Geschichte

Spitzenarchitektur und Epoche vor 1900 Thema im Heimatkundeheft

Spitzenarchitektur und Epoche vor 1900 Thema im Heimatkundeheft

Spitzenarchitektur und Epoche vor 1900 Thema im Heimatkundeh

Apenrade/Aabenraa
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Die Restaurierung der Villa Sönnichsen in Hoyer, entworfen im Heimatschutzstil durch Jürgen Bachmann im Jahre 1908, war Anlass für Claus Pørksen, einen Beitrag über den aus Nübel in Nordschleswig stammenden Architekten zu schreiben. Foto: Volker Heesch

Heft 94, 2019, der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) mit Beitrag Claus Pørksens über Jürgen Bachmann und H. Fr. Hansens Familienchronik Teil 2 erschienen.

Die Villa Sönnichsen in Hoyer wird Teil eines ernährungskundlichen Schullandheims der Arlt-Stiftung. Foto: Volker Heesch

Während der vergangenen Tage ist den Mitgliedern der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft  für Nordschleswig (HAG) das Heft 94/Jahrgang 2019 der Schriften des Verbandes zugestellt worden.

Heft in Deutschen Büchereien in Nordschleswig erhältlich

Weitere Interessierte können sich das 216 Seiten starke  Werk  über die deutschen Büchereien in Nordschleswig  beschaffen. Im Mittelpunkt des neuen Jahrgangs der HAG-Schriften stehen ein Beitrag des HAG-Vorstandsmitglied Claus Pørksen, das dem Leben und Wirken des 1872 in Nübel bei Sonderburg geborenen Architekten Jürgen Bachmann gewidmet ist, und der zweite Teil der Familienchronik  des 1860 in Green bei Hellewatt geborenen Hans Friedrich Hansen,   die ein interessantes Bild der Ausbildung und der Umwelt des 1942 verstorbenen Lehrers in den Jahrzehnten vor 1900 im damals zu Deutschland gehörenden Nordschleswig liefert. 

 

Spitzenarchitektur auch im Grenzland

Claus Pörksen hat die Restaurierung einer von Jürgen Bachmann  entworfenen Villa in Hoyer  zum Anlass genommen, um das Wirken des in Nordschleswig beheimateten Spitzenarchitekten zu beschreiben, der bis zu seinem Tode 1951 in vielen Teilen Deutschlands bekannte Bauwerke wie das Schöneberger Rathaus in Berlin (1910-1914), im Grenzland die Petrikirche in Flensburg (1906-1909) und die heute als Staatsschule dienende Königliche Oberrealschule in Sonderburg (1907) entworfen hat. Pörksen liefert interessante Angaben zur familären Herkunft Bachmanns.

Sohn eines Ziegeleibesitzers

Der Vater Jürgen Bachmanns, war Ziegeleibetreiber,  die Mutter des Architekten stammte aus Hoyer. Weitere Verbindungen gab es nach Hoyer durch die Eheschließung  von drei Schwestern des Architekten mit Hoyeranern. Schwester Louise war mit dem Erbauer der Villa in Hoyer, Ebbe Sönnichsen, verheiratet.

 

Das  1906 erbaute Gebäude ist  im Rahmen des Projektes eines ernährungskundlichen Schullandheims der Arla-Stiftung von der Stiftung Realdania sorgfältig restauriert worden. Man findet im Beitrag Pörksens Angaben zum beruflichen Werdegang Bachmanns, der Mitarbeiter des z. B. durch die Errichtung des von Kaiser Wilhelm II. mitgestalteten Bahnhofsgebäudes in Metz (Lothringen)  berühmten Architekten Jürgen Kröger in Berlin war, bevor er zusammen mit Peter Jürgensen aus Dithmarschen ein eigenes Büro in der Hauptstadt des Deutschen Reiches eröffnete.

Familienchronik beschreibt Nordschleswig 

Der zweite Teil der Familienchronik Hans Friedrich Hansens  (Teil 1 wurde im HAG-Heft 2018 veröffentlicht) zeichnet sich durch  Beschreibungen aus dem deutschen Nordschleswig durch einen mit wachem, kritischen Verstand ausgestatteten Zeitgenossen aus. Es wird der Werdegang eines im rückständigen ländlichen Raum aufgewachsenen jungen Menschen geschildert, der über den Besuch der Präparandenanstalt in Apenrade, Ausbildung am Lehrerseminar in Tondern  es unter entbehrungsreichen Umständen eine Karriere  vom Dorfschullehrer im Kreis Tondern und  Pädagoge in der Stadt Apenrade bis zum Rektor in Kiel brachte. 

Erläuterungen und Fotos 


Zahlreiche Angaben in der  Chronik Hansens werden durch Fußnoten des HAG-Vorsitzenden Lorenz P. Wree erläutert, der den Text auch durch Fotos von bis heute erhaltenen Gebäuden und Schauplätzen illustriert hat,  in denen Hansen gelebt hat, oder die er erwähnt. 

Hartes Leben vor 1900

Die Texte Hansens  geben Ausdruck von schwierigen Verhältnissen  für viele Menschen vor  über 120 Jahren in Nordschleswig. Doch blitzen auch Heiterkeit und Witz Hansens durch, wenn er z. B. beschreibt, wie er und seine Schulkollegen  Darwins neue Theorie, „dass wir Menschen vom Affen abstammen sollten“, als „albern und lächerlich“ ablehnten.  Sehr interessant sind die Beschreibungen Hansens aus Apenrade und Tondern vor 1900.

Sprachliche Verhältnisse Thema

Zum Verständnis der Geschichte Nordschleswigs während der Zeit der Zugehörigkeit zu Preußen und dem Deutschen Reich nach 1864 tragen die Angaben Hansens zu den sprachlichen Verhältnissen bei.

 

Die Präparandenanstalt in Apenrade besuchte Hans Friedrich Hansen 1876 bis 1878 vor der Absolvierung des Lehrererseminars in Tondern. Foto: P. P. Hansen

So lernt man Menschen kennen, die wie Hansen  deutscher Gesinnung waren, obwohl  die dänische bzw. sønderjyske Sprache  im Alltag stets zugegen war.

Hansen berichtet, dass ein besonderes Plattdänisch im heutigen Südtondern an seinem ersten Dienstort Uphusum Volkssprache war. Und er liefert auch sonst viele Informationen, die die vergangenen Zeiten Jahrzehnte vor der Volksabstimmung 1920 lebendig werden lassen.  

Wacher Nordschleswiger

Geschrieben von einem  Nordschleswiger, der die Welt mit eigenen Augen sah, unabhängig  von Vorgaben der damaligen Obrigkeit, die auch nicht nur aus preußischen Rohrstockbeamten bestand, wie in vielen Darstellungen der deutschen Zeit oft  dargelegt. Das Heft enthält  auch Jahresberichte der HAG, des Archivs/Forschungsstelle der deutschen Volksgruppe und des Deutschen Museums Nordschleswig sowie einige Buchbesprechungen.

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