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Hækkerup: Jobwechsel war eigene Entscheidung

Hækkerup: Jobwechsel war eigene Entscheidung

Hækkerup: Jobwechsel war eigene Entscheidung

wt/ritzau
Kopenhagen
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Nick Hækkerup nach seiner Abschiedsaudienz bei der Königin Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

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Der zurückgetretene Justizminister sagt, er wolle außer Politik noch etwas anderes probieren. Er wird Direktor des Brauereiverbandes.

Nick Hækkerup (Soz.) versteht durchaus, dass sein Wechsel vom Justizministerium an die Spitze des Brauereiverbandes, Bryggeriforeningen, Verwunderung ausgelöst hat. Das sagte er im Anschluss an seine Abschiedsaudienz bei der Königin.

„Aber ich bin nicht festgefahren. Ich habe Freude an der dänischen Politik und sie gefällt mir, aber ich möchte in meinem Leben auch gerne etwas anderes probieren“, sagte der 54-Jährige.

 

Zwei Affären 

Am späten Abend teilte er mit, dass er seinen Ministerposten abgibt und nach 15 Jahren das Folketing verlässt. Stattdessen tritt er zum 1. Juni den Posten als Direktor der Interessenorganisation Bryggeriforeningen an.  

„Es ist meine eigene Entscheidung“, betont Hækkerup, der in der Hierarchie der sozialdemokratischen Ministerriege ganz oben angesiedelt war.

Der Rücktritt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem zwei Affären den nun ehemaligen Justizminister belasten könnten. Zum einen wird die Minkkommission im Juni ihren Bericht abgeben. Nach den Aussagen vor der Kommission deutet wenig jedoch darauf hin, dass Hækkerup persönlich verantwortlich gemacht werden kann.

Geheimdienst-Fall

Beim anderen Fall geht es um die Verhaftung des Chefs des militärischen Nachrichtendienstes FE, Lars Findsen. Ihm und dem ehemaligen Verteidigungsminister Claus Hjorth Frederiksen (Venstre) wird Hochverrat wegen der Weitergabe von sensiblen Informationen vorgeworfen. Es ist Aufgabe des Justizministers, zu entscheiden, ob Anklage erhoben werden soll. Hækkerup hat jedoch betont, er sei über die Bezichtigungen lediglich informiert gewesen.

Am Montag sagte er, er hätte sich gewünscht, die beiden Fälle als Justizminister abschließen zu können.

„Aber im Justizministerium gibt es laufend Sachen, und wenn eine Möglichkeit wie der Brauereiverband auftaucht, muss man zuschlagen. Und die Fälle werden so oder so ihren Abschluss finden“, meint er.

Unterstützung von Vorgänger

Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) bestreitet ebenfalls, die beiden Fälle seien Ursache für Hækkerups Rücktritt.

Auch sein einstiger Studienfreund, der ehemalige Venstre-Justizminister Søren Pind, warnt vor „Verschwörungstheorien“. Auf Facebook schreibt er, er habe mehrfach mit Hækkerup über ein Leben nach der Politik gesprochen.

„Seine Beweggründe soll er natürlich selbst darlegen – aber ich kann dafür einstehen, dass der Gedanke über lange Zeit gereift ist“, so Pind, der auf den Tag genau vor vier Jahren seinerseits seinen Rücktritt als Justizminister bekannt gegeben hatte.

Von 2000 bis 2007 war Nick Hækkerup Bürgermeister von Hillerød.

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