Deutsche Minderheit

Wanderung der Gegenwart mit Abstecher in die Vergangenheit

Wanderung der Gegenwart mit Abstecher in die Vergangenheit

Wanderung der Gegenwart mit Abstecher in die Vergangenheit

Lügumkloster/Løgumkloster
Zuletzt aktualisiert um:
Streckenweise wanderten die BDN-Mitglieder entlang der Bredeau. Foto: Monika Thomsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Woher der Sparkassenwald in Lügumkloster seinen Namen hat, das erfuhren die Menschen, die mit dem BDN die Wanderschuhe schnürten. Eine dänische Königin aus dem Mittelalter mit einem abenteuerlichen Namen spielte für den späteren Sportplatz im Wald eine Rolle. Auf dem Platz, der für die deutsche Minderheit eine große Bedeutung hatte, wurden so manche Erinnerungen wach.

35 Leute machten sich am ersten Dienstagabend im Mai auf, um in Regie des BDN Ortsvereins 6240 (Bund Deutscher Nordschleswiger) in Lügumkloster im Sparkassenwald zu wandern.

„Das ist richtig schön, dass wir so viele sind“, freute sich die BDN-Vorsitzende Connie Meyhoff Thaysen in ihrer Begrüßung auf dem Schulhof in Lügumkloster. Da die Klosterstadt ihr 850-jähriges Bestehen feiert, hatte sich der Vorstand für eine Wanderung im Sparkassenwald entschieden.

Bevor es losging, versorgte die Vorsitzende die Wandersleute mit interessanten Informationen über den Wald.

1891 erster Landkauf

 „Es sind genau 850 Jahre her, dass der Abt Eberhard aus Seem bei Ribe mit seinen Mönchen hierherkam. Sie suchten die Abgeschiedenheit, und die fanden sie hier. Hier gab es Wald, Heide, Moor und Wasser“, berichtete Connie Meyhoff Thaysen.

Der Wald sei von der 1825 gegründeten Sparkasse angelegt worden. Das Geldinstitut habe sich immer für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt.

Die ersten sieben Hektar Land für den Wald seien 1891 gekauft worden. Dabei handelte es sich zum großen Teil um Heidegebiete. 1901 wurden die Ländereien mit dem Kauf des Hofs Groß-Auitt (Store Åved) mit 150 Hektar aufgestockt.

Es ging vorbei am Hof Groß-Auitt, den die Kommune unlängst verkauft hat. Foto: Monika Thomsen

Überschuss in Aufforstung investiert

Ab dem Jahr fing die Sparkasse auch damit an, die Gewinnspanne, die entbehrlich war, für die Aufforstung der erworbenen Flächen einzusetzen.

„Hierbei half der damals bekannte Forstdirektor Emeis aus Flensburg. Nach seiner Methode wurden unter anderem am Waldrand Eichen und mitten im Wald eher Tannenbäume gepflanzt. Es wurde gesagt, dass seine Methode zu pflanzen teuer, aber gut war“, berichtete Connie Meyhoff Thaysen.

In der Jubiläumsschrift zum 110-jährigen Bestehen der Sparkasse 1935 sei nachzulesen: „Tausende Reichsmark sind jedes Jahr für die Bepflanzung geopfert worden. Die Früchte sind aber nicht ausgeblieben, da wir heute in Auitt die schönste Plantage in Nordschleswig, ja womöglich in ganz Dänemark haben.“

Königin Margrethe Springhest

Während des Ersten Weltkriegs, als Kohle und Brennholz knapp waren, durften die Leute im Sparkassenwald Brennholz holen.

Im Gehölz gab es eine Schießbahn für die Schützenvereine und einen Sportplatz für Sporttreibende.

Connie Meyhoff Thaysen erläuterte auch, warum der Sportplatz Dronningedalen genannt wird. Dieser Name ist auf das Mittelalter zurückzuführen, als Margrethe Springhest, eine der bekanntesten Königinnen dieser Zeitspanne, dort einmal ihr Lager aufgeschlagen haben soll.

„Damals gab es keinen Wald, sondern nur Heide. Aber im Tal haben sie doch Schutz vor Wind und Regen finden können.“

Die in den 1950er-Jahren begradigte Bredeau wurde 40 Jahre später in ihr ursprüngliches Flussbett zurückgeführt. Foto: Monika Thomsen

Vorausschauende Vorfahren

„Im 201 Hektar großen Sparkassenwald besitzt das Geldinstitut noch 159 Hektar. Es ist ein wunderschöner Wald. Ich denke, wir können uns bei unseren Vorfahren bedanken, dass sie so voraussehend waren“, so die Vorsitzende.

Bei der Wanderung durch den Wald konnten sich die Teilnehmenden davon überzeugen, dass in jüngster Vergangenheit viele Tische und Bänke aufgestellt worden sind, die zum Verweilen einladen.

Führungskräfte mit Blick für den Wald

„Eine Familie, die sich sehr für den Wald und die Aufforstung verdient gemacht hat, ist die Familie Tästensen. Niels Andresen Tästensen war Direktor der Sparkasse in den 1930er- und 40er-Jahren. Er hat den Wald geliebt und sich sehr dafür eingesetzt. Er war der Opa von Asmus, Claus und Heinrich Carsten Tästensen“, berichtet die Vorsitzende.

„Als er 1949 sein Amt abgab, übergab er es an seinen Sohn Oskar und der später an seinen Sohn Claus. Auch sie setzten sich für den Wald ein.“

Die Wandersleute genießen den Blick auf das frühere Tunneltal. Foto: Monika Thomsen

Vom Orkan in Mitleidenschaft gezogen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren auch, dass 28 Prozent des Waldes (58 Hektar) dahingerafft wurden, als der Orkan Adam 1999 wütete. Um den Wald vor zukünftigen Stürmen besser zu sichern, habe man damals auch viele Laubbäume gepflanzt.

Bei der Wanderung entlang der Bredeau, die durch ein früheres Tunneltal der Eiszeit läuft, und im Wald erfreuten die schöne Landschaft und das frische Grün die Augen der wandernden und gemütlich schnackenden Truppe.

Im Dronningedalen, dem früheren Sportplatz, wurden für einige Kindheitserinnerungen wach. Foto: Monika Thomsen

Aus einer Gruppe wurden zwei

Im Dronningedal trennten sich die Wege. Dort ging die Gruppe, die sich für 5 Kilometer entschied, in eine Richtung. Wer 6,5 Kilometer wählte, den führte es am Straßenzug Ved Dammen an das Anwesen „Lille Åved“ vorbei. Das Haus war seinerzeit aus Steinen von Store Åved gebaut worden, als um 1904 der eine Trakt des Vierkanthofes abgebrochen wurde, wie Connie Meyhoff Thaysen erzählte.

Sandwiches und Infos zum Ausklang

Zum gemütlichen Ausklang warteten am Ausgangspunkt 80 leckere Sandwiches, die Vorstandsmitglied Elke Sørensen zubereitet hatte.

Marion Mikkelsen Ohlsen ließ in dieser Runde in der Schulturnhalle die früheren Glanzzeiten von Dronningedalen als Sportplatz und Sammelpunkt für die deutsche Minderheit aufleben, als es noch keine Schulturnhalle oder Sporthalle gab.

Der TSV (Turn- und Spielverein Lügumkloster) habe dort Hand- und Faustspiele ausgerichtet. Eine Holzhütte wurde als Umkleidekabine genutzt. Mit einer Wasserpumpe gab es per Muskelkraft frisches Trinkwasser und Wasser, um sich abzukühlen.

Es gab ein abwechslungsreiches Terrain. Foto: Monika Thomsen

Sportliche Aktivitäten und Sommerfest

Die Schule habe den Sportplatz für die Ausrichtung des Dreikampf-Athletik-Turniers für die deutschen Schulen in Nordschleswig genutzt.

„Es gab dort einen Weitsprung-Graben, eine Sprint-Laufbahn und einen Platz für den Weitwurf“, erzählte Marion Mikkelsen Ohlsen. Außerdem hätten die deutschen Einrichtungen dort ihr Sommerfest gefeiert.

„Es war ein Festtag für die Institutionen der Minderheit“, berichtete sie. Sie hatte aus ihrem Privatbestand Fotos mitgebracht, auf denen die Bollerwagen mit Blumen geschmückte Bogen hatten.

Es wehte an diesem Abend zwar ein kalter Wind, aber so manch einem wurde beim Wandern warm. Foto: Monika Thomsen

Nächste Wanderung am 8. Juni

Die nächste Wanderung am Donnerstag, 8. Juni, führt zum Aussichtspunkt Wongshoi (Vongshøj). Treffpunkt ist um 18 Uhr auf dem Parkplatz bei der Kirche in Lügumgaard (Løgumgårde).

Der BDN-Vorstand sorgt auch bei dieser Tour für eine Erfrischung. Daher sollten die Teilnehmenden Klappstühle und eventuell Tische mitnehmen.

Anmeldungen bitte bis 1. Juni an die Vorsitzende Connie Meyhoff Thaysen, Tel. 28 26 66 59, info@dsluegumkloster.dk oder an Monika Thomsen, 40 42 16 62, hjortholmvej6@jubii.dk.

Mehr lesen