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Tabakprodukte im Supermarkt könnten bald Geschichte sein
Tabakprodukte im Supermarkt könnten bald Geschichte sein
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Nach Initiativen für mehr Ökologie und weniger Lebensmittelverschwendung nimmt der Lebensmittelhandel jetzt das Tabaksortiment unter die Lupe. Den ersten Schritt macht Lidl. Die Supermarktkette will bis 2029 alle nikotinhaltigen Produkte aus dem Sortiment entfernen. Weitere Supermärkte könnten folgen.
Lange standen die Zigarettenpackungen sichtbar an der Supermarktkasse im Regal, eingeschweißt in individuellen Verpackungen in unterschiedlichsten Farben. Inzwischen wurden sie nicht nur von der sichtbaren Verkaufsfläche verbannt, sondern sind auch allesamt einheitlich verpackt. Jetzt erfolgt der nächste Schritt: Die erste Supermarktkette läutet das langsame Ende für Tabakwaren ein und will Zigaretten ganz aus dem Sortiment nehmen.
Erste tabakfreie Supermarktfiliale
Lidl plant, im Laufe dieses Sommers, 20 Prozent seiner Zigaretten zu entfernen. Gleichzeitig werden alle Filialen, die künftig neu eröffnet werden, erst gar keine Tabakprodukte anbieten.
Es herrscht kein Zweifel daran, dass wir dadurch Umsatzeinbußen erleiden werden. Aber noch wichtiger ist, dass wir die Agenda von Kræftens Bekæmpelse für eine rauchfreie Generation unterstützen.
Khalil Jehya Taleb, stellvertretender Einkaufsdirektor, Lidl
Die erste tabakfreie Supermarktfiliale soll am Donnerstag dieser Woche in Hjørring eröffnet werden. Spätestens bis 2028 sollen Tabakprodukte in sämtlichen 139 Lidl-Filialen der Vergangenheit angehören.
Nach Ansicht des stellvertretenden Einkaufsdirektors von Lidl Dänemark, Khalil Jehya Taleb, hat die Supermarktkette eine Verantwortung den Verbraucherinnen und Verbrauchern gegenüber. „Es herrscht kein Zweifel daran, dass wir dadurch Umsatzeinbußen erleiden werden. Aber noch wichtiger ist, dass wir die Agenda von Kræftens Bekæmpelse für eine rauchfreie Generation unterstützen.“
Er hofft, dass die Initiative auf die Konkurrenz überspringt, die über wesentlich mehr Filialen verfügt als die 200, auf die Lidl bis Ende kommenden Jahres anwachsen will. Von Aldis Ausscheiden aus dem dänischen Markt hat unter anderem Rema 1000 profitiert. Das Unternehmen wird künftig mehr als 450 Filialen haben. Netto übernimmt ebenfalls einige der ehemaligen Aldi-Filialen und nähert sich damit 550 Zweigstellen.
Konkurrenz wird nachfolgen
Dorte Wimmer, Direktorin beim Retail Institute Scandinavia, das den Einzelhandel analysiert, ist überzeugt, dass sich der Entschluss von Lidl schnell weiterverbreiten wird. „Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass die Konkurrenz, sobald eine Supermarktkette mit markanten Maßnahmen wie dem Entfernen von Käfigeiern oder Initiativen gegen das Verschwenden von Lebensmitteln auf den Plan tritt, so etwas sehr schnell kopiert.“
Einerseits ist sie überrascht darüber, dass der Entschluss zum jetzigen Zeitpunkt kommt, da es sich um eine Warengruppe handelt, die seit vielen Jahren Teil des Einzelhandels ist. „Aber auf der anderen Seite ist es der nächste Schritt in der Wertedebatte, die die Discounter angestoßen haben – sowohl mit Ökologie als auch Lebensmittelverschwendung. Und jetzt geht es also um eine Haltungsänderung bei Zigaretten“, sagt sie.
Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass die Konkurrenz, sobald eine Supermarktkette mit markanten Maßnahmen wie dem Entfernen von Käfigeiern oder Initiativen gegen das Verschwenden von Lebensmitteln auf den Plan tritt, so etwas sehr schnell kopiert.
Dorte Wimmer, Direktorin, Retail Institute Scandinavia
Freude bei Kræftens Bekæmpelse
Kræftens Bekæmpelse ist von der neuen Initiative begeistert. Projektchef Niels Them Kjær ist überzeugt, dass sie dazu beitragen wird, dass weniger Kinder und Jugendliche rauchen. „Es ist ein großer Schritt und kann eines Tages zu einem endgültigen Aus des Tabak- und Nikotinverkaufs führen“, sagt er.
Entscheidend sei allerdings, dass sich die Initiative weiterverbreite. Dann ergäben sich ganz neue Möglichkeiten, dem Tabakkonsum vorzubeugen, wodurch es vielen Menschen leichter fallen dürfte, mit dem Rauchen aufzuhören. In den Niederlanden hat sich das Ende des Tabakverkaufs bei Lidl bereits weiterverbreitet. Dort dürfen Supermärkte ab dem kommenden Jahr gar keine Tabakwaren mehr verkaufen.
Es ist ein großer Schritt und kann eines Tages zu einem endgültigen Aus des Tabak- und Nikotinverkaufs führen.
Niels Them Kjær, Projektchef, Kræftens Bekæmpelse
„Das ist vielleicht ein etwas mutiger Traum. Aber auf Grundlage der Erfahrungen aus den Niederlanden glaube ich, dass es sich zu einer Wellenbewegung ausweiten kann“, sagt Niels Them Kjær.
Coop will an Zigarettenverkauf festhalten
Bei Coop, das hinter Ketten wie Kvickly und SuperBrugsen steht, hat man hingegen noch nicht vor, dem Beispiel von Lidl zu folgen. Der Konzern möchte zwar dazu beitragen, dass es 2030 die erste rauchfreie Generation gibt, indem Tabakprodukte nicht mehr sichtbar in den Geschäften ausliegen und sich die jungen Menschen ausweisen müssen. „Aber wir möchten erwachsene Menschen nicht daran hindern, dass sie die Waren kaufen können, die sie benötigen. Und erst recht nicht an den zahlreichen Orten, an denen wir das einzige Geschäft sind“, so der Coop-Konzern in einer schriftlichen Stellungnahme.