Die Flutkatastrophe

„Es sieht hier aus, wie nach einem Krieg“

„Es sieht hier aus, wie nach einem Krieg“

„Es sieht hier aus, wie nach einem Krieg“

SHZ
Flensburg
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THW -Einheiten aus Schleswig-Holstein sind im Einsatzgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler aktiv. Foto: Peter Wuest/rtn/shz.de

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Ein Helfer-Aufgebot aus Schleswig-Holstein seit Freitag in den Flutgebieten im Einsatz / Ablösung geplant – Land bereitet jedoch weitere Entsendung vor

Seit Freitag früh sind 680 Hilfskräfte aus Schleswig-Holstein in den Flutgebieten im Einsatz. Der Verpflegungszug des DRK mit Helfern aus Nordfriesland, Pinneberg und Plön ist im Bereitstellungraum in Windhagen eingesetzt. Die Einheit verpflegt die Kräfte aus Schleswig-Holstein sowie Bürger aus dem Flutgebiet mit je 1700 Portionen Essen pro Tag.

Die Feuerwehrkräfte aus Rendsburg-Eckernförde sind in der Gemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler im Einsatz. Die Bilder, die sich hier auftun, sind apokalyptisch und surreal“, so Rainer Kersten von der Freiwilligen Feuerwehr Altenholz am Telefon. Bahngleise hängen in der Luft, Straßen sind weggespült, das Bahnhofs-gebäude ist gegen Abrutschen abgestützt – und nebenan gehen die Menschen in unversehrten Häusern und Geschäften ihrer Tagesbeschäftigung nach.“

Kräfte aus Pinneberg sind zusammen mit Einheiten aus Schleswig-Flensburg seit Donnerstagnachmittag in der Ortschaft Insul (Verbandsgemeinde Adenau) eingesetzt. Hier erkenne man teilweise nicht, dass wo mal ein Haus gestanden habe, so ein Helfer vor Ort. Rolf Rentzow von der Freiwilligen Feuerwehr Büdelsdorf versagt fast die Stimme, als er seine Eindrücke am Telefon zusammenfasst: „Es sieht hier aus, wie nach einem Krieg. Privatleute sind mit Gummistiefel, Schaufel und Eimer bewaffnet und versuchen zu retten was geht.“

Ablösung für Sonntag geplant

Unterdessen plant das Kieler Innenministerium gemeinsam mit den beteiligten Hilfsorganisationen die Ablösung des Kontingentes. „Rheinland-Pfalz ist dankbar für die Unterstützung aus Schleswig-Holstein. Es ist weiterhin dringend auf Kräfte angewiesen und hat um eine Fortsetzung des Einsatzes gebeten. Das bereiten wir jetzt vor“, erklärt Innenstaatssekretär Torsten Geerdts (CDU). Derzeit wird beabsichtigt, das Personal auszutauschen und Fahrzeuge und Gerät im Einsatzraum zu belassen, so Geerdts. Voraussetzung dafür sei, dass die entsendenden Kommunen und Organisationen die Fahrzeuge und Geräte weiterhin zur Verfügung stellen können. Die Ablösung soll voraussichtlich am morgigen Sonntag erfolgen, das zweite Kontingent dann bis Freitag, den 30. Juli im Einsatz bleiben.

Günther ruf zu Spenden auf

Unterdessen hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) gemeinsam mit seinen norddeutschen Amtskollegen zu Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe ausgerufen. „Mit Geld kann denen geholfen werden, die jetzt vor dem Nichts stehen“, betonte der Kieler Regierungschef gestern. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erklärte: „Jetzt ist es wichtig, dass Häuser wieder aufgebaut, Straßen und Brücken repariert werden, damit die Menschen vor Ort hoffentlich bald zumindest einen Teil ihres gewohnten Lebens zurückbekommen.“

Erste private Initiativen starten

Nicht nur Feuerwehrleute und Hilfsorganisationen aus Schleswig-Holstein sind in den Flutgebieten im Einsatz. Auch ein Unternehmer aus dem Raum Rendsburg opfert seine Freizeit, um zu helfen. Alexander Sanewski, Geschäftsführer der gleichnamigen Rohrreinigungs-Firma aus Alt Duvenstedt, nutzt das Wochenende, um gemeinsam mit anderen Rohrreinigungsfirmen ehrenamtlich in Nordrhein-Westfalen zu helfen. Die Spezialisten werden die Hauptkanalisation sowie die Anschlussleitungen zu den einzelnen Häusern reinigen. Derzeit sind dort die Leitungen und Rohre voller Schlamm, neues Wasser kann so nicht ablaufen. „Die Keller füllen sich dann sofort wieder beim ersten Regen“, erklärt Sanewski.

Ferienlager für Kinder aus den Flutgebieten

Auf dem Gelände des DJO-Heims Bosau (Kreis Ostholstein) haben 120 Ehrenamtler seit gestern eine Zeltstadt für 45 Kinder und Jugendliche aufgebaut, die heute per Bus aus dem Hochwassergebiet in Südwestdeutschland geholt werden. Eine Woche lang werden die Acht- bis 17-Jährigen in Bosau bleiben, werden dabei vorrangig von der Jugendfeuerwehr der Gemeinde betreut. Auch nachts sind sie nicht allein; mit dabei sind stets Betreuer. „Im Grunde wie in anderen Jugendzeltlagern auch“, sagte Alexander Daum vom Organisationsteam. Da aber niemand so genau weiß, welche Erlebnisse die Kinder bei der Flut machen mussten, sind auch Seelsorger im Team. Mit im Boot der Organisatoren ist auch die Bundeswehr. Die Soldaten stellen die Verpflegung für die Kinder.

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