Leitartikel

„Frauen-Power“

Frauen-Power

Frauen-Power

Apenrade/Nordschleswig
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Es hapert in Dänemark weiterhin mit der politischen Gleichstellung, und auch die Schleswigsche Partei steht vor einer wichtigen Aufgabe, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Bei der Kommunalwahl in der vergangenen Woche hat Dänemark ein Etappenziel erreicht: Mehr Frauen werden in den Stadträten und Kommunalvorständen Platz nehmen. Das ist gut so – nicht nur für die Frauen, sondern vor allem für die Demokratie. Aber bis zur Gleichstellung ist es immer noch ein sehr weiter Weg.

Mit 873 Frauen in den Lokalparlamenten wird etwas mehr als jeder dritte Sitz (35,9 Prozent) von einer Frau besetzt. Das sind 3 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren – also nur ein winziger Schritt.

Bei den Spitzenposten hinken die Frauen ebenfalls noch hinterher. Zwar wird es zum Jahreswechsel 19 statt 11 Bürgermeisterinnen geben, doch bei 98 Kommunen ist auch das nur ein Fünftel der Posten.

Geht es in dem Schneckentempo so weiter, erreichen wir erst 2041 eine politische Gleichstellung der Geschlechter.

Natürlich kann man argumentieren, dass Frauen selbst schuld sind: Wenn jede Frau ihre Stimme einer Frau gibt, dann wäre die 50-Prozent-Marke erreicht. Aber so einfach geht die Rechnung nicht auf.

Es fängt bereits bei der Rekrutierung und der Listenplatzierung an. Die Männer kommen (fast) von allein – die Frauen müssen angeworben und überzeugt werden. Das gilt auch für die Schleswigsche Partei (SP).

Die Partei der deutschen Minderheit in Nordschleswig hatte in Tondern, Sonderburg und Apenrade gerade eben 3 Frauen von 11, 15 beziehungsweise 12 Kandidaten. In Hadersleben waren es immerhin 3 von 7. Oder anders gerechnet: Die SP hatte bei der Kommunalwahl in Nordschleswig 12 Kandidatinnen und 45 Kandidaten.

Da ist noch viel Luft nach oben bis zur Gleichstellung, die bedeutet, dass sich die gesamte Minderheit repräsentiert sieht.

Erfreulich ist dabei, dass unter den zehn Mandaten der Schleswigschen Partei immerhin vier Frauen sind. In Sonderburg bilden Christel Leiendecker und Kirsten Bachmann in der SP-Gruppe mit Stephan Kleinschmidt sogar die Mehrheit. In Tondern machen Louise Thomsen Terp und Randi Damstedt exakt die Hälfte der Stadtratsgruppe aus.

Es geht in den kommenden vier Jahren nicht nur darum, dass die Frauen sich in der SP besser positionieren, sondern die Schleswigsche Partei muss aktiv Frauen allen Alters für die politische Arbeit motivieren und anwerben. Zum einen mit einer Strategie und einem eindeutigen Fokus, dass man diesen Weg gehen will. Zum anderen auch durch eine Kulturänderung innerhalb der SP, damit sich Frauen willkommen und wohlfühlen – vor allem aber wegen ihrer Politik und Haltung respektiert werden.

Es wäre ein Durchbruch nationaler Dimension, wenn die SP es schafft, 2025 genauso viele Frauen auf der Liste zu haben wie männliche Kandidaten. Wenn die Schleswigsche Partei Bürgermeister kann, dann müsste eine ausgeglichene Kandidaten-Quote auch drin sein – wenn man will.

 

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