Tønder Festival 2024

In der Musikkneipe tanzen die „Oldies“ nach Jettes Pfeife

In der Musikkneipe tanzen die „Oldies“ nach Jettes Pfeife

In der Muskikkneipe tanzen die „Oldies“ nach Jettes Pfeife

Tondern/Tønder
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Die Bierdepots sind aufgefüllt. Die Festivalgäste können kommen. Jette Haase steht bereits am Tresen. Foto: Brigitta Lassen

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Jette Haase ist Chefin der Oldtimergruppe in Hagges Musik Pub. Die 72-Jährige packt seit der Geburt des Festivals vor 50 Jahren mit an. Mit ihrer Männercrew macht sie den Pub flott.

Das gemeinsame Interesse für die Musik, der damit verbundene Geist und das Entstehen neuer Freundschaften hat Jette Haase dazu bewogen, sich seinerzeit unter die Fahnen des Tønder Festivals zu melden.

Das war vor 50 Jahren, als Jette Haase 22 Jahre alt und Mutter einer dreijährigen und einjährigen Tochter war.

Sie war dabei, als das Tønder Festival vor fünf Jahrzehnten bei der alten Wassermühle aus der Taufe gehoben wurde. Sie war Vorstandsmitglied des Musikvereins Noldes Nabo, ihr Mann Ingolf saß im Vorstand des Vereins Visemøllen. Mit dem Beatklub wurde gemeinsam das erste Festival gestemmt. 

Die „Rentnerband“ beim Aufstellen des Zeltes: Gunner Jakobsen (l.) und Andreas Schlüter (r.) werden von Karen Jeppesen unterstützt, die eigentlich für den Bardienst eingeteilt ist. Vorn wuselt Jette Haase. Foto: Brigitta Lassen

Jette Haase feiert damit mit einigen anderen auch in diesem Jahr ihre goldene Hochzeit mit dem Festival. Als Freiwillige ist sie in Hagges Musik Pub der Festivalfreunde aktiv. Ihr Mann hat auch jahrelang zu den festen Größen auf dem Festivalplatz gehört, musste sich aber gesundheitlich zurückziehen. Sonst hätte er auch sein 50. Jubiläum in diesem Jahr begehen können. 

Jette Haase, die bald zweifache Urgroßmutter ist, denkt nicht ans Aufhören, obwohl sie in den Vorjahren immer wieder von Knieschmerzen geplagt wurde. Doch heute hat sie hat zwei künstliche Knie. „Alles ist wie neu. Daher mache ich so lange weiter, wie es geht.“

Die Gefrierkühltruhe ist aufgefüllt mit Frikadellen und Gullaschsuppe für die Gäste der Musikkneipe. Außerdem werden Soleier, Toasts und Kuchen serviert. Foto: Brigitta Lassen
Die Soleier sind fertig. Die hart gekochten Eier in Salzlake sind eine nordschleswigsche Spezialität und werden mit Senf, Salz und Pfeffer, Essig, Öl und Tabasco gegessen. Foto: Brigitta Lassen

Als die Freundinnen und Freunde des Tønder Festivals 1988 das frühere Hagges Hotel an der Vestergade bei einer Zwangsversteigerung kauften, war Ehepaar Haase dabei und half auch tatkräftig beim Renovieren des alten Hauses. Dort ist seitdem der „Arbeitsplatz“ von Jette Haase nicht nur während des Festivals, sondern das ganze Jahr hindurch. An der Bar im Zelt und beim Kartenverkauf hatte sie vorher Dienst geschoben. 

Vor 50 Jahren habe sie viele verschiedene Aufgaben gehabt. „Wir waren ungefähr 30 Personen. Wir schleppten Stühle und Tische, bauten auf und bauten ab, liefen von Spielstätte zu Spielstätten, sammelten Müll etc.“, erinnert sich die damals 22-Jährige.

Matratzen auf dem Bürgersteig

Die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler von damals hatten auch eine weitere Aufgabe. Sie waren unter anderem auch Herbergseltern, wenn Musikerinnen und Musiker bei ihnen oder in der Kaserne einquartiert wurden. „Dann kam jemand vorbei, und schmiss uns fünf Matratzen vors Haus und wir richteten die Betten her. Ich glaube, wir hatten in einem Jahr ein ganzes Jazzorchester einquartiert“, lacht Jette Haase.

Jette Haase arbeitet das ganze Jahr ehrenamtlich in Hagges Musik Pub. Foto: Brigitta Lassen

1974 war sie Mutter von zwei Töchtern im Alter von drei und einem Jahr. Ihre Schwiegereltern übernahmen die Kinder, wenn Jette und Ingolf Haase im Einsatz waren. „Als die Mädchen alt genug waren, wollten sie uns begleiten und spielten mit anderen Kindern auf dem Festivalplatz und wurden dort dann von den Schwiegereltern abgeholt. Später wurden sie Freiwillige und sammelten Abfall.“

Zum 25. Jubiläum des Festivals wurde ein Buch herausgegeben, in dem Jette Haase blättert. Foto: Brigitta Lassen
Die urgemütliche Musikkneipe besteht seit 1988. Karen Jeppesen (r.) schiebt Bardienst, Jette Haase ist Mädchen für Alles. Foto: Brigitta Lassen

Vor dem Festival macht die „Rentnerband“ unter ihrem Kommando Klarschiff. Chefin Jette ist mit 72 Jahren die Jüngste. Die Männer sind alle 80 Jahre und älter. Die Bänke und Tische draußen werden geschrubbt, im vergangenen Jahr wurden sie sogar gestrichen, die Bar im Freien wird aufgebaut. Das Aufstellen des Pavillons ist in jedem Jahr eine Herausforderung. Es wird geputzt und gewienert, die Eimer für Asche geleert, das Licht gecheckt und Bars abgewaschen. 

„Wir tun das, was Jette uns aufträgt“, lachen die beiden Mitstreiter Gunner Jakobsen und Andreas Schütt. Die beiden Männer sind an diesem Tag mit Jette Haase im Einsatz. 

Auch der überdachte Innenhof der Kneipe wird für die Festivaltage geputzt. Auch dort können kleine Konzerte gespielt werden. Foto: Brigitta Lassen

„Bei diesem Job lernt man neue Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichen Alters kennen. Das finde ich spannend und würde gerne noch lange weitermachen. Denn es fühlt sich an, als wenn Festivalstimmung in Hagges mitgenommen wurde. Und meine Schichten übernehme ich sehr gern“, erzählt sie.

1999 zum 25. Jubiläum des Tønder Festivals: Die damaligen Silberjubilare Jette Haase (r.), Inger Orsnæs und der verstorbene Erling Overgaard (Archivfoto) Foto: Elise Rahbek Ohlsen

Zu ihrer Truppe zählt auch Peter Høgsgard, der ebenfalls ein Festivalfreiwilliger der ersten Stunde ist, und Poul Thude. „Wir sind ein gutes Team“, freut sich die Chefin. Das Mitglied Ole Stork verstarb im Frühjahr. 

 

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