Am Tag der Lindner-Hochzeit

Bombendrohung gegen Marschbahn nach Sylt – Zug evakuiert, 750 Passagiere stranden in Bredstedt

Bombendrohung gegen Bahn nach Sylt – 750 Passagiere stranden in Bredstedt

Bombendrohung gegen ahn nach Sylt – Zug evakuiert

Helmuth Möller/Stefan Petersen/SHZ
Sylt
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Sprengstoff-Spürhunde werden zu dem auf freier Strecke gestoppten Zug nach Sylt geführt. Foto: Helmuth Möller/SHZ

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Wegen einer Bombendrohung musste ein Zug nach Sylt am Sonnabendnachmittag geräumt werden. Der Schienenverkehr zwischen Hamburg und Sylt kam vier Stunden lang komplett zum Erliegen.

Eigentlich sollte die Regionalbahn RE6 planmäßig um 17.22 Uhr in Morsum enden. Doch hinter Husum bei Almdorf wurde der Zug, der am Sonnabend um 14.40 Uhr von Hamburg-Altona Richtung Sylt gestartet war, auf freier Strecke gestoppt – und geräumt. Wegen eines technischen Defekts, gab der Zugführer gegen 16.45 an die Fahrgäste als Begründung durch. Doch diese Formulierung diente nur dazu, Panik zu vermeiden: Tatsächlich hatte es eine konkrete Bombendrohung gegeben.

Drohung mit dem Wortlaut „Bombe“ bei der Polizei in Dithmarschen

„Bei der Landespolizei in Dithmarschen war ein Hinweis mit dem Wortlaut ,Bombe‘ in genau diesem Zug eingegangen“, sagt Hanspeter Schwartz, Sprecher der Bundespolizei. „Wir haben das sehr ernst genommen und uns entschieden, das ganz große Programm in Gang zu setzen – Evakuierung, Alarmierung des Kampfmittelräumdienstes, Sprengstoff-Spürhunde.“

Fahrgäste mussten zu Fuß zur nächsten Straße geführt werden

Die 350 Fahrgäste wurden von den Einsatzkräften 600 Meter weit zu Fuß zur nächsten Straße geführt und dort von Notfall- und Rettungssanitätern sowie dem Notarzt aus Niebüll und der Polizei in Empfang genommen und registriert. Ihr gesamtes Gepäck hatten sie im Zug zurück lassen müssen. Während sein Namensvetter, Finanzminister Christian Lindner (FDP), auf Sylt Hochzeit feierte, sorgte Nordfrieslands Rettungsdienstleiter Jens-Peter Lindner dafür, dass Busse die Passagiere von dort aus zum Bahnhof Bredstedt brachten. 

Dort ergab sich ein weiteres Problem: Zu den 350 Reisenden aus dem Zug nach Sylt kamen noch einmal rund 400 aus dem Gegenzug Richtung Hamburg hinzu, der nicht weiter fahren konnte – die eingleisige Strecke war durch den evakuierten Zug blockiert. So stieg die Anzahl der Gestrandeten am Bahnhof Bredstedt auf rund 750 an.

Weil viele der Passagiere aus der gestoppten Regionalbahn – darunter mehrere Schulklassen, die auf dem Weg nach Amrum waren – nur recht dünn bekleidet waren und zu frieren begannen, forderte Organisationsleiter Lindner weitere Einheiten vom Deutschen Roten Kreuz aus den umliegenden Gemeinden an, die am Bahnhof Bredstedt Wolldecken, Getränke und Essen verteilten. Und sorgte auch für die Unterbringung der Reisenden, die ihre Fähren zu den Inseln nicht mehr erreichen konnten. Die Schulklassen fanden in der Jugendherberge Niebüll Aufnahme.

Die drei Sprengstoff-Spürhunde des Kampfmittelräumdienstes indes konnten bei der gründlichen Durchsuchung der Waggons nichts Verdächtiges finden. Der Zug wurde freigegeben und fuhr weiter nach Bredstedt, wo die Fahrgäste mit Reiseziel Sylt wieder zustiegen. „Um 20.30 Uhr konnte die Regionalbahn ihre Reise fortsetzen“, so Bundespolizei-Sprecher Schwarz.

Gegen 21 Uhr hatte sich die Lage am Bahnhof Bredstedt entspannt. Allerdings blieben mehrere Koffer, die aus dem Zug nach Sylt ausgeladen worden waren, herrenlos am Bahnsteig zurück. Die Bundespolizei nahm sie in Verwahrung.

Organisationsleiter hatte noch nie so einen großen Einsatz vor Ort erlebt

Organisationsleiter Jens-Peter Lindner, der bei der mehrstündigen Aktion ständig von einem Pulk Ratsuchender umringt war und über Funk den gesamten Ablauf dirigierte, konnte zu diesem Zeitpunkt erleichtert aufatmen: „Unterm Strich haben wir – trotz zahlreicher Stolpersteine – alle Fahrgäste, die nicht weiterkamen, unterbringen können.“ Er könne sich nicht daran erinnern, jemals zuvor einen solchen Großeinsatz wie diesen in Bredstedt erlebt zu haben.

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