In Westerland gab es vor etlichen Jahren einen Vermieter, der als rechter Geizhals bekannt war. Seine arglosen Hausgäste wurden nach allen Regeln der Kunst geschröpft. Der Gipfel der Gastfreundschaft: Der Vermieter hatte den Stöpsel aus der Badewanne des Appartements entfernt. Wer baden wollte, musste nachfragen – und bekam den Stöpsel erst gegen eine Gebühr von zehn Mark ausgehändigt.

Dies ist nur eine von rund 200 kurzweilige Episoden, die der langjährige Sylter Journalist und Buchautor Frank Deppe für sein neues Buch „Und wo fährt die Kurtaxe ab?“ (Untertitel: „Anekdoten, Kuriositäten, Abenteuerliches – Was Sylt-Urlauber so alles erlebt haben“) zusammengetragen und in verschiedene Kapitel wie „Alkoholisiert“, „Dreist“ oder „Prominent“ gegliedert hat.

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Was der Dichter Matthias Claudius einst wusste, hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt – wie diese Publikation nachdrücklich beweist. Was Sylt-Urlauber so alles erlebt und erduldet haben: Die Vielzahl ungewöhnlicher Geschichten aus Gegenwart und Vergangenheit erzeugen beim Lesen Staunen, Kopfschütteln oder auch Mitleid.

In Unterhose im Orkan

Die Tücken, die im Sylt-Urlaub lauern, sind vielfältiger Natur: Ein Gast, der unfreiwillig in der Unterhose einem Orkan trotzt, oder Touristen, die erstaunt in fremden Betten erwachen. Da geht bei manchem die Angst vor Killeralgen und Haifischen um, während andere teuren Fernverkehr mit Erotik-Hotlines betreiben oder die Bedienung auf dem Tresen strippen lassen. Skurriles, wohin man blickt: Eine vermögende Dame, die ihren Hund mit einem Diamanten-Halsband schmückt, ein Gast, der als erstes sein Hotelzimmer ummöbliert, oder eine Frau in Festrobe, die im Wattenmeer an einem Konzertflügel spielt.

Auch die Prominenz mischt mit

Auch die Prominenz mischt mit: Udo Lindenberg auf der Flucht in die Brandung und Willy Brandt als vermeintlicher Lebensretter, Schimpfe für Schäuble und Bohlen unter Strom. Dieses Buch verleiht jedem Sylt-Urlaub eine besondere Würze – zumal man froh ist, von solchen Widrigkeiten selbst verschont geblieben zu sein. Hoffentlich.