Gesellschaft

PTBS-Diagnose: Künftig sollen die Behörden in der Beweispflicht sein

PTBS-Diagnose: Künftig sollen die Behörden in der Beweispflicht sein

PTBS-Diagnose: Beweispflicht künftig bei den Behörden

dodo/Ritzau
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (Venstre) steht auf der Seite der ehemaligen Soldatinnen und Soldaten. Foto: Ute Levisen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen arbeitet daran, Veteraninnen und Veteranen leichteren Zugang zu Entschädigungen zu ermöglichen, wenn diese im Einsatz traumatisiert wurden. Künftig sollen die Behörden beweisen müssen, dass der Einsatz nicht schuld an der PTBS-Diagnose ist und nicht umgekehrt.

Wie in jedem Jahr am 5. September ehrt Dänemark seine Veteraninnen und Veteranen mit gehissten Dannebrogs überall im Land.

Für Niels Hartvig Andersen, Vorsitzender der Veteranenvereinigung „Danmarks Veteraner“ ist dies nicht genug. Er setzt sich vehement für die rückwirkende Anwendung der Beweislast in Entschädigungsfällen für Veteraninnen und Veteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) ein.

„Wir sollten uns mit Nachdruck den Fällen zuwenden, in denen zuvor eine Absage auf Entschädigung erteilt wurde. Schätzungsweise handelt es sich um mehrere Hundert“, so Andersen.

Behörden in der Pflicht

Er ist überzeugt, dass im Bereich der Entschädigungszahlungen für Veteraninnen und Veteranen, die unter PTBS leiden, der Zweifel zugunsten des Veteranen und nicht des Systems gelten sollte.

Daher begrüßt er die Entscheidung von Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (Venstre), die Möglichkeit einer umgekehrten Beweisführung zu erwägen.

Das würde bedeuten, dass die Behörden nachweisen müssen, dass eine Soldatin oder ein Soldat nicht aufgrund seines Einsatzes an PTBS erkrankt ist. Dies steht im Gegensatz zur derzeitigen Praxis, bei der der Soldat nachweisen muss, dass sein Einsatz die Krankheit verursacht hat.

„Meiner Auffassung nach wäre dies gerechter für die Veteraninnen und Veteranen, und sie werden zweifellos Verständnis dafür haben, dass der Prozess etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Zudem bin ich überzeugt, dass unter einer solchen Regelung mehr von ihnen Anspruch auf Entschädigung erheben könnten“, sagt Andersen.

Minister will mehr Anerkennungen

In einem Interview mit der Zeitung „Berlingske“ äußert sich der Verteidigungsminister dahingehend, dass mehr Veteraninnen und Veteranen ihre PTBS-Diagnose als berufsbedingte Verletzung anerkannt bekommen sollten und ihnen folglich Entschädigungen zustehen.

Aus diesem Grund hat er eine umfassende Analyse des Themas in Auftrag gegeben, die voraussichtlich Anfang 2024 abgeschlossen sein wird.

Troels Lund Poulsen äußert sich unter anderem gegenüber „Berlingske“ wie folgt: „Ich bin offen dafür zu prüfen, ob die umgekehrte Beweisführung die richtige Lösung darstellt.“

Dachorganisation freut sich

Auch Claus Stenberg, Sprecher der Dachorganisation „Veteranalliancen“, unterstützt die Idee einer umgekehrten Beweisführung und plädiert dafür, diese rückwirkend anzuwenden.

„Natürlich sollte dies auch für bereits abgelehnte Fälle gelten“, sagt Stenberg und fügt hinzu, dass seiner Meinung nach diese Regelung bis in die 1990er-Jahre zurückreichen sollte.

Er schätzt, dass bis zu 400 Personen davon betroffen wären.

Mehr lesen
veganer Burger

Leitartikel

Fleischlose Revolution: Supermärkte ändern sich

Apenrade/Aabenraa In Berlin eröffnet die Supermarkt-Kette Rewe den ersten Supermarkt ganz ohne tierische Produkte, während man als Vegetarier oder Veganer Produkte ohne tierische Inhaltsstoffe in nordschleswigschen Läden oft lange und mitunter vergeblich suchen muss. Dänemark will bei dem Thema zwar aufholen, hinkt dem Nachbarn aber um Jahre hinterher. Es muss kein Fleisch auf den Teller, schreibt Gerrit Hencke in seinem Leitartikel.