Klimatechnologie
Die Jagd auf klimaschädliches CO2 hat begonnen
Die Jagd auf klimaschädliches CO2 hat begonnen
Die Jagd auf klimaschädliches CO2 hat begonnen
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Sollen die Klimaziele erreicht werden, ist es unumgänglich, klimaschädliches Kohlendioxid im Untergrund einzulagern. Jetzt sollen Subventionen in Milliardenhöhe dazu beitragen, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Nach Ansicht einer staatlichen Geologin bietet Dänemarks Untergrund ausreichend Platz, um CO2 einzulagern.
Sobald der Rauch aus den großen Schornsteinen der Wärmekraftwerke überall im Lande emporsteigt, gelangt CO2 in großen Mengen die Atmosphäre und trägt zur globalen Erderwärmung bei.
In Zukunft jedoch soll das Kohlendioxid eingefangen werden, ehe es überhaupt austreten kann, und stattdessen in den Untergrund geleitet werden.
Die Technologie ist von entscheidend, um die Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig ist sie jedoch im großen Stil noch weitestgehend unerprobt. Jetzt soll ein Betrag in Milliardenhöhe der Entwicklung einen gewichtigen Schub verpassen.
Ich bin überzeugt, dass das Abenteuer mit den Windrädern nicht so groß geworden wäre, wenn es keine staatlichen Subventionen gegeben hätte, und ich glaube, dass wir jetzt dasselbe bei der CO2-Einlagerung sehen.
Nina Skaarup, staatliche Geologin, Geus
Subventionen in Milliardenhöhe geplant
Im Mai soll über den ersten Teil einer Ausschreibung entschieden werden, die finanzielle Zuschüsse in Höhe von 16 Milliarden Kronen über einen Zeitraum von 25 Jahren vorsieht. Nach Einschätzung von Nina Skaarup, staatliche Geologin bei Geus (De Nationale Geologiske Undersøgelser for Danmark og Grønland), kann diese Summe dazu beitragen, dass die erforderliche technologische Entwicklung in Gang gesetzt wird.
„Ich bin überzeugt, dass das Abenteuer mit den Windrädern nicht so groß geworden wäre, wenn es keine staatlichen Subventionen gegeben hätte, und ich glaube, dass wir jetzt dasselbe bei der CO2-Einlagerung sehen“, sagt sie.
Dänemark würde über ausreichend Platz im Untergrund verfügen. So biete bereits das Gebiet unterhalb von Gassum in Ostjütland, das derzeit genauer untersucht wird, ausreichend Platz, um dort die CO2-Ausstöße von mehreren Hundert Jahren einzulagern.
„Dort können sehr große Mengen gespeichert werden – und wir schauen uns auch weitere Stellen an“, sagt Nina Skaarup.
Ohne CO2 einzulagern blieben Energieziele unerreichbar
Dänemark hat sich das Ziel gesetzt, 2030 70 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990. Derzeit ist ein umfassender Wechsel von fossiler auf nachhaltige Energie im Gange. Außerdem liegt ein weiterer Fokus darauf, die Energieeffizienz zu steigern. Allerdings reichen die diesbezüglichen Maßnahmen nach Ansicht des Energiesektors und der Industrie nicht aus, um die Ausstöße in ausreichendem Maße zu reduzieren.
Deshalb kann eine Lösung darin bestehen, CO2 einzufangen und zu speichern. Im März wurde im Rahmen eines Pilotprojekts erstmals CO2 in einem ausgedienten Ölfeld in der Nordsee gespeichert. Das CO2 stammt von einer belgischen Chemiefabrik, aber in Zukunft soll es auch in Dänemark eingefangen werden. Zwei Akteure kämpfen derzeit darum, einen Teil der Milliardensubventionen zu ergattern. Dabei handelt es sich um Vestforbrænding, die CO2 aus ihrer Anlage in Glostrup einfangen wollen, und Ørsted, die Kohlendioxid aus ihren Anlagen in Kalundborg und Kopenhagen einlagern wollen.
Hohes Zutrauen vonseiten der Regierung
Während wir relativ weitgekommen sind, um CO2 im Untergrund einzulagern und es dort zu überwachen, befürchtet Nina Skaarup, dass derartige Initiativen dazu führen können, das Erreichen der Klimaziele auszubremsen.
„Nicht, weil die Leute nicht hart arbeiten würden, sondern weil es sich um eine neue Technologie handelt, die in großem Umfang umgesetzt werden muss, um die gesteckten Ziele zu erreichen“, sagt sie. Außerdem könne der Transportsektor zu Problemen führen, da hier hohe Kosten anfallen würden.
Wenn wir uns einmal vorstellen, dass die Reduktionen aus dem Transportsektor gewonnen werden sollten, dann würde es erforderlich sein, dass wir 1,3 Millionen fahrtüchtige Benzinautos verschrotten – oder mehr als die Hälfte des zu erwartenden Autobestandes.
Lars Aagaard (Moderate), Klimaminister
Sollte Vestforbrænding die Ausschreibung gewinnen, soll CO2 über Rohrleitungen nach Stenlille auf Westseeland transportiert und dort im Untergrund eingelagert werden. Ørsted plant, sein CO2 in den norwegischen Teil der Nordsee zu verschiffen und es dort einzulagern.
Die Regierung setzt großes Zutrauen in die Technologie, die 2030 Reduktionen in Höhe von 3,2 Millionen Tonnen ermöglichen soll – fast ein Sechstel dessen, was derzeit noch an Reduktionen fehlt, um das 70 Prozent-Ziel zu erreichen.
Technik mit großen Unwägbarkeiten verbunden
Dies hat zu Kritik von unabhängigen Beraterinnen und Beratern im Klimarat geführt, da sie die Maßnahmen als eine der großen Unwägbarkeiten auf dem skizzierten Weg zum Ziel sehen. Grüne Stimmen haben bereits zu einem früheren Zeitpunkt ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass es sich um eine Art Entschuldigung handeln könne, um weiterhin fossile Brennstoffe im großen Stil nutzen zu können, die anschließend eingelagert würden, anstatt sie zu reduzieren.
Klimaminister Lars Aagaard (Moderate) räumte im März ein, dass die Technologie mit Risiken verbunden sei. Allerdings glaubt er nicht daran, dass wir die Ziele ohne diese Maßnahmen erreichen können.
„Wenn wir uns einmal vorstellen, dass die Reduktionen aus dem Transportsektor gewonnen werden sollten, dann würde es erforderlich sein, dass wir 1,3 Millionen fahrtüchtige Benzinautos verschrotten – oder mehr als die Hälfte des zu erwartenden Autobestandes. Das ist kein Pappenstiel. Deshalb glaube ich nicht, das CCS – wenn ich es denn so formulieren darf – so dumm klingt“, sagte er in einer Fragestunde als Reaktion auf die Kritik des Rates.
Ohne Alternative
Auch für Nina Skaarup gibt es keine Alternativen, wenn die Temperatursteigerungen auf 1,5 Grad begrenzt werden sollen, wie es das Pariser Abkommen vorsieht. „Wir müssen das CO2 einfangen und es im Untergrund einlagern, wo es dauerhaft verbleiben soll“, sagt sie.