Soziale Vereine

Wachwechsel an der Spitze der Ehrenamtlichen

Wachwechsel an der Spitze der Ehrenamtlichen

Wachwechsel an der Spitze der Ehrenamtlichen

Tondern/Tønder
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Ute Mammen (r.) übergibt das Ruder als Leiterin an Karen Lund. Foto: Monika Thomsen

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Nach zehn Jahren verlässt die Leiterin Ute Mammen „Frivilligcenter Tønder“ und sucht neue Herausforderungen. Nachfolgerin Karen Lund freut sich auf die neue Aufgabe.

In der Schaltstelle für Ehrenamtliche in der Kommune Tondern im Mitbürgerhaus in Tondern weht der Wind der Veränderung.

„Eigentlich ist es unglaublich, was wir im Laufe von zehn Jahren geleistet haben“, erklärt die Leiterin von „Frivilligcenter Tønder“, Ute Mammen.

Ihre Tage in dieser Position sind auf eigenen Wunsch gezählt. Sie hat gekündigt und wird am Donnerstag, 1. Juli, das Ruder an Karen Lund übergeben.

„Es wird wohl Bedarf für Taschentücher geben“, so Ute Mammen in Gedanken an den Abschied, wenn am Donnerstag der Wechsel, die Generalversammlung sowie der zehnte Geburtstag der Einrichtung auf der Tagesordnung stehen.

Die Dachorganisation

„Wir sind die Dachorganisation der freiwilligen, sozialen Vereine und stehen ihnen mit Dienstleistungen und Hilfestellung zur Weiterentwicklung zur Verfügung“, erläutert Ute Mammen.

„Ich versuche gerade, alles aus meinem inneren Computer an Karen zu übermitteln“, so Ute Mammen in Anspielung auf ihr starkes Gedächtnis, wo vieles abgespeichert ist.

Das Freiwilligencenter hat seit 2014 seine Adresse an der Osterstraße 63B. Foto: Monika Thomsen

Pioniereinsatz im rollenden Büro

Als die Stätte im Juli vor zehn Jahren ihren Betrieb aufnahm, musste Pionierarbeit geleistet werden, und es gab anfangs noch keinen festen Sitz.

„Mein neongrüner Kia war sozusagen mein rollendes Büro“, erinnert sie sich an die Anfangszeit.

Anfang im Industrieviertel

Die erste Unterkunft gab es im Industrieviertel am Fabriksvej, wo das Hilfsmittel-Depot angesiedelt war.

„Das war eine lustige Zeit, damals war ich nahezu rund um die Uhr im Einsatz“, so Ute Mammen, die bei Dienstschluss abends das schwere Eisengitter herunterlassen musste.

Das Mitbürgerhaus in idyllischer Umgebung ist seit 2014 der Sitz der Schaltstelle für die freiwilligen, sozialen Vereine. Foto: Monika Thomsen

Mitbürgerhaus als Anlaufstelle

Seit Frühjahr 2014 bildet das Mitbürgerhaus in der Osterstraße den Rahmen für die Stätte.

„Ich hatte damals nur ein Büro und war auf der Suche nach einer Stelle für das neu gestartete ‚Klosteret‘ und den Verein ‚Broen‘“, berichtet sie.

Der Jugend-Treffpunkt „Klosteret“, der mittlerweile „Multistedet 15 +“ heißt und in „Sindhuset“ sein Domizil hat, fing im Keller des Mitbürgerhauses an.

IT als Schwerpunkt

„Vor zehn Jahren habe ich im Bereich der Informationstechnologie, die damals noch Neuland war, sehr viel Hilfestellung gegeben. Damals gab es kein WiFi, und ich brachte immer einen transportablen USB-Stick mit. Der liegt mittlerweile als Kleinod im Schrank“, so Mammen mit einem Lächeln.

Sie freut sich über den Zuspruch für die Einrichtung, der durch die Jahre gewachsen ist. „Wir fingen mit 60 bis 65 Vereinen an und haben jetzt 87."

„Unser Service hat sich von der IT-Hilfe bis hin zu mehr Zusammenarbeit und einer Brückenbauerfunktion gewandelt. Mehrere können gemeinsam mehr stemmen“, so Ute Mammen.

Der Wert von Loyalität und Neutralität

Sie ist voller Bewunderung für Menschen, die vielleicht trotz Alkoholproblemen und anderen Herausforderungen in der Schaltstelle vorstellig werden.

„Wir setzen uns dann unbürokratisch für sie ein. Dabei zeigt sich immer wieder, dass unsere Zeit, unsere Loyalität und Neutralität sehr wertvoll sind“, so die Leiterin.

Wir müssen einen Finger am Puls des jeweiligen Bedarfs haben.

Ute Mammen, Leiterin

Zum Aufgabenbereich gehört das Anwerben von Ehrenamtlichen, die man mit Menschen zusammenbringt, die einen Bedarf haben.  

Klasse Zusammenarbeit

Ute Mammen erwähnt die unübertroffene gute Zusammenarbeit mit dem Freiwilligenrat.

„Das ist unser politischer Eingang zur Kommune, während wir in der zivilen Gesellschaft das ausführende Organ sind. Ich bin stolz auf unsere Zusammenarbeit, die nach und nach feingeputzt worden ist“, berichtet sie.

„Ich habe den Vereinen immer gesagt, ihr ruft an, ich springe“, so die Leiterin, die in allen Ecken der großflächigen Kommune unterwegs gewesen ist.

Lust als Antriebsfeder

„Die freiwillige Arbeit lebt von der Lust und stirbt durch Zwang“, so der Leitspruch von Ute Mammen.

Sie sieht Potenzial für eine verbesserte Informationspolitik seitens der Kommune.

„Es kommen viele Vorstöße für neue Aktivitäten. Wenn wir eine Wissens-Börse sein müssen, würden wir es aber gerne vorher wissen und nicht erst durch die Medien erfahren, da wir uns als Eingang für die ehrenamtliche Welt auffassen. Wir müssen einen Finger am Puls des jeweiligen Bedarfs haben“, sagt sie.

Der Vorstand
Else Lorenzen (Vorsitzende)
• Annegrethe Lokvig
• Birte Tørnqvist
• Poul Erik Hansen
• Teresa Christensen
• Erik Jensen
• Jonna Vorting 
• Anja Sellmer (Suppelantin)    

 

Zeit für ein neues Kapitel

Persönlich bedauert sie es etwas, dass der 2011 erstmals von „Frivilligcenter Tønder“ ausgerichtete freiwillige Freitag mittlerweile in kommunaler Regie läuft. „Aber es ist immer noch ein Tag, an dem die Ehrenamtlichen und ihr Einsatz geehrt werden“.

Nach zehn Jahren hält die 54-Jährige die Zeit reif dafür, die Reißleine zu ziehen.

„Die Stelle hat nicht mehr den gleichen Inhaltaus wie bei meinem Antritt 2011. Der Verwaltungsaufwand ist weit größer. Ich bin aber eine Ideenmacherin und Unternehmerin, die als Dynamo an allen Fäden zieht. Es gibt eine steigende Anzahl von kommunalen Vorstößen, für mich ist es aber wichtig, dass das Freiwillige in freiwilliger Regie läuft“, sagt Mammen.

Keine feste Finanzierung

Finanziell gibt es keine Konstante, sondern bei der  Kommune und der Sozialbehörde müssten jährlich  Mittel beantragt und deren Verbrauch dokumentiert werden.

„Von der Sozialbehörde gibt es 350.000 Kronen und von der Kommune eine entsprechende Summe. Beim kommunalen Betrag werden 100.000 Kronen als Miete gegengerechnet“, so die scheidende Chefin. 

Die neue Chefin Karen Lund, Mitarbeiterin Lærke Petronella Bruns, und die bisherige Leiterin Ute Mammen (v. l.) Foto: Monika Thomsen

Vor einigen Jahren hat sie „auf dem Papier“ ihre Arbeitszeit auf 30 Stunden reduziert, und die übrigen sieben Stunden nimmt seit 1. Oktober 2019 die Sozialberaterin Lærke Petronella Bruns wahr.

Sie hatte aber bereits vorher Kontakt zum Haus. „Während meiner Ausbildung zur Sozialberaterin habe ich für die Dauer von einem halben Jahr ein Praktikum gemacht und am Aufbau von Multistedet mitgewirkt“, so Lærke Petronella Bruns, die dann als Freiwillige „hängen blieb“.

„Erstmal richtig durchatmen"

„Ich habe meine Fürsorge und Empathie eingesetzt. Ich habe ein großes Herz, und das Nein-Sagen fällt mir schwer. Es ist eine Arbeit, mit der man nie fertig wird“, so Ute Mammen, die sich daher für eine Kündigung entschieden hat und erst einmal eine dreiwöchige Quarantäne der Gewerkschaft auf sich nimmt, gefolgt von Urlaub.

„Dann bleibt Zeit, richtig durchzuatmen und den Kopf freizubekommen“, so die 55-Jährige, bevor sie dann die Weichen neu stellen wird. „Ich knalle weder mit der Tür noch verlasse ich ein sinkendes Schiff“, so die ausgebildete Pädagogin und Lehrerin.

Lærke Petronella Bruns und Karen Lund sind das Team der Einrichtung, während Ute Mammen (v. l.) neue Herausforderungen sucht. Foto: Monika Thomsen

„Eine spannende Welt"

Indes blickt ihre Nachfolgerin Karen Lund mit Vorfreude auf ihre neue Aufgabe

. „Es ist eine spannende Welt. Das Freiwilligencenter läuft sehr gut. Ich übernehme einen großen Posten von Ute. Wir haben aber einen ganz tollen Vorstand, und ich fühle mich sehr privilegiert“, so Karen Lund.

Sie kennt die kommunale Welt, hat früher als Koordinatorin für Menschen mit Hirnschäden gearbeitet und war auch im Asylbereich tätig.

Ich übernehme einen großen Posten von Ute. Wir haben aber einen ganz tollen Vorstand, und ich fühle mich sehr privilegiert.

Karen Lund, neue Leiterin

„Die Ehrenamtlichen können etwas ganz Besonderes. Für ihre Verbindungen und ihr Wissen besteht ein großer Bedarf“, so die neue Leiterin, die sich auf die vielschichtige Aufgabe freut.

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