Naturschutz

Im Deichtunnel zur Beobachtungsstation für Vogelkundler

Im Deichtunnel zur Beobachtungsstation für Vogelkundler

Im Deichtunnel zur Beobachtungsstation für Vogelkundler

Hoyer/Højer
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Ganz nah wird man in der Beobachtungsstation der Vogelwelt der Marsch kommen. Foto: Volker Heesch

Im Rahmen der Pläne der Tonderner-Marsch-Initiative liegt auch der Bau eines Observatoriums für Ornithologen in direkter Nähe zum alten Seedeich bei Hoyer. Die Kommune gibt für diesen Plan grünes Licht.

Das Gesetz für die Tonderner Marsch erlaubt fast nichts, was den Bau von neuen Gebäuden und Veränderungen betrifft, die die Natur in den drei unter Naturschutz stehenden Kögen beeinträchtigen kann. Darüber können Landwirte ein Lied singen. Doch die Kommune Tondern hat jetzt per Ausnahmebestätigung genehmigt, dass dort direkt am früheren Seedeich ein Parkplatz für Vogelfreunde errichtet werden kann. Den Beschluss traf der Technische Ausschuss mehrheitlich auf seiner jüngsten Sitzung. Nur Poul Erik Kjær (Venstre) votierte dagegen.

Die Karte zeigt, wo das Vogelobservatorium gebaut werden soll. Foto: Kommune Tondern

Das Brisante an diesem Vorhaben ist, dass für die Einrichtung des Vogelobservatoriums der alte Hoyer-Deich durchbrochen werden muss, um die Beobachtungsstation ins Gelände einbetten zu können. Diesem Plan haben auch das Küstendirektorat und die Naturbehörde zugestimmt, während der Deichverband einen anderen Standort wünscht, der eher in Richtung Hoyer Schleuse liegt.

 

Nicht für 100.000 Gäste konzipiert

Doch die Verwaltungsdirektorin für den Bereich Umwelt und Technik, Ditte Lundgaard Jakobsen, unterstreicht, dass genau der ausgesuchte Platz die besten Möglichkeiten biete, viele Vögel zu beobachten. Nur der etwa 700 Quadratmeter große Parkplatz mit Platz für acht Pkw und einen Kleinbus liege im Schutzgebiet der Tonderner Marsch, meint die Juristin.

Der Vorsitzende des Technischen Ausschusses, Bo Jessen (V), sieht große Perspektiven für diesen Plan, der dem Tourismus förderlich sein soll. „Wir erwarten keine 100.000 Gäste. Mit einem Parkplatz können wir bestimmen, wo die Autos abgestellt werden und nicht mehr wie jetzt entlang der Straße geparkt werden. Mit dem Observatorium wird auch verhindert, dass die Vogelkundler quer über die Felder wandern. Das müsste daher ein Vorteil für die Landwirtschaft und die Tiere sein“, so Jessen.

Deichverband hat Bedenken

Sein Ausschuss kann grünes Licht in diesem Fall geben, ohne dass der Stadtrat den Antrag absegnen muss. Vorher musste aber auch der Beratende Ausschuss für die Tonderner Marsch informiert werden. Die Vertreter der sogenannten grünen Organisationen in diesem Gremium stimmen dem Plan zu. Der Deichverband und Sønderjyk Familielandbrug meinen, der Antrag müsse abgelehnt werden, da ein zu großer Besucherstrom die Landwirtschaft beeinträchtigen würde. Dies zeigten Erfahrungen mit dem Tirpitz-Museum in Blåvand.

Diese Fonds bezahlen die Rechnung, nicht die Kommune. Solche Stiftungen haben Ansprüche, da sie keine halben Sachen wollen, sondern auf Qualität achten.

Bo Jessen, Vorsitzender des Technischen Ausschusses


Die Kosten für das Projekt trägt der A. P. Møller Fonds, der Teil der Tonderner-Marsch-Initiative ist. „Diese Fonds bezahlen die Rechnung, nicht die Kommune. Solche Stiftungen haben Ansprüche, da sie keine halben Sachen wollen, sondern auf Qualität achten“, unterstreicht Bo Jessen. Hier handele es sich nicht darum, ein Loch in den vorgeschobenen Deich zu graben, der beim Schutz vor Sturmfluten die größte Bedeutung hat.

52 Meter langer Tunnel durch den Deich

Das Vogelobservatorium aus Holz soll etwa 200 Quadratmeter groß sein und soll auf der Westseite des Hoyer Deichs bei den früheren Kleigruben im Margrethe-Koog in etwa 50 Zentimeter Tiefe platziert werden. Durch den Deich wird ein etwa 52 Meter langer Betontunnel bis zur Vogelstation führen. Die Station soll ein mit Gras bewachsenes Dach erhalten und wird etwa drei Meter über das Gelände ragen. Gen Westen soll das Gebäude eine Glasfront haben, durch die die Besucher die Vogelwelt beobachten können.

Noch nicht im Ziel

Doch mit der Akzeptanz des Technischen Ausschusses ist das Projekt noch nicht in trockenen Tüchern. Weitere Behörden müssten dazu befragt werden, erklärte der Kommunikationsmitarbeiter der Tonderner-Marsch-Initiative, Ulrik Pedersen. Falls alles verlaufe wie gewünscht, könne das Observatorium verhältnismäßig schnell gebaut werden und daher vielleicht im kommenden Jahr fertig sein. „Das Projekt wird ungefähr 6 Millionen Kronen kosten und wird vom A.P. Møller Fonds finanziert", erklärte er .
Zu einer Neubewertung des Projekts kann es kommen, falls die Besucherzahlen explodieren und ein Verkehrschaos entsteht. Auch eine Zweckentfremdung der Hütte, beispielsweise durch übernachtende Gäste, könne ein Grund sein, unterstreicht die Kommune. 

Das Gesetz für die Tonderner Marsch gilt unter anderem dem Schutz der drei Außenköge (Neuer und Alter Friedrichen-Koog und Ruttebüller Koog) und umfasst die westliche Seite des alten Deichs von Hoyer bis Ruttebüll/Rudbøl entlang der Straße. Es gilt seit 1988 und sieht die extensive Bewirtschaftung der Fennen und eine Vernässung des Raums zum Wohle der Tierwelt vor. Die Landbesitzer hatten im Vorfeld harte Kämpfe mit den Umweltbehörden ausgefochten.

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