Medizinische Versorgung
Kostenexplosion bei Tierarztrechnung? Leichte Entwarnung und praktische Tipps
Kostenexplosion bei Tierarztrechnung? Leichte Entwarnung und praktische Tipps
Kostenexplosion bei Tierarztrechnung?
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Seit Dienstag gilt die neue Gebührenordnung für Tierärzte. Warum eine Kostenexplosion bei der nächsten Rechnung aber wohl ausbleibt und welche Tipps ein Tierarzt selbst gibt.
Im Jahr 1999 gab es die letzte Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte – kurz GOT genannt. Seit Dienstag gelten nun neue Preise. Und die haben es teilweise in sich. So müssen Katzenbesitzer jetzt beispielsweise für eine allgemeine Untersuchung 32,62 Euro bezahlen – vorher waren es laut GOT knapp neun Euro.
347 Prozent Preissteigerung?
In einigen Medien ist von einer Preissteigerung von bis zu 347 Prozent die Rede. „Theoretisch mag das stimmen, aber praktisch entspricht das nicht der Wirklichkeit”, sagt Gero Masekowsky, Vorstandsmitglied der Tierärztekammer Schleswig-Holstein.
Kosten wurden bereits in den vergangenen Jahren angehoben
Der Grund: Zwar wurden die sogenannten 1-fach Sätze, also der Betrag, den ein Arzt für Behandlung X nehmen muss, angehoben, das bedeutet aber nicht, dass eine Behandlung am Ende jetzt deutlich teurer wird. „Und schon gar nicht 347 Prozent“, sagt Masekowsky. Viele Tierärzte hätten bereits in den vergangenen Jahren den 2- oder sogar 3-fachen Satz für eine Behandlung genommen. „Der Sprung ist also nur theoretisch hoch, praktisch hat ja aber kaum einer nach dem untersten Satz abgerechnet”, weiß der Tierarzt, der zusammen mit Kollegen selbst eine Praxis in Hohenwestedt betreibt.
Tierärzte haben Handlungsspielraum
Einen fixen Preis für eine bestimmte Behandlung auszuweisen sei schlicht unseriös. Denn: Jeder Tierarzt könne selbst entscheiden, welchen Satz er abrechnet. „Billiges Ermessen ist hier das Stichwort“, so der Tierarzt. So können Veterinäre selbst entscheiden, ob sie den 1-facher GOT-Satz, also die Mindestgebühr, den doppelten oder auch den dreifachen Satz abrechnet.
Dabei komme es auf unterschiedliche Faktoren an: „Eine Tierarztrechnung setzt sich aus unterschiedlichen Posten zusammen. Ob und wie Narkosemittel gebraucht oder verabreicht wurde, welche Materialien noch gebraucht wurden und und und. Pauschal kann man da kaum eine verbindliche Aussage treffen. Im Schnitt rechnen wir mit einer Kostensteigerung von 20 bis 25 Prozent,” so der Tierarzt.
Preise für Medikamente nicht betroffen
Medikamentenpreise sind von der GOT nicht betroffen, dafür gibt es das Apothekenrecht. Zwar komme diese Preissteigerung zu einem „unglücklichen Zeitpunkt“, sagt er, „sie war aber bitternötig und wird ja auch schon seit Jahren vorbereitet.”
Tierschutzbund warnt: Tierheime bereits jetzt am Limit
Ellen Kloth, die Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbunds, gönne es grundsätzlich jedem Tierarzt, sieht aber auch den Zeitpunkt als problematisch an. „Wir rechnen in den kommenden Monaten damit, dass mehr Tiere abgegeben werden”, sagt sie. Das Problem: „Tierheime sind vielerorts bereits jetzt mit ihren Kapazitäten am Limit.‘‚ Das könne dazu führen, dass mehr Tiere ausgesetzt werden. „Am Ende ist das ein Teufelskreis, denn auch Fundtiere kommen in der Regel in ein Tierheim.”
Prävention ist die beste Therapie
Was also tun? Kerstin Heidt, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, rät – wie auch Gero Masekowsky und Ellen Kloth – mit seinem Tier regelmäßig zum Tierarzt zu gehen. „Prävention ist die beste Therapie”, sagt sie. Auch zu Tierkrankenversicherungen sind sie einer Meinung: „Das muss man gut durchrechnen. Je nach Risikofaktoren für bestimmte Tiere oder Rassen lohnt sich das schon”, so Heidt. „Junge Tiere zu versichern ist in der Regel einfacher und günstiger.”
Tierkrankenversicherung gut durchrechnen
Dem stimmt auch Gero Masekowsky zu. Er sagt aber auch: „Hier ist es wie bei jeder anderen Versicherung auch: Am Ende muss es sich für die Versicherung lohnen. Wer aber auf Nummer sichergehen möchte, keine großen Rücklagen hat und keine Überraschungen erleben möchte, sollte sich das überlegen.”