Natur und Umwelt

Ein Platz für Blumen, Bienen und Schmetterlinge

Ein Platz für Blumen, Bienen und Schmetterlinge

Ein Platz für Blumen, Bienen und Schmetterlinge

Nele Dauelsberg
Bollersleben/Bolderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Anke Christensen findet in ihrer wilden Wiese immer wieder schöne Blumen. Foto: Karin Riggelsen

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Hummeln, die surren, Bienen, die fleißig Nektar sammeln, und viele Schmetterlinge, die von Blüte zu Blüte flattern – was für den einen Urlaubsfantasie oder Träumerei ist, ist für Anke Christensen Alltag. Seitdem sie ihre absichtlich wilde Wiese hat, kann die 61-Jährige täglich ihre Blumen und Insekten bestaunen.

Freudig empfängt Anke Christensen den „Nordschleswiger“ und zeigt direkt das erste Bild von ihrer neuen 500 Quadratmeter großen Wiese. Es sind viele bunte Blumen und dazwischen grünes Kraut zu erkennen. Wer genauer hinschaut, kann sogar einige Schmetterlinge und Bienen über die Wiese flattern und fliegen sehen. Alles ganz natürlich eben.

Im Frühjahr dieses Jahres begann sie mithilfe ihres Mannes und ein paar Männern aus ihrem Musikverein, die Bäume auf der Wiese zu fällen. „Mein Mann und ich haben uns geeinigt: Er wollte unbedingt Kartoffeln anpflanzen, und ich wollte meine Wiese. Also haben wir einfach beides gemacht!“, erzählt sie strahlend. Nachdem die Bäume gefällt waren, konnte sie auch schon mit den Vorbereitungen beginnen. Sie kaufte Ableger von Stauden und pflanzte diese als Umrandung ein. Für die Wiese nahm sie Samen, die sie über die Jahre gesammelt hat, auch welche vom Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) und verstreute sie. Von da an war die Pflege ihrer Wiese sehr überschaubar. Ihre Stauden muss sie gießen, aber der Rest wächst und gedeiht von allein. Nur im Herbst geht sie einmal mit einer motorisierten Sense über das Feld, damit im nächsten Jahr die Blumen von Neuem wachsen und blühen können.

Gerade diese vielfältigen Blumen sind es, die die Insekten so anziehen. Foto: Karin Riggelsen

Vorbereitung mit Hindernissen

„Vild med Vilje oder auf Deutsch absichtlich wild,“ sagt sie, „davon habe ich schon so viel gehört. Ich wollte das einfach selbst ausprobieren!“ Schon länger plante die naturverbundene Christensen, eine solche Naturwiese anzulegen. Sie besuchte mehrere Vorträge der Organisation „Vild med Vilje“, die sich mithilfe solcher Grünflächen für eine ökologische und vor allem eine wildere Natur in ganz Dänemark einsetzt. Geholfen hat das sehr, meint Christensen. Leider hat sich die Organisation auf Firmen und Institutionen spezialisiert, weshalb sie ihr nicht konkret bei der Planung helfen konnte.

Auch der zweite Versuch, die Wiese mit professioneller Hilfe zu planen, verlief anders, als gewollt. Neben ihrer Arbeit in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade ist Christensen ehrenamtlich für den Sozialdienst Nordschleswig tätig. Dafür wollte sie unbedingt einen Vortrag von Siegfried Exner vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) organisieren. Generell stand sie schon lange mit dem Insektenkenner in Kontakt und erhielt den einen oder anderen wertvollen Tipp. Noch ein bisschen mehr hat sie sich von dem Vortrag erhofft, der dann aber wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte. Doch sonderlich traurig darüber scheint sie nicht. Denn durch den Austausch mit Exner und der Organisation schaffte sie es auch allein, ihre eigene wilde Blumenwiese erfolgreich anzupflanzen.

Ich habe sowieso einen wilden Garten!

Genau das ist die Maxime, mit der Christensen an die Wiese rangeht. Sie muss es im Garten nicht ordentlich und wie gestriegelt haben. Nein, sie genießt es, dass morgens Rehe und ab und zu ein Igel zu ihr auf den Hof laufen. Jetzt kann sie auch noch Bienen und Schmetterlingen, beim Fliegen zuschauen.

„Wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit daran vorbeilaufe, macht mich das richtig glücklich!“ Und nicht nur sie, auch ihre Nachbarn und einige Passanten scheinen sich regelrecht über die Wiese zu freuen. Autos fahren langsamer vorbei, und Fußgänger oder Radfahrer bleiben stehen. Alle gucken sich die Blumen und Insekten an, erzählt die Naturfreundin mit strahlenden Augen. Nicht nur das, die Wiese ist auch ein wunderbarer Ort für neue Kontakte. Immer wieder unterhält sie sich mit ganz neuen Menschen, die alle begeistert sind von ihrem Projekt. Es freut die 61-Jährige, andere ein bisschen glücklich zu machen.

In ihrer Wiese findet die Naturliebhaberin Anke Christensen ganz viel Freude und auch mal einen kleinen Blumenstrauß. Foto: Karin Riggelsen

Mehr als nur Freude verbreiten

Natürlich ist das Ästhetische nicht ihr einziger Grund für das Projekt. „Ich liebe die Natur, und ich finde es schade, dass wir manchmal so wenig davon haben.“ Ihre wilde Wiese ist ihre Art, ein bisschen Natur zurückzuholen. Sie findet es schrecklich, wie manche Menschen damit umgehen. In ihrer früheren Schule, erzählt sie nun etwas bedrückter, gab es immer ganz viel Rasen – frisch gemäht, sauber und ordentlich. Als sie als Kind in der Pause darauf spielen wollte, bekam sie Ärger und eine Strafe. Später wurde der Rasen einbetoniert. So etwas findet Christensen furchtbar. Mit ihrer Wiese versucht sie, genau das Gegenteil zu tun: Sie gibt der Natur Platz, sich endlich frei zu entfalten.

Mit der Wiese werde ich jetzt alt.

Die naturverbundene Christensen ist so verliebt in ihre neue Wiese, dass sie sich gar nicht vorstellen kann, sie irgendwann nicht mehr zu mögen. Es ist für sie und alle Leute, die vorbeilaufen, einfach schön. Deshalb kann sie eine wilde Wiese jedem empfehlen, der die Möglichkeit dazu hat, denn schwierig oder aufwendig ist es auf keinen Fall!

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