton miteinander“, freute sich Christian Andresen.

Christian Andresen übernahm bei der Bezirksmitgliederversammlung die Verabschiedung der Vorstandsmitglieder Kirsten Bossen, Broder Ratenburg und Christian Marquardsen (r.). Auch Ellen Blume schied als Schriftwartin aus. Foto: Brigitta Lassen

Anstelle seines langjährigen Vizes Christian Marquardsen wird ihm künftig Jakob Tästensen als Stellvertreter zur Seite stehen. Dem Vorstand gehören auch die vier gewählten Ratsmitglieder Jørgen Popp Petersen, Louise Thomsen Terp, Randi Damstedt und Leif Hansen an. Mitglied kann auch eine Person werden, die für die Minderheit ein öffentliches Amt bekleidet. Davon gibt es zurzeit keine. Weitere Vorstandsmitglieder könnten aber gerne dazukommen. Jeder, der Lust habe, könne dabei sein.

 

 

„Wir laden einmal im Monat zu Fraktionssitzungen ein, an denen zwischen 6 und 15 Personen teilnehmen.“ Kein Verständnis zeigte er für die Entscheidung der Schleswigschen Partei, als bei der Hauptversammlung in der vergangenen Woche auf dem Knivsberg über eine Parteiabgabe entschieden wurde, wonach die SP-Gewählte künftig eine Abgabe an die Parteiorganisation zu zahlen haben.

 

Kritik an Parteiabgabe

„Ich habe diesen Vorschlag auch nicht befürwortet. Der Zeitpunkt war so kurz nach der Wahl unglücklich gewählt, obwohl andere Parteien auch diese Abgabe einfordern. Letztendlich fand ein Kompromiss eine Mehrheit, wonach die Abgabe anstelle der vorgeschlagenen 5 Prozent auf mindestens 1,5 Prozent zum Wahlkampfbeginn 2025 eingeführt werden soll. Wir in Tondern werden bis zuletzt damit warten, dieses Geld einzufordern, und der Beschluss ist nur eine Empfehlung.“

Zukunft der Bezirksvereine

Bei der Mitgliederversammlung in Ruttebüll wurde auch über die Zukunft der Bezirksvereine und deren mögliche Abschaffung oder eine Neuverteilung der Aufgaben diskutiert. Die scheidende Bezirksvorsitzende Kirsten Bossen unterstrich, dass eine Entscheidung frühestens im Jahr 2023 zu erwarten sei, um eine sinnvolle und tragfähige Lösung zu finden. Der BDN-Hauptvorstand müsse vermutlich nur eine Empfehlung aussprechen, die Entscheidung würde die Delegiertenversammlung treffen.

 

Kirsten Bossen verwöhnte ihre Gäste bei der Bezirksmitgliederversammlung mit selbst gebackenen Torten. Foto: Brigitta Lassen
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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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