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„Ich will der Lobbyist der ganzen deutschen Minderheit sein“

„Ich will der Lobbyist der ganzen deutschen Minderheit sein“

„Ich will der Lobbyist der deutschen Minderheit sein"

Apenrade/Kopenhagen
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Harro Hallmann geht mit viel Erfahrung als Sekretariatsleiter nach Kopenhagen. Foto: Karin Riggelsen

Harro Hallmann ist bereits als neuer Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen im Einsatz. Der Haderslebener hat für schnelle Einsätze ein Fahrrad mit in die dänische Hauptstadt genommen.

„Ich bin vom Tag eins an schon voll als neuer Sekretariatsleiter im Einsatz“, berichtet der 56-jährige Harro Hallmann über seine neue Aufgabe seit Jahresbeginn.

Erste Besucher im Sekretariat empfangen

Der langjährige Kommunikationschef des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) empfing bereits den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) in den Sekretariatsräumen an der Peder Skrams Gade in Kopenhagen, nur wenige Hundert Meter von Christiansborg, dem Sitz von Folketing und Regierung, entfernt.

Studium in Dänemark und Deutschland

„Ich werde der Lobbyist der ganzen Minderheit sein“, so der in Hadersleben geborene und aufgewachsene Hallmann, der im Anschluss an den Schulbesuch in seiner Heimatstadt und in den USA mit „Højere Handelseksamen“ nach Studium und beruflicher Tätigkeit in Aarhus, Berlin, Kopenhagen und Holstebro seit 2003 wieder in seiner Heimatstadt lebt.

Von seinen vier Kindern ist nur die jüngste Tochter noch in Hadersleben. Seine Frau Helle war 2015 verstorben.

 

Seinen Empfang in Kopenhagen hatte Harro Hallmann bereits vor einigen Wochen. Foto: Gwyn Nissen

 

Mit Kopenhagen vertraut

Harro Hallmann, der nach seinem Abschluss „Cand. scient. pol.“ nach seinem Studium in Verwaltungsrecht und Politologie unter anderem drei Jahre für die Deutsch-Dänische Handelskammer in Kopenhagen tätig war und als Geschäftsführer für die Gewerkschaft HK sowie in der Finanzverwaltung der Kommune Vinderup, hat viele Jahre auch Lehrtätigkeit ausgeübt.

Gerne wieder nach Nordschleswig gekommen

„Ich habe während des Studiums in Aarhus im dortigen Kollegium der deutschen Nordschleswiger gewohnt“, berichtet der neue Sekretariatsleiter. „Ich bin 2003 gerne wieder nach Nordschleswig gekommen. Die Kinder haben die deutsche Schule besucht. Meine Frau, die aus Billund stammte, hat sich dort auch gleich sehr wohlgefühlt“, berichtet er und fügt hinzu, dass es heute viel leichter für Partner ist, die nicht aus der Minderheit stammen. „Das ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.“

An kritischer Aufarbeitung der Geschichte beteiligt

Harro Hallmann war in den vergangenen Jahren maßgeblich an Neuausrichtungen in der deutschen Minderheit beteiligt. Dazu zählt besonders auch die Auseinandersetzung mit der teilweise unbequemen Vergangenheit der deutschen Nordschleswiger.

Nach der Herausgabe des Buches „‚Straffelejren“ des Historikers Henrik Skov Kristensen über die Rechtsabrechung 1945 und deren Konsequenzen für deutsche Nordschleswiger hatte Harro Hallmann während einer BDN-Neujahrstagung über seine Erfahrungen in der eigenen Familie Auskunft gegeben. Einer seiner Großväter hatte während der NS-Zeit in Nordschleswig für die damalige Minderheit fotografiert und deren Agitation unterstützt. 

„Ich habe viele Diskussionen im Hauptvorstand miterlebt, beispielsweise auch die Umbenennung der Gedenkstätte auf dem Knivsberg, berichtet Hallmann, der froh ist, dass die eigene Vergangenheit der Minderheit in einem Forschungsvorhaben aufgearbeitet wird, obwohl vieles schon offen diskutiert werden konnte.

Zusammenarbeit der Minderheiten

„Die internationale Zusammenarbeit der Minderheiten in Europa ist für mich ein wichtiges Thema“, sagt er. Dabei gelte, dass die deutsche Minderheit sehr gut dastehe. „Wir können aber noch viel lernen“, fügt Hallmann hinzu.

Sprachlich nicht nur Ortstafeln wichtig

„Ein Thema, das mich in den vergangenen Jahren beschäftigt hat, ist die Sprachpolitik“, erläutert er und fügt hinzu, dass die Forderung nach zweisprachigen Ortstafeln nur ein Aspekt sei – und „dazu zählt auch der Einsatz für eine starke Position der deutschen Sprache in Dänemark“. Hallmann fühlt sich für seine Aufgabe in Kopenhagen gut gerüstet, vor allem auch aufgrund seiner beruflichen Erfahrung als Interessenvertreter und Berater.

Kontakt zu Abgeordneten

„Ich werde engen Kontakt zu den nordschleswigschen Folketingsabgeordneten und den Mitgliedern des Kontaktausschusses für die deutsche Minderheit, unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit, halten“, erläutert der Sekretariatsleiter und stellt fest: „Ich werde genug damit zu tun haben, die Minderheit zu vertreten. Er werde Partner besonders auch für Schleswig-Holstein sein und in den kommenden Wochen Antrittsbesuche absolvieren.

 

Harro Hallmann: Die enge Verbindung zum Haus Nordschleswig bleibt. Foto: Karin Riggelsen

Enge Bindung an Haus Nordschleswig

Ende des Monats sind Termine in der deutschen Botschaft vereinbart. Basis seiner Tätigkeit sei das Haus Nordschleswig in Apenrade. Dort werden auch die Sekretariatsaufgaben angesiedelt sein. Zum Sekretariat an der Peder Skrams Gade berichtet Hallmann, dass die Räumlichkeiten renoviert werden, die das Folketing 1983 der deutschen Minderheit zur Verfügung gestellt hatte.

Vor Hallmann hatte 1983 bis 2007 Siegfried Matlok und von 2007 bis 2019 Jan Diedrichsen das Sekretariat geleitet, das nach dem Verlust eines eigenen Folketingmandates der Minderheit während der Regierungszeit von Staatsminister Poul Schlüter nach langen Verhandlungen eingerichtet werden konnte, damit die Minderheit Regierung und Folketing eigene Anliegen vortragen kann.

Im Sekretariat Platz für Gruppen

Harro Hallmann berichtet, dass ein Raum des Sekretariats künftig auch als Sitzungsraum für bis zu 24 Personen zur Verfügung steht. „Ich freue mich schon darauf, dass ich Schulklassen und andere Gruppen dort empfangen kann“, sagt er und betont, dass er meist zwei bis drei Tage alle 14 Tage in Kopenhagen sein werde.

Nach seiner fünfjährigen früheren Tätigkeit in der Hauptstadt hat er dort auch noch Freunde. „Ich habe mir eine Jahreskarte für das staatliche Kunstmuseum gekauft“, verrät er.

Weiter in Nordschleswig präsent

Er will aber auch sein Engagement in Nordschleswig beibehalten. Vor allem in Hadersleben, wo er im Ruderverein aktiv ist, aber auch bei Vorträgen als Weinspezialist. „Ich werde in Kopenhagen in erster Linie in Abstimmung mit Verbänden und Institutionen aktiv sein“, beschreibt Hallmann seine Tätigkeit, die in diesem Jahr auch vom Jubiläum der Grenzziehung 1920 geprägt ist.

Bekanntheit der Minderheit erhöhen

Am 30. Januar fand auch die offizielle Eröffnung des deutsch-dänischen Freundschaftsjahres in der Hauptstadt statt. Trotz vieler Termine in Kopenhagen werde er aber öfter in Apenrade als in Kopenhagen sein. „Mein Einsatz dient dazu, die Aufmerksamkeit für die Minderheit und ihre Bekanntheit zu erhöhen“, so seine Zielsetzung.

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