Inflation

So geht es den Natur- und Biomärkten in und um Schleswig

So geht es den Natur- und Biomärkten in und um Schleswig

So geht es den Natur- und Biomärkten in und um Schleswig

Marcel Nass/shz.de
Schleswig
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Inhaberin Frauke Heimer ist bei der Entwicklung ihres Biolades „Ringelblume“ in Süderbrarup trotz eines leichten Umsatzrückgangs noch optimistisch. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Während der Naturmarkt in Schleswig und auch der Bioladen „Ringelblume“ in Süderbrarup trotz der aktuellen Krisen noch gut zurechtkommen, musste der vegane Bioladen „Keimblatt“ in Silberstedt vor einigen Wochen schließen.

Spritpreise, Heizkosten, Lebensmittel: In nahezu allen Lebensbereichen müssen Verbraucher derzeit mehr Geld einplanen. Das macht sich auch an den Supermarktkassen bemerkbar. Die Frage stellt sich hier: Was möchten und können sich Kunden in der aktuellen Situation noch leisten? Dass teure Produkte beim Einkaufen immer weniger nachgefragt werden, dürfte keine Überraschung sein. Die Annahme, dass Bio- und Naturmärkten, denen im Vergleich zu herkömmlichen Supermärkten höhere Preise zugesprochen werden, nun jedoch viele Kunden fernbleiben, trifft zumindest im Raum um Schleswig eher weniger zu.

Leichte Kaufzurückhaltung im Schleswiger Naturmarkt

Eine gewisse Kaufzurückhaltung ist allerdings auch im Schleswiger Naturmarkt in der Königstraße zu spüren, wie Marktleiter Peter Schumacher berichtet. „Produkte, die etwas mehr kosten, werden schon seit etwas längerer Zeit weniger nachgefragt. Generell merken wir, dass die Kundenzahlen in den vergangenen Monaten etwas heruntergegangen sind“, sagt Schumacher.

Dennoch stünde es um den Naturmarkt nicht schlecht, da vor allem in der Corona-Zeit ein großes Wachstum erzielt werden konnte. „Da haben wir einen regelrechten Boom erlebt und auch viele neue Kunden dazugewonnen, die heute noch bei uns einkaufen. Der Umsatz ist nun wieder ungefähr auf dem Vor-Corona-Niveau. Da können wir uns nicht beschweren“, sagt der Marktleiter.

Vor allem die Stammkunden sorgen dafür, dass die Umsätze im Naturladen noch im grünen Bereich sind. Zu diesen Kunden gehört auch Silja Reumann aus Busdorf. „Ich bin einfach eine überzeugte Bio-Einkäuferin und komme schon seit vielen Jahren hierher“, sagt die 43-Jährige und ergänzt: „Natürlich ist mir auch aufgefallen, dass das Brot zum Beispiel teurer geworden ist. Allerdings gibt es auch im Biomarkt viele günstige Alternativen.“

Enorme Preisanstiege gibt es laut Naturmarktleiter Peter Schumacher im Bio-Segment aber nicht. Generell sei die Inflationsrate bei Bio-Produkten nicht so hoch wie bei konventionellen Produkten. „Natürlich sind auch bei uns einige Lebensmittel, wie zum Beispiel Brot, etwas teurer geworden, weil sie bei der Produktion höhere Kosten verursachen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Lebensmittel wie Nüsse, die sich im Preis wieder etwas nach unten reguliert haben. Das hängt dann eher mit den Bedingungen bei der Ernte als mit der Energiekrise zusammen“, so Schumacher.

Stammkunden halten dem Süderbraruper Bioladen die Treue

Ähnliche Beobachtungen hat auch Frauke Heimer gemacht, die in Süderbrarup den Bioladen „Ringelblume“ betreibt. Einen Rückgang bei den Kundenzahlen hat aber auch sie beobachtet. „Wir merken tatsächlich auch, dass wir weniger verkaufen. Unsere Stammkunden halten uns aber weiterhin die Treue, was für uns natürlich sehr wichtig ist“, so Heimer. Einzelne Artikel sind auch in ihrem Laden aufgrund der aktuellen Lage etwas teurer geworden. „Bei den Preisen ist die Kluft zu den konventionellen Produkten aber gar nicht mehr so groß“, sagt die Inhaberin.

Auch wenn der Umsatz im Bioladen „Ringelblume“ zuletzt etwas gesunken ist, will sich Frauke Heimer nicht beklagen. „Ich bleibe da ganz optimistisch. Aktuell ist es alles noch in Ordnung“, sagt sie. Man müsse nun sehen, wie das Jahr endet. Für Heimer ist aber klar: „Es gibt keinen Grund zu jammern!“

Anders sieht dagegen die Lage beim veganen Bioladen „Keimblatt“ in Silberstedt aus. Dieser hat seine Türen vor einigen Wochen nämlich komplett geschlossen. Die Inflation und die Energiekrise sind hier aber nicht die Gründe für das Ende des Geschäfts, sagt Inhaberin Anja Pohlmann. „Da dürften einige Gründe zusammenspielen. Auf der einen Seite hat uns die lange Baustelle hier in Silberstedt enorm zugesetzt. Außerdem gehen wohl viele Kunden inzwischen lieber zu Edeka und kaufen dort ihre Bio-Produkte ein“, sagt Pohlmann.

Baustelle sorgte für viele Probleme im Silberstedter Bioladen

Der Laden war durch die Baustelle im Ort zwar durchgehend erreichbar, allerdings wurde er vermutlich nicht mehr so intensiv wahrgenommen. „Als uns die Kunden weggebrochen sind, mussten wir auch Mitarbeiter entlassen und schließlich die Öffnungszeiten reduzieren. Dadurch ist der Laden wohl komplett in Vergessenheit geraten“, sagt die Betreiberin.

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