Preisunterschied bei Sprit

Tankstelle in Seth (DK) will Personal aufstocken – wegen der Kunden aus Nordfriesland

Tankstelle in Seth (DK) will Personal aufstocken

Tankstelle in Seth (DK) will Personal aufstocken

SHZ
Seth/Ellhöft/Braderup
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Billig ist ein relativer Begriff für die aktuellen Spritpreise. Auf jeden Fall kosten Benzin und Diesel jenseits der Landesgrenze wie hier in Seth deutlich weniger als in Nordfriesland. Foto: Hagen Wohlfahrt/shz.de

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Seit knapp einer Woche sind Benzin und Diesel in Dänemark deutlich billiger als Deutschland. Die Tankstelle in Seth kurz hinter dem B5-Grenzübergang Böglum in Ellhöft profitiert davon.

Der Run auf die OK-Tankstelle im dänischen Seth wenige hundert Meter hinter dem Grenzübergang Böglum auf der B5 nördlich von Süderlügum hält an. „Es kommen mehr, als wir gedacht haben“, sagte Torben Christiansen, der die angeschlossene Werkstatt Saed Auto-Service betreibt, shz.de am Mittwoch.

Seit knapp einer Woche liegen die Spritpreise im benachbarten Königreich deutlich niedriger als in Deutschland, was viele Bewohner der Grenzregion ausnutzen. Vor allem am vergangenen Wochenende war der Ansturm groß gewesen, wie Torben Christiansen schon am Montag erzählt hatte.

Das ist auch am Mittwoch um die Mittagszeit so. Privat-Pkw, Handwerker-Pritschen, Baustellen-Lkw – fast alle haben NF-Kennzeichen. Ein Brummifahrer erkundigt sich beim anderen, wie das hier mit den Karten funktioniert. Schließlich erklärt Torben Christiansen dem Mann, welche Kreditkarten am Tankautomaten akzeptiert werden. Der Kunde hat Glück: seine ist dabei, dem Sparen steht nichts im Wege.

Betreuung der deutschen Kunden

Solche Fragen gibt es jetzt häufig, doch eigentlich hat Torben Christiansen in seiner Werkstatt genug zu tun. Deshalb hat er in der Zentrale des Tankstellen-Betreibers OK Bescheid gegeben. „Die müssen dafür jemanden schicken“, sagt Christiansen. Ein Rentner beispielsweise könnte nach seinen Vorstellungen den deutschen Kunden beim Bedienen des Tankautomaten assistieren.

Bis zu 46 Cent Differenz

13,49 Kronen kostet der Liter Diesel zu diesem Zeitpunkt, das sind umgerechnet 1,81 Euro. Super 95 kostet 14,29 Kronen, 1,92 Euro. Zur selben Zeit liegen die Preise südlich der Grenze bei 2,269 Euro für Diesel und 2,239 für Super, abgelesen an Jens' Tanke direkt an der B5 in Braderup. Eine Differenz bei Diesel von knapp 46 Cent, bei Super von knapp 42 Cent.

Anders als in Seth herrscht an der Station in Braderup am frühen Mittwochnachmittag gerade Flaute, kein Auto an den Zapfsäulen zu sehen, keines das ankommt, keines das wegfährt. Eine Momentaufnahme? „Nein, das ist jetzt immer so“, sagt Pächter Jens Drewes, „hoffentlich ändert sich das wieder.“

Der starke Preisanstieg beim Rohöl hängt mit dem Krieg in der Ukraine zusammen, doch nach wie vor fehlt eine schlüssige Erklärung, warum die Spritkosten in Deutschland sehr viel höher angestiegen sind als in Nachbarländern wie Dänemark. Liegt es an der aktuellen Regierung, wie ein Besucher in Jens' Tanke vermutet, oder an einer Mineralölbranche, die einfach kräftig Kasse macht?

Auch beim ADAC tut man sich mit einer Antwort schwer. „Es ist offenbar so, dass in Deutschland die Psychologie des Marktes anders funktioniert“, hatte der für Schleswig-Holstein zuständige Sprecher Rainer Prega shz.de vor einigen Tagen gesagt. Auf jeden Fall seien die Spritpreise hierzulande „deutlich zu hoch“.

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