Interview

Bertel Haarder: „Die Grenzschließung war sinnlos“

Bertel Haarder: „Die Grenzschließung war sinnlos“

Bertel Haarder: „Die Grenzschließung war sinnlos“

Kopenhagen/Nordschleswig
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Bertel Haarder scheidet bei der nächsten Wahl freiwillig aus dem Folketing. Foto: Stine Bidstrup/Ritzau Scanpix

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Der frühere Minister spricht im Magazin „Grænsen“ über Grenzkontrollen, die Kultur im Grenzland und das gegenseitige Vertrauen.

Der frühere Minister Bertel Haarder (Venstre) steht der Grenzschließung während der Coronapandemie weiterhin kritisch gegenüber. Das sagt er in einem Interview mit Anna-Lise Bergager in „Grænsen“, dem Magazin des dänischen Grenzvereins (Grænseforeningen).

„Es gab ein Element von Hysterie und Wahnsinn in Verbindung mit den Grenzschließungen unter der Coronapandemie“, sagt Haarder, der im deutsch-dänischen Grenzland in Randershof (Rønshoved) aufgewachsen ist – dort war sein Vater Leiter der Volkshochschule.

Geschlossene Grenzen

Die deutsch-dänische Landesgrenze war während der Coronapandemie zum Teil geschlossen geworden – primär von dänischer Seite aus. Nur Berufspendler und enge Verwandte konnten eine Zeitlang über die Grenze. 

Haarder bezeichnet es als sinnlos, dass nordische und schleswig-holsteinische Bürger nicht die Grenze überschreiten durften, obwohl die Corona-Inzidenzen oft auf demselben Niveau waren.

Haarder: „Schlag gegen das Vertrauen“

„Wir müssen eine ähnliche Diskrimination gegen die Bevölkerung in Grenzgebieten verhindern“, fordert Haarder, der zum Ende dieser Folketings-Legislatur aus dem Parlament scheidet.

Der frühere Minister bezeichnet die Grenzschließung als einen „Schlag gegen das gegenseitige Vertrauen“, das notwendig ist, wenn man im Nachbarland studieren, arbeiten oder ein Haus kaufen möchte.

Bertel Haarder äußert sich kritisch zu den Grenzschließungen während der Coronapandemie. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Vater des Unesco-Vorschlags

Bertel Haarder sitzt seit 1975 im Folketing, war zwischendurch im Europaparlament und hat mehrere Ministerposten bekleidet. Unter anderem war er es, der 2016 als Kirchenminister den Vorschlag machte, das deutsch-dänische Grenzlandmodell für Minderheiten auf die immaterielle Kulturerbeliste der Unesco aufzunehmen.

„Ich hoffe, dass das Grenzland aufgenommen wird, denn es ist ein einzigartiges Gebiet, in dem sich deutsche und dänische Kultur im gegenseitigen Einvernehmen treffen“, sagt Haarder in „Grænsen“.

Derzeit stehen die Chancen allerdings schlecht. Eine Fachkommission hat vorab der Entscheidung am Mittwoch eine negative Beurteilung abgegeben.

Hier kannst du im Magazin Grænsen“ das komplette Interview mit Bertel Haarder lesen (Dänisch).

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