Ländlicher Raum

Grenzenlose Ansätze beim SP-Abend

Grenzenlose Ansätze beim SP-Abend

Grenzenlose Ansätze beim SP-Abend

Jündewatt/Jyndevad
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Das Thema „ländlicher Raum" wurde beim politischen Abend der Schleswigschen Partei im Deutschen Haus Jündewatt intensiv erörtert. Foto: kjt

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Beim Themenabend der Schleswigschen Partei (SP) in Jündewatt wurde der Blick unter anderem auf grenzüberschreitende Möglichkeiten zur Stärkung des ländlichen Raumes gerichtet. Der Ladelunder Bürgermeister berichtete von Erfolgen südlich der Grenze. Er würde ganz im Sinne der SP gern mit der dänischen Seite kooperieren.

Da wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht und Daten ausgetauscht, um ein Treffen zu vereinbaren.

Der Gastauftritt von Ladelunds Bürgermeister Lutz Martensen beim SP-Abend im Deutschen Haus Jündewatt zum Thema ländliche Räume endete am Mittwochabend äußerst zielführend.

Er würde mit der 13-köpfigen Gemeindevertretung und weiteren Amtsleuten gern wiederkommen, um über Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten zu sprechen, so Martensen.

Er war auf Initiative von SP-Kandidat Kurt Asmussen aus Pepersmark (Pebersmark) eingeladen worden, um zum Veranstaltungstitel „Es geht auch anders! Politik für den ländlichen Raum“ über die positive Entwicklung in Ladelund zu erzählen.

Inspiration

Asmussen war auf die Erfolge in Ladelund mit steigender Einwohnerzahl aufmerksam geworden und hatte sich in jüngster Zeit, wie berichtet, mit dem „Macher“ aus Ladelund ausgetauscht, um sich zum einen inspirieren zu lassen und zum anderen gemeinsame Strategien zu erörtern.

Das begrüßt der Ladelunder Bürgermeister, denn für ihn gebe es keine Grenze bzw. man sollte sie wegdenken. „Ich sehe uns hier als eine Region“, betonte Martensen im Deutschen Haus.

Damit müsse man offensiv umgehen, und er sei in Sachen grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Kurt Asmussen auf einer Wellenlänge. „Es kann nicht sein, dass wir nicht weiterkommen“, so Martensen.

Vernetzen

Er müsse eingestehen, dass er lange Zeit gar nicht wusste, was sich in Renz und Umgebung so abspielt. „Euch wird es vielleicht ähnlich gehen. Viele wissen vermutlich gar nicht, was bei uns so los ist. Das kann doch nicht sein, und das lasst uns ändern“, so Martensen, der damit auf offene Ohren stieß.

In Renz (Rens) gibt es ein Museum und im gerade einmal sechs Kilometer entfernten Ladelund auch. Das müsse viel besser kommuniziert und verknüpft werden, nannte Lutz Martensen ein Beispiel, wie man mit einem Zusammenrücken voneinander profitieren kann.

„Es gibt so viele tolle Dinge in der Region.“

Der Bürgerbus-Service in Ladelund, der auf Initiative der Ortsansässigen vor rund 14 Jahren ins Leben gerufen worden war und für einen Transport von Alt und Jung sorgt, könnte ja auch über die Grenze fahren, so ein weiterer Ansatz beim Themenabend in Jündewatt.

Einsatz für Zuzügler

Martensen erzählte von der erfolgreichen Erschließung von Baugebieten, für die es eine große Nachfrage gibt. Erfolgsgarant dafür waren neue politische Wege.

Mit den erweiterten Öffnungszeiten konnte die Kinderzahl des örtlichen Kindergartens von 40 auf mittlerweile über 100 angehoben werden.

Es gelang, einen Jugendtreff aufzubauen, dem aktuell 93 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 17 Jahren angehören, ergänzte Martensen.

Ladelunds Bürgermeister Lutz Martensen hatte im Deutschen Haus allerhand zu erzählen. Links SP-Kandidat Kurt Asmussen, rechts Apenrades SP-Vorsitzender Hugo Schmidt Foto: kjt

Er sei ein Freund davon, Strukturen aufzubrechen und sich an Sachen heranzuwagen.

„Man sollte gucken, was geht, und nicht, was nicht geht“, so Ladelunds Bürgermeister.

Miteinander statt nebeneinander

Als weitere kleine Erfolgsgeschichte erwähnt er die Zusammenarbeit mit der Nachschule („ungdomsskole“) der dänischen Minderheit.

„Die haben ihr Dasein gehabt und wir unseres. Jeder hat für sich gemacht. Das kann es doch nicht sein“, so  Martensen.

Auch hier wurde gehandelt.

Er habe sich mit dem Leiter in Verbindung gesetzt. Gemeinsam sei dann eine Fahrrad-Offroadbahn errichtet worden, „um für die Kinder und Jugendlichen ein gemeinsames Angebot zu schaffen und sie vom Computer wegzukriegen“, sagte Martensen.

Ladelund hat einiges in die Wege geleitet, um für jetzige und künftige Bürger interessant zu sein. Zu den großen und kleinen Initiativen gehört unter anderem ein neues Logo mit internationalem Gruß. Foto: kjt

Sein Credo für eine positive Entwicklung im ländlichen Raum: Nichts unversucht lassen, Ideen haben, sie mit Pragmatismus angehen und auch über die eigene Gemeindegrenze hinwegschauen.

Investitionen ermöglichen

Das alles Entscheidende ist das Geld. Das muss vorhanden sein oder zur Verfügung gestellt werden.

Hierbei sind buchstäblich Grenzen gesetzt, so Kurt Asmussen in seinem Wortbeitrag.

Asmussen beklagte, dass die Finanzierungsmöglichkeiten für Privatleute und Unternehmen im ländlichen Raum enorm eingeschränkt sind, weil die dänische Kreditbranche keine Mittel zur Verfügung stellt.

„Wir brauchen Konkurrenz“, so Asmussen mit der Forderung, das deutsche Bankwesen mit ins Boot zu holen.

Die Stärkung des ländlichen Raums ist für SP-Kanditat Kurt Asmussen ein wichtiges Anliegen. Foto: kjt

Er habe sich an Geldinstitute in Flensburg gewandt, sei als Einzelperson mit seinem Anliegen aber nicht weitergekommen. Man müsse im Kollektiv versuchen, hier etwas zu erreichen.

„Wir müssen da was machen“, sagte Asmussen, der den Staffelstab unter anderem auch an den BDN (Bund Deutscher Nordschleswiger) als wichtigen Mitstreiter weitergab.

Negativspirale

Fehlende Investitionsmöglichkeiten im ländlichen Raum führen in einen Teufelskreis. Es siedeln sich kaum Menschen an, Schulen schließen, und es kommt zu einem Abwandern, so Asmussen.

Auch kommunalpolitisch sei eine Rückendeckung unabdingbar, um einen negativen Trend zu verhindern, so Kurt Asmussen, dessen politisches Steckenpferd die Landdistriktpolitik ist.

Zentralisierung vermeiden

Seit der Kommunalreform 2005/2006 habe die Kommune stets versucht, den ländlichen Raum im Blick zu haben und zu fördern, erwähnte SP-Spitzenkandidat Erwin Andresen in seinem Beitrag zur Landdistriktpolitik der Kommune. Andresen ist seit der Reform aktiv als Politiker dabei.

Bei der Zusammenlegung der Kommunen Tingleff (Tinglev), Bau (Bov), Lundtoft, Rothenkrug (Rødekro) und Apenrade (Aabenraa) hätten die Bürger eine Zentralisierung prognostiziert.

„Es gab die große Befürchtung, dass alles nach Apenrade geht“, so Andresen.

Vor diesem Hintergrund sei von Beginn an ein Fokus auf die ländlichen Räume gelegt worden.

Gesprächsrunde im Deutschen Haus Foto: kjt

Man wollte unter anderem verhindern, dass Schulen in kleinen Ortschaften geschlossen werden. Nach dem Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“ sei das geschehen.

„Es ist ja ein SP-Motto, das quasi übernommen wurde“, so Erwin Andresen zum Fingerabdruck seiner Partei.

Ohne Engagement keine Unterstützung

Für das Schulwesen im ländlichen Raum seien über mehrere Legislaturperioden hohe Millionenbeträge in die Gebäudeerhaltung, für Anbauten und auch Neubauten geflossen.

Man sollte gucken, was geht, und nicht, was nicht geht.

Lutz Martensen

Förderprogramme, teils mit staatlicher Unterstützung, haben darüber hinaus Möglichkeiten für die Ortsentwicklung im Allgemeinen eröffnet.

Eine wichtige Voraussetzung ist und war dabei, dass die Bevölkerung vor Ort mitzieht und sich aktiv über Arbeitsgruppen beteiligt, so Andresen.

In allen Gebieten der Kommune hat sich das zum Glück ergeben.

Es haben sich Ortschaften zu Dörferräten zusammengetan und im Paarlauf mit der Kommune (und finanzieller Mittel) sind Entwicklungspläne entstanden, ergänzte der erfahrene SP-Politiker.

Innovation wird belohnt

Wie wichtig Förderprogramme sind, skizzierte SP-Wahlkoordinator Gösta Toft. Er gehört dem Gremium LAG („Lokale Aktionsgrupper“) für die Kommunen Sonderburg (Sønderborg) und Apenrade an.

Toft berichtete, dass das Gremium jährlich etwa 3 Millionen Kronen an innovative Projekte im ländlichen Raum ausschüttet.

Die Fördersumme stammt zu zwei Dritteln von der EU und zu einem Drittel vom Staat.

Auch in Ladelund kennt man diese Fördermöglichkeiten, wie Lutz Martensen einwarf. Am liebsten würde er an noch größere Fördertöpfe herangehen und sich dabei mit den Partnern nördlich der Grenze zusammentun.

„Lasst uns das Geld in die Region holen“, skandierte der 50-Jährige.

Kooperationsbereitschaft

Das kann bei dem geplanten weiteren Treffen in großer Runde nun näher besprochen werden.

Feuer und Flamme für diese Vereinbarung war unter anderem Thore Naujeck, der nicht nur einer der SP-Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl in Apenrade ist, sondern auch als Konsulent für den BDN arbeitet.

„Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist bei uns im BDN ja ein zentrales Thema“, so Naujeck, der sich sogleich bereit erklärte, die Kontaktdaten für das Treffen mit den Ladelundern zu sammeln und weiterzugeben.

Nach fast drei Stunden intensiven Austausches zum ländlichen Raum konnte Hugo Schmidt, Vorsitzender der SP-Apenrade, zum geselligen Abschluss des Treffens überleiten. Bei Kaffee und Kuchen und edlen Tropfen von Rumkenner Curt Jacobsen, Vorsitzender des BDN-Ortsvereins Renz-Jündewatt, ließen die Teilnehmer den Abend ausklingen.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“