Anschuldigungen

Naser Khader fliegt aus der Partei

Naser Khader fliegt aus der Partei

Naser Khader fliegt aus der Partei

Kopenhagen/Egelund
Zuletzt aktualisiert um:
Naser Khader beteuert weiterhin seine Unschuld. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Konservativen haben das profilierte Mitglied Naser Khader nach Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe aus der Partei ausgeschlossen. Die Partei hat die Anschuldigungen von Anwälten untersuchen lassen.

Naser Khader ist nicht mehr Mitglied der Konservativen. Das teilte der Parteivorsitzende Søren Pape Poulsen bei einer Pressekonferenz mit. Khader selbst bestätigte die Information zeitgleich in einem Facebook-Posting.

Anwälte haben im Auftrag der Partei Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe und Belästigungen von Khaders Seite untersucht. Laut Pape Poulsen umfasst die Untersuchung sieben Frauen, die von Übergriffen berichten, sowie 17 Zeugen.

Es seien bislang nicht bekannte Anschuldigungen darunter. Der jüngste Fall stamme aus dem Jahr 2017.

„Ich bin der Auffassung das Naser Khader nicht Mitglied der Konservativen Folkspartei sein kann“, so Pape Poulsen.

 

Blitzanalyse

Keine Alternative zum Ausschluss

Für den Vorsitzenden der Konservativen, Søren Pape Poulsen, gab es keinen anderen Ausweg: Er musste Naser Khader aus der Partei ausschließen. Zu schwerwiegend waren die Anschuldigungen gegen den prominenten Politiker.

Sieben Frauen haben gegenüber Anwälten von sexuellen Übergriffen und Belästigungen berichtet. Unterstützt werden die Aussagen laut Pape Poulsen von 17 Zeugen. Wir kennen das Ergebnis der Untersuchung der Anwälte zwar nicht im Einzelnen, da es unter Verschluss gehalten wird.

Wir kennen jedoch die Beschreibungen von fünf Frauen, die gegenüber „DR“ teils anonym, teils namentlich von Übergriffen berichten. Die Beschreibungen sind in einer ganz anderen und deutlich schwerwiegenderen Kategorie als die Vorwürfe, die gegen Morten Østergaard, Frank Jensen und Kristian Hegaard erhoben worden sind.

Daher ist es wohl keine gewagte Annahme, dass Pape Poulsen sich bereits nach diesen Berichten im stillen Kämmerchen auf den notwendigen Schritt gefasst machte. Er benötigte jedoch die handfesteren Indizien, die der Anwaltsbericht liefert.

Gewiss, rein prinzipiell kann man die von Khader beteuerte Unschuld nicht endgültig von der Hand weisen, solange es kein Gerichtsurteil gibt. Doch rein politisch ist eine Person, die so ernsten Anschuldigungen ausgesetzt ist, nicht tragbar.

Die Hauptperson selbst hat sich mit den eigenen Auftritten auch keinen Gefallen getan. Wer sich nach einer Krankschreibung in den sozialen Medien mit nackten Oberkörper abgebildet zurückmeldet, der hat – ob schuldig oder nicht – den Ernst der Lage noch nicht einmal im Ansatz erfasst.

Walter Turnowsky

Schwerwiegende Anschuldigungen

Der Fall kam ins Rollen, als fünf Frauen Anfang Juli gegenüber „DR“ von sexuellen Übergriffen durch Khader erzählten. Eine Frau berichtete er habe sie bei einem Gespräch über ein Buchprojekt in seiner Wohnung auf sein Bett gezwungen, und versucht sich die Hose aufzuknöpfen. Sie habe sich befreien können und ist aus der Wohnung entkommen.

Eine andere Frau schilderte er habe sie mit Körpergewalt zu Fellatio und anschließend zu Geschlechtsverkehr gezwungen.

Khader hat gegenüber „DR“ die Darstellung der fünf Frauen bestritten.

Als Reaktion auf die Anschuldigungen ließ Parteichef Pape Poulsen die Anwaltsuntersuchung einleiten. Auf der Grundlage der Ergebnisse sei ein einiger Geschäftsausschuss zu dem Beschluss gelangt, Khader auszuschließen.

„Es war eine gründliche Untersuchung, die den Sommer über durchgeführt wurde“, so der Vorsitzende.

Khader streitet Schuld ab

Der Beschuldigte hält an seiner Unschuld fest. Er spricht auf Facebook von „Behauptungen, Gerüchten und Tratsch“.

„Ich bin erschüttert darüber, dass die Beweislast umgekehrt worden ist, und ich meine Unschuld in Fällen beweisen muss, die bis zu 21 Jahre zurückgehen“, schreibt er auf Facebook.

Er verweist darauf, dass keine der Frauen ihn angezeigt habe.

„Ich bin überzeugt, dass keiner der Fälle vor Gericht Bestand haben wird – das wird die Zukunft zeigen“, meint er weiter.

Letzteres spielt darauf an, dass er laut „Politiken“ plant, mehrere der Frauen wegen Beleidigungen zu verklagen.

Pape Poulsen sieht Khaders Rechtssicherheit nicht bedroht.

„Ich bin mir in meiner Sache sicher. Es ist das Richtige, sich von Khader zu verabschieden. Ich erkenne kein Rechtssicherheits-Problem darin, dass eine Vereinigung entscheidet, wer Mitglied sein darf“, sagt er.

Mehr lesen