Einweihung

Neues Krematorium in Nordschleswig

Neues Krematorium in Nordschleswig

Neues Krematorium in Nordschleswig

Apenrade/Aabenraa
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Das neue Krematorium in der nordwestlichen Ecke des Friedhofes Foto: Karin Riggelsen

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Seit April ist das moderne Krematorium schon in Betrieb. Die feierliche Einweihung musste immer wieder verschoben werden. Am Freitag ist es nun so weit. „Der Nordschleswiger“ hat sich schon vorher dort umschauen dürfen.

Eine milchige Scheibe bestimmt eine ganze Seite des Besucherraums im Krematorium. Auf Knopfdruck verschwindet der Schleier. Das Glas wird durchsichtig und gibt den Blick auf einen großen hellen Raum frei, dessen Zentrum zwei dunkelanthrazitfarbene Metallblöcke einnehmen.

Die Räder öffnen und schließen die Türen zum Ofen. Foto: Karin Riggelsen
Der gesamte Einäscherungsprozess ist computergesteuert und -überwacht. Foto: Karin Riggelsen

Es sind die beiden Öfen des neuen Apenrader Krematoriums. Etwa drei mal fünf Meter misst die Grundfläche. In die Höhe geht es nochmals knapp drei Meter.

Seit April ist das Krematorium in Betrieb, doch konnte es bisher noch nicht eingeweiht werden. „Covid hat es unmöglich gemacht“, erklärt Peter Roust, der Vorsitzende des Gemeinderates.

Doch nun sind die Restriktionen gelockert worden, und am Freitag erfolgt nun die feierliche Einweihung.

Der Eingangsbereich des Krematoriums Foto: Karin Riggelsen
Peter Roust war seit 2016 mit dabei, als der Gemeinderat entschied, ein neues Krematorium zu bauen. Foto: Karin Riggelsen

Die Räumlichkeiten im Krematorium sind modern, funktionell und doch auch freundlich gestaltet. Die automatische Scheibe, die den Besucherraum von der Verbrennungshalle trennt, werde allerdings nur selten genutzt.

„Wir geben den Trauernden die Möglichkeit für ein letztes Geleit, doch die meisten ziehen es vor, in der Kapelle oder der Kirche Abschied zu nehmen“, berichtet der Gemeinderatsvorsitzende.

Die beiden großen Filter entfernen auch die kleinsten Teilchen und entlassen nur noch warme Luft in den Schornstein. Foto: Karin Riggelsen
Der Schornstein ist architektonisch in das Gebäude integriert worden. Foto: Karin Riggelsen

Das eigentliche Herzstück der hochtechnologischen Anlage ist der Technikraum. Dort werden nämlich die Abgase gereinigt. Aus dem Schornstein, der versteckt in die Gebäudearchitektur liegt, komme nur noch warme Luft, erklärt Anlagenleiter Nicholas Coleman.

Durch die Rohre wird die Abwärme in das Fernwärmenetz eingespeist. Foto: Karin Riggelsen

Zwei Filter, je einer für jeden Ofen, sorgen dafür, dass keine Partikel in die Umwelt gelangen. „Die Anlage reinigt sich jeden Abend selbst“, berichtet Nicholas Coleman. Die Öfen kommen übrigens aus England. Sollte es einmal ein Problem damit geben, dann können die Friedhofsmitarbeiter vor Ort telefonisch angeleitet werden, oder – wenn so das Problem nicht gelöst werden kann – kommt ein Mitarbeiter der Firma innerhalb von wenigen Stunden hinzu.

Der Schornstein von innen Foto: Karin Riggelsen

Besonders stolz ist Peter Roust auf die CO₂-neutrale Arbeitsweise der Anlage. „Wir haben eine Solaranlage auf dem Dach, der Ofen wird mit LPG-Gas betrieben und die Abwärme, die hier produziert wird, wird in das örtliche Fernwärmenetz eingespeist“, erklärt er.

Das aus rötlich-braunen, mal helleren, mal dunkleren Ziegeln der hiesigen Firma „Petersen Tegl“ gebaute Gebäude ist neben vier weiteren Bauten übrigens für den Apenrader Architektur-Preis vorgeschlagen.

Eine neu angelegtes Pflanzenbeet schmückt den Bereich vor dem Krematorium. Auf dem Kiesweg geht die letzte Reise zu einem großen schlichten Tor. Von dort führt derv Weg es ins Innere des Gebäudes. Mitarbeiter des Krematoriums unter der Leitung von Nicholas Coleman sorgen ab hier dafür, dass alles seine Richtigkeit hat.

Pietätvoll gehen sie mit den Toten in den Särgen um. Damit es zu keiner Verwechselung kommen kann, erhält jeder Verstorbene eine runde Marke mit einer eigens eingravierten Nummer. Diese Marke folgt der oder dem Verstorbenen von der Ankunft im Krematorium bis in die Urne.

Aus dem Kühlraum holt Mitarbeiter Nicholas Coleman den Sarg. Die Urne (im Karton verpackt) folgt den ganzen Weg über. Foto: Karin Riggelsen
Akribisch wird mehrmals überprüft, ob alles seine Richtigkeit hat. Der gesamte Prozess wird vom Computer überwacht. Foto: Karin Riggelsen
Ein Mechanismus hebt den Sarg auf Höhe des Ofens. Die Tür öffnet erst im letzte Moment, da im Inneren eine Temperatur von 780 Grad herrscht. Foto: Karin Riggelsen
Der Sarg wird automatisch in den Ofen transportiert. Foto: Karin Riggelsen
Nach etwa eineinhalb Stunden werden die sterblichen Überreste im Ofen gesammelt und kommen in einen Metallbehälter. Erst nachdem die Überreste abgekühlt sind, kommen sie in die Urne. Eine Plakette mit einer Nummer folgt jedem Vorgang. Foto: Karin Riggelsen

Das Apenrader Krematorium

Das Krematorium befindet sich im nordwestlichen Teil des Friedhofes. Seit 2016 laufen die Planungen im Gemeinderat für den Neubau. Im Juni 2019 wurde der erste Spatenstich getätigt. Ein Jahr später ist das Gebäude zwar fast fertig, doch es gibt Verzögerungen bei der Fertigstellung. Die beiden Öfen, die ein Unternehmen in England gefertigt hat, konnten wegen der weltweiten Corona-Restriktionen nicht geliefert werden.

Erst im April 2021, mit achtmonatiger Verspätung, konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. Die feierliche Einweihung musste wegen des Virus ebenfalls immer wieder verschoben werden, findet jedoch am Freitag, 10. September, statt.

Fakten:

  • Seit der Inbetriebnahme im April gab es knapp 1.000 Einäscherungen.
  • Die beiden Öfen erreichen Temperaturen von bis zu 1.100 Grad.
  • Eine Einäscherung dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden.
  • Der Einäscherungsvorgang im Krematorium wird zum größten Teil von einem Computer gesteuert und überwacht.
  • 400 Quadratmeter Solarzellen auf dem Dach des Gebäudes sorgen für die Stromversorgung.
  • Die Öfen werden mit Gas betrieben, sodass der Verbrennungsvorgang kein CO₂ produziert.
  • Bis zu 3.500 Einäscherungen können im Jahr durchgeführt werden.
  • Der Bau hat knapp 35 Millionen Kronen gekostet.

Künstliche Gelenke werden nach der Einäscherung gesammelt, von einem niederländischen Unternehmen abgeholt und eingeschmolzen. Daraus entstehen neu Gegenstände aus dem Metall.

 

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