Flucht

Wie die Ukrainerin Anna Paramonova in Flensburg Fuß fasst

Wie die Ukrainerin Anna Paramonova in Flensburg Fuß fasst

Wie die Ukrainerin Anna Paramonova in Flensburg Fuß fasst

Tilman Wrede/shz.de
Flensburg
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Anna Paramonova am Hafen, einem ihrer Lieblingsplätze in Flensburg. Foto: visuellverstehen / Lars Franzen

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Vor fast sieben Monaten begann der Krieg in der Ukraine. Anna Paramonova und ihr Freund verließen sofort das Land, nach einen halben Jahr in Bukarest leben sie nun in Flensburg. Wie es ist, sein Zuhause zu verlassen und was ihr in Flensburg am besten gefällt.

Der 24. Februar 2022 ist ein dunkler Tag in der Geschichte der Ukraine. Für Anna Paramonova (24) war es nicht nur der Tag, an dem Russland in ihr Heimatland einmarschierte, sondern auch der Tag, an dem sie ihr Heimatland verließ. Für wie lange, weiß sie heute selber nicht. „Über Wochen stand es immer im Raum, aber ich schätze 95 Prozent der Ukrainer hat nicht daran geglaubt, dass es wirklich passiert“, sagt die 24-Jährige. Zusammen mit ihrem Freund bereitete sie sich dennoch auf den Worst-Case vor: „Wir kauften Essen und Benzin auf Vorrat. Wir entschieden, wenn es losgeht, verlassen wir sofort das Land“, erzählt sie mit einem entschlossenen Blick.

Ihre Stimme wird jedoch dünner, wenn sie an ihre Heimat Kiew denkt. „Ich war seitdem nicht mehr dort und weiß auch nicht, wann ich wieder hinfahren werden. Auf jeden Fall erst, wenn der Krieg vorbei ist. Es ist schrecklich, mit diesen Gedanken seine Heimat zu verlassen“, so Paramonova, „Meine Familie ist noch dort, aber in einem ländlichen Gebiet weit weg von der Front. Sie sind in Sicherheit.“ Sie bleibt positiv und lässt sich nicht entmutigen: „Das Leben muss irgendwie weitergehen und ich bin noch jung. Ich nutze die Möglichkeiten, die ich habe und kann mir noch überall ein neues Leben aufbauen.“

Aus der Hotelbranche in die Agenturwelt

Am besagten Tag packten sie ihre Sachen und fuhren mit dem Auto los. Das Ziel war Bukarest, mindestens zwölf Stunden dauert der Weg mit dem Auto. Mit im Gepäck: die Hoffnung auf ein neues Leben. Doch im Nachhinein war diese Zeit eine sehr schwierige. „Ich habe kaum Freunde gefunden und hatte nur Kontakt zu den Kollegen meines Freundes. Gearbeitet habe ich als Freelancer“, so Paramonova.

In Kiew hat sie Tourismus studiert und in der Hotelbranche gearbeitet. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie habe sie sich umorientiert und Gefallen an UX Design gefunden. UX Design ist ein Bereich im Webdesign, der für eine einheitliche und benutzerfreundliche Navigation auf Web-Seiten sicher stellt.

Bessere Jobaussichten in diesem Bereich erhoffte sie sich in Deutschland. „Ich habe 40 bis 50 Bewerbungen geschrieben für so gut wie alle Städte. Nach Frankfurt, München, Hamburg ein paar mehr“, sagt die Ukrainerin. Eine Zusage hat sie in Flensburg von der Agentur „visuellverstehen“ bekommen und ist heute froh darüber. „Ich bin auch ein bisschen müde was Großstadt angeht. Flensburg ist wunderschön. Klein, ruhig und schön. Das gefällt mir. Der Hafen ist einfach toll, da bin ich richtig gerne.“ Eine große Hilfe, um in der Fördestadt anzukommen und sich wohl zu fühlen war ihre Arbeit: „Ich kam mit einem Plan und wurde sofort gut aufgenommen. Meine Kollegen sind sehr hilfsbereit und haben mir den Einstieg sehr leicht gemacht.“

Sprachbarriere nicht immer das Einfachste

Seit knapp einem Monat ist Anna Paramonova mit ihrem Freund nun in Flensburg. „Zu Beginn war es schwierig eine passende Wohnung zu bekommen. Jetzt wohnen wir bei einer netten Frau, die ein Zimmer extra für Ukrainer angeboten hat. Die ist super freundlich und hilft uns, wo es geht. Der ganze Papierkram in Deutschland ist nicht gerade leicht und schnell zu meistern“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Ein großes Problem dabei sei die Sprache, sie selbst spreche nur ein paar Worte deutsch. Unter den Einheimischen sei es aber weniger das Problem, „ich bin überrascht, wie viele Flensburger englisch sprechen. Einen Freundeskreis habe ich noch nicht, aber das wird schon noch.“

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