Wirtschaft

Fördern statt funktionieren

Fördern statt funktionieren

Fördern statt funktionieren

Sebastian Möbius/Cornelius von Tiedemann
Apenrade/Aabenraa
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Ralph Böttcher (links) führt sein Unternehmen nach dänischem Vorbild. Foto: Reinhard Witt / www.fotografie-nf.de

Dänische Abenteuerlust statt deutsches Sicherheitsdenken: Der Unternehmer Ralph Böttcher verrät in seinem Buch, wie und weshalb er seine Firma komplett umgekrempelt hat.

Es war der 26. November 2013 um 15.15 Uhr als für Ralph Böttcher klar war, dass er ein Buch schreiben muss. In diesem Moment stellten sich die Weichen für sein zukünftiges unternehmerisches Leben neu. Fünf Monate später mussten sich seine heutigen Mitarbeiter entscheiden, ob sie fortan mit ihm als Chef im Unternehmen arbeiten oder mit den ausscheidenden Partnern ziehen wollen.

„Ein großer Anteil der Mannschaft hat dafür gestimmt, obwohl ich ihnen klargemacht habe, dass es unter meiner Führung nicht immer einfach werden würde. Dass so viele Kollegen trotzdem zu mir gehalten haben, hat gezeigt, dass ich mit meinem Führungsstil doch einiges richtig gemacht habe“, sagt Böttcher. Ab da war ihm klar, dass er das zu Papier bringen muss, was seinen Stil ausmacht, ein Unternehmen zu führen.

Das dänische Prinzip

Herausgekommen ist sein Buch „Die Danmark Methode“. Darin beschreibt Böttcher auf 153 Seiten, warum ein dänischer Führungsstil seiner Meinung nach vorteilhafter ist als einer nach deutschen Richtlinien. Als roter Faden zieht sich ein zentraler Gedanke durch das Buch. Nach dänischem Prinzip stehen laut Böttcher der Mensch und seine Fähigkeiten an erster Stelle.

Bei den deutschen seien Gewinn und Ertrag die wichtigsten Komponenten. Genau das kann gefährlich werden, wie Böttcher anmerkt. „Die Deutschen sind sehr darauf ausgelegt, Fehler zu finden oder den Schuldigen ausfindig machen. So ein Prozess ist wenig zielführend. Die heutige Generation springt nicht mehr, nur weil der Chef es so will.“

„Mentalität kann man nicht durch Maschinen ersetzen“

Die heutige „Generation Y“ von Arbeitnehmern, wie Böttcher sie in seinem Buch nennt, sei mehr auf Abenteuer und Spaß aus. „Das muss man versuchen, mit den Werten von Regeln und Normen in Einklang zu bringen. Genauso versuche ich mit meinen Kollegen zu arbeiten“, sagt der Deutsche.

So soll laut Ralph Böttcher generell der Mensch in den Fokus gerückt werden. „In Dänemark wird in jedem Mitarbeiter das gesucht, was er gut kann und dann so gut es geht gefördert. In Deutschland musst du erst mal Rechnen und Lesen lernen, um dann zu funktionieren.“

Ralph Böttcher findet, dass die Arbeitgeber in Deutschland noch einiges von den dänischen Arbeitgebern lernen können. Foto: Reinhard Witt / www.fotografie-nf.de

Funktionieren hört sich sehr nach Maschinen an, und auch die machen Böttcher Sorgen. Die zunehmende Digitalisierung sieht er teilweise als Gefahr an. „Auch mein Beruf als Steuerberater wird immer mehr wegdigitalisiert. Deswegen lege ich mehr Wert darauf, mein Unternehmen nach dänischer Mentalität zu führen und diese zu fördern, denn Mentalität kann man nicht durch Maschinen ersetzen“, sagt Böttcher lachend.

Jedoch fürchtet er die Digitalisierung im Allgemeinen nicht. „Spezialisten werden auch in Zukunft immer gefragt sein“, sagt Böttcher.

„Man sieht keinem an, was er kann und bewegt hat“

Abschließend erzählt Böttcher im Gespräch mit dem „Nordschleswiger" noch eine kleine Anekdote auf deutsch-dänischer Basis. „Zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit nach meinem BWL-Studium nahm mich mein damaliger Chef und in der Folgezeit seit 15. Juli 1997 Partner in der DanRevisionGruppe, mit nach Dänemark zu einem Geschäftstermin. Hier erlebte ich das erste Mal, dass es einfach nicht möglich ist, an der Hierarchie in Dänemark zu erkennen, wer hier der Eigentümer ist. Der lag nämlich auf dem Fußboden und versuchte, etwas zu reparieren. Einer meiner ersten Eindrücke, die ich von Dänemark erhielt. Man sieht keinem an, was er kann und bewegt hat.“

Wer also mehr von solchen kleinen Anekdoten und über Ralph Böttchers Vision von der erfolgreichen Führung eines Unternehmens nach dänischem Vorbild wissen will, wirft einen Blick in sein Buch „Die Danmark Methode“.

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