Fischzucht

Hoffnungsschimmer: Zumindest das Schlachten steht bevor

Hoffnungsschimmer: Zumindest das Schlachten steht bevor

Hoffnungsschimmer: Zumindest das Schlachten steht bevor

Renz/Rens
Zuletzt aktualisiert um:
Olaf Schmidt-Meyer und Sohn Henk in der neuen Schlachterei mit ausgeklügeltem Sicherheitssystem Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Für die Renzer Fischzucht ist nach der Infektion mit dem Virus IHN eine nicht unerhebliche Schadensbegrenzung in Sicht. Eine eigene Schlachterei zur Verarbeitung der Fische ist so gut wie genehmigt.

„Es müssen noch einige Justierungen vorgenommen werden. Es scheint aber losgehen zu können“, sagt Henk Muus Meyer erleichtert, der in Renz an der Seite seines Vaters Olaf Fische züchtet.

Beide durchleben seit Wochen einen bedrohlichen Existenzkampf. In der Renzer Zucht und in weiteren sieben Betrieben in ganz Jütland ist in den vergangenen Wochen und Monaten die vor allem für lachsartige Jungfische gefährliche, für Menschen aber unbedenkliche Virusinfektion IHN  (Infektiöse Hämatopoetische Nekrose) festgestellt worden.

Die Folge: Keine Fische dürfen in die Farmen hinein oder aus ihnen heraus, und um die betroffenen Farmen ist eine Restriktionszone festgelegt worden, die auch den Betrieb von Angelseen einschränkt.

Kleiner Rettungsanker

Nun scheint zumindest der Super-GAU – die Beseitigung des gesamten Fischbestandes – abgewendet werden zu können.

Bis auf die besagten Justierungen steht im Renzer Betrieb die Verarbeitung der Forellen in einer eigenen Schlachterei kurz bevor. Die Anlage ist speziell auf die Schlachtung von IHN-Fischen ausgerichtet.

Der Verzehr der Fische ist unbedenklich, weshalb das Fleisch in den Handel darf.

 

Mit der in Aussicht stehenden Schlachtung der Fische ist die Stimmung bei Olaf Schmidt-Meyer (r.) und Sohn Henk wesentlich besser. Foto: Karin Riggelsen

„Wir hatten ein sehr konstruktives Gespräch mit der Lebensmittelbehörde, die unserem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen war und umgehend alles begutachtete. Es ist dann doch recht schnell gegangen“, so Olaf Schmidt-Meyer, der das unklare und zögerliche Verhalten der Behörde kritisiert hatte, nun aber lobende Worte findet.

Zeitdruck

In spätestens zwei Wochen hoffe man, mit dem Schlachten loslegen zu können. 500.000 eigene und rund 300.000 Forellen von betroffenen Kollegen sollen bis April geschlachtet werden.

Dann ist Deadline, denn laut bisherigen Behördenauflagen müssen spätestens zu diesem Zeitpunkt alle betroffenen Betriebe ihre Becken leeren und desinfizieren, damit Dänemark wieder IHN-frei werden kann. Dieser Status ist für den Export wichtig.

In der Renzer Zucht waren ohnehin eine kleine Schlachterei mit Räucherei, ein kleiner Hofladen und ein Außenbereich mit Sitzgelegenheit geplant. Dafür sind auch Landdistrikt-Fördermittel zugesagt worden.

„Das ist erst einmal auf Stand-by gesetzt worden. Wegen der Ausgangslage haben wir uns voll auf die Schlachterei für IHN-Fische konzentriert“, erwähnt Olaf Schmidt-Meyer.

Dabei mussten viele Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden.

Kompliziertes Verfahren

Eine spezielle Auffanganlage für das Spülwasser beim Ausnehmen der Fische und dann auch noch ein spezielles Filtersystem für das normale Abwasser mussten installiert werden.

Fischabfälle sind ebenso abzuschirmen und unter verschärften Bedingungen zu entsorgen.

Senior und Junior an der speziellen Absauganlage, die das Spülwasser beim Ausnehmen der Fische auffängt. Foto: Karin Riggelsen

Darüber hinaus musste eine neue große Eismaschine zum Kühlen der verarbeiteten Fische her, und auch eine Sicherheitsschleuse mit Umkleideraum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musste extra eingerichtet werden.

Hohe Investition

Durch die andere Ausgangslage ist die Schlachterei nun vorübergehend größer und auch teurer geworden.

Rund eine Million Kronen sei investiert worden, so Olaf Schmidt-Meyer.

Wenn die IHN-Krise überwunden ist, soll die Schlachterei im neuen Nebentrakt wieder zurückgebaut und die Räucherei, wie geplant, eingerichtet werden, so Henk Muus Meyer.

Die Konzentration gilt nun aber erst einmal dem Schlachten des Fischbestandes mit der Hoffnung, alles zu vernünftigen Preisen in den Handel bringen zu können.

Man stehe im Kontakt zu Abnehmern im Ausland, so Junior Henk, der Bereiche der Anlage selbst fürs Züchten nutzt und südlich der Grenze Angelseen betreibt, die er normalerweise mit eigenen Fischen bestückt.

Insgesamt wird mindestens anderthalb Jahre kein Umsatz gemacht.

Olaf Schmidt-Meyer

Nach Angaben der  beiden Renzer Fischzüchter werden in der Schlachtzeit bis April sechs bis acht Mitarbeiter benötigt. Hinzu kommen sie selbst, und falls nötig, werden vielleicht auch weitere Familienmitglieder eingespannt.

Logistische Herausforderungen

Neben der Schlachtung mit engem Zeitplan kommt eine logistische Herausforderung auf die beiden Unternehmer zu.

Die geschlachteten Fische müssen schnell abtransportiert und am liebsten ohne Zwischenlagerung in Kühlhäusern in den Handel.

In einem Kühllaster können geschlachtete Fische für einen kurzen Zeitraum auf dem Renzer Anwesen aufbewahrt werden, für einen längeren Zeitraum reichen die Kapazitäten allerdings nicht aus.

Olaf Schmidt-Meyer und Sohn Henk haben als Fischzüchter größere Umbaumaßnahmen in die Wege geleitet, um den Schaden in der IHN-Krise so gering wie möglich zu halten. Foto: karin Riggelsen

Mit welchem Umsatz die beiden Fischzüchter rechnen können, ist ungewiss.

„Der Fischverkauf ist ein Tagesgeschäft mit ständig wechselnden Preisen“, so Olaf Schmidt-Meyer.

Hauptsache sei aber, dass man die Fische loswird, deren Wert durch die große Menge in die Millionen geht.

Es sei eine nicht unerhebliche Schadensbegrenzung, wenn alles mit der Schlachtung und dem Verkauf der Fische klappt. Alles andere wäre existenzbedrohend.

Die Lage bleibe nichtsdestotrotz prekär, so Olaf Schmidt-Meyer.

Lange Durststrecke ohne Einnahmen

Seit der Virusinfektion im Mai hat der Betrieb nur Ausgaben gehabt, und nach der kompletten Stilllegung im April folgt eine weitere Durststrecke, da eine neue Zucht erst aufgebaut werden muss.

„Insgesamt wird mindestens anderthalb Jahre kein Umsatz gemacht“, so die Einschätzung des Teichwirts.

Olaf Schmidt-Meyer hat den Durchblick trotz der prekären Lage noch nicht verloren. Foto: Karin Riggelsen

Wenn die Genehmigung endgültig erteilt ist, dann ist die Renzer Schlachterei die einzige Anlage in ganz Dänemark, in der IHN-Fische geschlachtet werden dürfen.

Es könnte allerdings passieren, dass dieses Alleinstellungsmerkmal wegfällt, denn laut der Renzer Teichwirte liebäugele der Staat damit, den IHN-freien Status über den 1. November hinaus aufzuheben und Restriktionen zurückzunehmen.

„Es könnte dabei passieren, dass Fische dann in jeder normalen Schlachterei verarbeitet werden dürften“, erwähnt Olaf Schmidt-Meyer.

Das Einrichten der IHN-Schlachterei in Renz wäre dann quasi nicht nötig gewesen.

Die beiden Teichwirte wollen daran aber erst einmal keinen Gedanken verschwenden. Sie sind bestrebt, sich selbst so gut wie möglich aus der Krise hinauszumanövrieren.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“