WOA-Mitgründer Thomas Jensen: „Bauernpower“ hat das Festival gerettet

WOA-Mitgründer Thomas Jensen: „Bauernpower“ hat das Festival gerettet

WOA-Mitgründer Thomas Jensen: „Bauernpower“ hat das Festival gerettet

Anna Krohn
Zuletzt aktualisiert um:
Die Wacken-Gründer bedanken sich bei Helfern und Fans.  Foto: Sonja Broschinsky

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Schlamm und Wassermassen, der daraus resultierende Besucherstopp für das WOA und die Treckerfahrer, die Großartiges leisteten und das noch immer tun, waren das Hauptthema der Abschluss-Pressekonferenz in Wacken. Die Bilanz der Veranstalter,...

Die Matsch-Massen sind da, die kann nun wirklich niemand verschweigen. Und wegen diesen musste erstmals in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Wacken Open Airs (WOA) ein gänzlicher Besucherstopp am Mittwochmorgen (2. August), am Tag des offiziellen Starts des Festivals im Jahr 2023, verhängt werden. Laut den WOA-Veranstaltern befinden sich deshalb derzeit statt rund 85.000 nur 61.000 Ticketinhaber auf dem Festivalgelände.

Dafür kommen in diesem Jahr in Wacken die Treckerfahrer ganz groß raus, so viele wie nie zuvor waren wohl 2023 beim Festival dabei - und sind es noch immer. Ohne sie und ihren unermüdlichen Einsatz hätte das WOA wohl tatsächlich abgesagt werden müssen. Tag und Nacht ackerten sie, zogen fast eine ganze Woche lang Fahrzeuge aus dem Matsch und werden das wohl auch weiterhin tun müssen. Sie leisten Großartiges, und das wurde auch auf der Abschluss-Pressekonferenz für das WOA 2023 am späten Sonnabendnachmittag (5. August) nicht nur einmal betont.

Auch die, die zu Hause blieben oder abreisten, hätten das WOA 2023 erst möglich gemacht

All die Menschen, die das gesamte WOA am Laufen halten, in diesem Jahr aufgrund der katastrophalen Wettersituation umso mehr, kamen bei der Pressekonferenz zusammen: Vertreter von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, Ordnungsamt Schenefeld und wichtige Köpfe der ICS Festival Service GmbH, die hinter dem WOA steht, und natürlich auch die beiden WOA-Gründer und -Veranstalter Holger Hübner (57) und Thomas Jensen (57). Jensen betonte dann auch gleich zu Beginn zur Frage, wie es ihnen gehe:

Das sei zwar schon lange in jedem Jahr so, „dieses Mal gewinnt das für mich aber an besonderer Bedeutung“. Das WOA 2023 sei eindeutig ein Besonderes gewesen, aufgrund der katastrophalen Wetterlage. Statt zu jammern wollte er aber unbedingt loswerden:

Dass die, die nicht beim WOA 2023 dabei sein durften, „unseren Anweisungen gefolgt sind, das habe das Wacken Open Air 2023 erst ermöglicht, das kann man nicht oft genug wiederholen“. Und: Eine „absolut unglaubliche Leistung“ aller Gewerke sei erbracht worden. Auch seitens der Behörden. Man habe eine wahnsinnig große Unterstützung erfahren, von den Bewohnern Wackens, womit immer zu rechnen sei, aber auch von anderer Seite habe es eine große „Solidarität der Musik gegenüber“ gegeben. Da werde er dann auch fast emotional, sagte er mit leicht brüchiger Stimme, und müsse aufpassen: „Ich habe keine Sonnenbrille auf heute.“

Auf dem WOA 2023 herrscht eine Super-Stimmung - trotz allem

Und wichtig sei: „Auf dem Festival herrscht eine Super-Stimmung, da muss man jetzt gerade nur nach draußen gucken.“ Immerhin: Die Sonne schien. Im Laufe des Tages war es immer wärmer geworden.

Das persönliche Resümee seines Kompagnons Holger Hübner fiel so aus:

WOA-Veranstaltungsleiter Daniel Schlatter betonte, man habe zu Beginn dieses WOAs mit „15 bis zu 150 Litern Regen pro Quadratmeter“ kämpfen müssen, und sich mit den Entscheidungen bis zum Schluss schwer getan - doch der Besucherstopp sei unumgänglich gewesen. „Mit Unterstützung aus der ganzen Region“ habe man bis Mittwoch dann noch „raufschaffen“ können auf die Flächen, was ging. Und noch sei der Regen ja nicht vorbei, „für morgen früh ist ja schon wieder welcher angesagt“.

Das gesamte Team habe „Unmenschliches“ geleistet, sagte Jan Struve, der beim WOA als Director Operations für die wichtigsten Abläufe zuständig ist. Und die Arbeiten würden ja noch unermüdlich weiterlaufen, „damit alle gut und heil von unseren Wiesen runterkommen“. 

Tonnenweise Hackschnitzel, Kies und ganz viel Stahl

2500 Kubikmeter Hackschnitzel habe man verteilt, ähnliche Mengen Kies, 12.5000 Quadratmeter Stahl seien ausgelegt worden, 70 Trecker arbeiteten mit ihren Fahrern im Drei-Schicht-Betrieb. Er betonte:

Thomas Jensen nannte es einfach nur: „Bauernpower.“

Wenig Kriminalität, keine dramatischen Verletzungen und kaum Feuerwehreinsätze

Alle mussten lachen, als Frank Matthiesen, Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, sagte: „Ja, wir freuen uns, dass es bald zu Ende ist.“ Er sprach von einer „dreifach heftigen“ Gesamtlage, erst habe die Dürre die Flächen extrem trocken gemacht und dann sei der große Regen gekommen. Ganz klar betone er:

Und was zähle sei: „Es war mit Abstand das sicherste Wacken Open Air, wir haben wirklich sehr sehr wenige Straftaten zu verzeichnen gehabt“, die besondere Situation habe wohl „alle noch mehr zusammengeschweißt“. Volker Böhm, Leiter des Rettungsdienstes, sagte: „Wir hatten keine Ertrinkungsunfälle.“ Und auch da mussten viele schmunzeln.

Außerdem habe es „keine extrem schweren Notfälle und keine besonderen Einsätze“ gegeben. 2500 Hilfeleistungen im Sanitätszelt seien bis Sonnabendnachmittag angefallen, einige hundert hätten ins Krankenhaus gebracht werden müssen, aber „alles im Bereich des normalen Einsatzspektrums“. Und wichtig: „Wir haben immer alles erreichen können, wo wir hin wollten.“

Schenefelds Amtswehrführer Matthias Venohr sagte: „Hier und da brennt mal was, für uns war das ein normales Festival.“ Man sei aufgrund stärkerer Fahrzeuge, die man habe anrücken lassen, gut gerüstet gewesen, aber „auf den Flächen ist kein Blödsinn gemacht worden“.

Ein Drittel der Einnahmen geht den Wacken-Veranstaltern verloren

Thomas Jensen sagte, die Rückerstattung des Ticketpreises an diejenigen, die nicht kommen durften, sei schnell und längst angelaufen, und e hob noch hervor: Ja, man rede da von ein paar Millionen an Einnahmen, die verloren gegangen seien, „ein Drittel unserer Einnahmen“ fehlten nun.

Das WOA stehe aber für „Value before Money“ (Wert vor Geld) - die Leute schmerze, dass sie nicht dort sein und die Bands gucken könnten, „die schmerzt nicht das Geld“. Zum Finanziellen sagt Holger Hübner außerdem: Ab Montag werde man sich dann mit den weiteren wirtschaftlichen Konsequenzen beschäftigen - erstmal sei es wichtig, „dass die Leute sicher und gut abreisen können hier“.

Ticketpreis für Wacken 2024 ist noch geheim

Wieviel ein WOA-Ticket 2024 kosten wird, steht noch nicht fest, „das knobeln wir noch aus“, so Holger Hübner. Der Vorverkauf startet am Sonntag, 6. August, um 20 Uhr - vielleicht ist das WOA 2024 binnen weniger Stunden ja ausverkauft, so wie das WOA 2023. Viele tausend Tickets sind ja schon weg, weil die, die für 2023 eine Karte hatten aber wegbleiben mussten, vom Vorkaufsrecht für 2024 Gebrauch machten. Sie zahlen für ihre Karte soviel wie für 2023, nur 299 Euro.

Mehr lesen

Kulturkommentar

Meinung
Bjarne Wulf Praktikant
„Gewöhnungsbedürftig entschleunigend: Dänische Straßen “